Bahnhof Bad Hersfeld
Der Bahnhof Bad Hersfeld ist ein an seiner heutigen Stelle 1883 eingeweihter Durchgangsbahnhof in Bad Hersfeld. Er ist der Bahnhofskategorie 3 zugeordnet, ist ein ICE- und IC-Halt und bildet einen ÖPNV-Knoten in Nordhessen.
Bad Hersfeld | |
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Empfangsgebäude des Bahnhofs Bad Hersfeld mit Vorplatz | |
Daten | |
Bauform | Durchgangsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 5 (1–4, 6) |
Abkürzung | FBHF |
IBNR | 8000020 |
Preisklasse | 3 |
Eröffnung | 1866/1883 |
Profil auf Bahnhof.de | Bad-Hersfeld-1035256 |
Architektonische Daten | |
Baustil | Neuromanik |
Architekt | Paul Rowald |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bad Hersfeld |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 52′ 12″ N, 9° 42′ 57″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Hessen |
Seit 2006 bedient die cantus Verkehrsgesellschaft mbH im Regionalverkehr die Linie RB 5 von Fulda über Bad Hersfeld und Bebra nach Kassel.
Geschichte
Der Bahnhof wurde mit der Bahnstrecke Bebra–Fulda im Jahr 1866 eröffnet, wobei er zwischen Januar und Oktober Endpunkt der Strecke von Bebra war. 1906 wurde die Strecke nach Oberaula und Treysa in Betrieb genommen. Diese Strecke ist nur noch im Güterverkehr bis Niederaula in Betrieb, der Personenverkehr wurde am 2. Juni 1984 eingestellt. 1912 wurde die Hersfelder Kreisbahn nach Heimboldshausen in Betrieb genommen, hier endete der Personen- und Güterverkehr 1993.
Empfangsgebäude
Zur Eröffnung des Streckenabschnittes Bebra – Bad Hersfeld am 22. Januar 1866 wurde als Empfangsgebäude lediglich ein Provisorium errichtet, die so genannte „Bude“. Grund war offensichtlich der Deutsche Krieg. Das Provisorium bestand 17 Jahre und wurde noch erweitert. Das holzverschindelte Gebäude existiert südlich des heutigen Empfangsgebäudes immer noch. Dieses wurde durch den Architekten Paul Rowald geplant, der zu dieser Zeit beim bautechnischen Büro der Frankfurter Eisenbahndirektion arbeitete und 1883 eröffnet.
Das Gebäude ist ein zweistöckiger Sandsteinbau im Stil der Neuromanik. Es soll einen Bezug zur Stiftsruine herstellen.[1] Die Stockwerke werden von einem Gesims getrennt, der sich um das gesamte Gebäude zieht. Der Sandstein für den Bahnhof kam von einem Steinbruch bei Jossa. Das Bahnhofsgebäude hat einen rechteckigen Mittelbau, der in seiner langen Front, zum Bahnhofsvorplatz hin, einen Risalit aufweist. Er läuft in einem Zwerchgiebel aus, der durch einen Gesims getont wird. In dem Giebel ist eine Bahnhofsuhr eingebaut. In dem Risalit ist der ebenerdige Haupteingang, der die Form eines Rundbogens hat, das „typische Erkennungsmerkmal“ von romanischen Bauten. Diese Form taucht in allen Erdgeschossfenstern und den Fenstern in den Giebeln wieder auf. An beiden Seiten von diesem Mittelbau erheben sich zwei spiegelgleiche Gebäudeflügel, die sowohl an der Vorderseite, als auch an der Hinterseite etwas vor den Mittelbau vorspringen. Hier setzten sich die architektonischen Stilelemente vom Mittelbau fort und weisen hohe Zwerchgiebel auf.
Rowald nahm mit den romanischen Stilelementen die Architektur von vorhandenen mittelalterlichen Bauten in der Altstadt von Hersfeld wieder auf, ohne dass er einzelne Elemente zum Beispiel von der romanischen Stiftsruine kopierte (der ebenfalls von Rowald mit gleichem Grundriss geplante Bahnhof Gelnhausen hat aus diesem Grund ähnliche Stilformen wie der Bahnhof in Bad Hersfeld). Der neuromanische Stil sollte auf die romanische Stiftsruine verweisen. Mit den Fensterformen im Erdgeschoss, die Fensterrahmung mit Halbsäulen und ihren Kapitellen und den Rundbogenfliesen an den Giebeln nahm Rowald schwere romanische Stilvorbilder auf. Die Spitzen der Zwerchgiebel sind mit Kreuzblumen geschmückt, dies sind Anleihen bei der Gotik.
Auf der Südseite wurde 1908 noch ein einstöckiges Gebäude angebaut, das stilistisch dem Hauptgebäude angeglichen wurde. Dieser Bau wurde 1957 als Pavillon mit Walmdach umgebaut. In diesem Gebäude war bis 2005 die Bahnhofsgaststätte untergebracht.
Das Äußere des Bahnhofs ist weitgehend unverändert erhalten, lediglich im Inneren wurde das Gebäude mehrmals umgebaut und die Raumaufteilung geändert. Dies passierte zuletzt zwischen 2005 und 2008. In dieser Zeit wurde auch der Bahnhofsvorplatz und die Fußgängerunterführung modernisiert und neu gestaltet. Dafür erhielten 2008 die beteiligen Bauherren, die Stadt Bad Hersfeld, der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV), die Deutsche Bahn AG und die beteiligten Architekten den Architektenpreis „Simon-Louis-du-Ry-Plakette“ vom Bund Deutscher Architekten (BDA) verliehen.[2]
Service
Südlich vom Bahnhofsvorplatz befindet sich der Busbahnhof Bad Hersfeld (FBHFU) für die regionalen und lokalen Buslinien. Fünf Überlandlinien werden von der RhönEnergie Bus betrieben. Sechs weitere Überlandlinien werden von der DB Regio Bus Mìtte bedient. Eine Linie der insgesamt sieben Stadtbuslinien garantiert den Anschluss an alle weiteren Stadtbuslinien, die von der Breitenstraße aus abfahren. Weiterhin gibt es vor dem Bahnhofsvorplatz einen Taxistand und Kurzzeitparkplätze. Park&Ride-Parkplätze existieren auf der gegenüberliegenden Seite der Gleisanlagen. Er ist durch eine Unterführung mit den Bahnsteigen und dem Bahnhofsgebäude verbunden. Gleis 1 ist ebenerdig erreichbar. Die Unterführung, die Gleise 2 und 3 und der Park&Ride-Parkplatz sind 2008 mit Aufzügen versehen worden, so dass ein barrierefreier Zugang möglich ist. In der Bahnhofshalle gibt es einen ServicePoint und seit Ende 2008 einen DB Service Store. Einen weiteren Service bietet die Bahn mit den Mietfahrrädern an (seit Herbst 2009).[3]
Nördlich vom Bahnhofsgebäude liegt das Gebäude für Bahnhofsmanagement, 3-S-Zentrale, Stellwerk und Zugansage. Die Bahnhofsmission ist in einem flachen, holzverschindelten Gebäude südlich vom Bahnhofsgebäude untergebracht.
Fern- und Regionalverkehr
Seit Dezember 2017 hält alle zwei Stunden ein ICE je Richtung in Bad Hersfeld.[4]
Linie | Verlauf | Takt |
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ICE 11 | München – Stuttgart – Frankfurt – Bad Hersfeld – Hannover – Hamburg-Altona | einzelne Züge nachts |
ICE 50 | Dresden – Leipzig – Erfurt – Eisenach – Bad Hersfeld – Fulda – Frankfurt (Main) – Frankfurt Flughafen Fernbahnhof – Wiesbaden | 2-Stunden-Takt |
IC 50 | Bebra – Bad Hersfeld – Hünfeld – Fulda – Hanau – Offenbach (Main) – Frankfurt (Main) | einzelne Züge |
RE50 | (Bebra – Bad Hersfeld – Hünfeld –) Fulda – Schlüchtern – Gelnhausen – Hanau – Frankfurt (Main) | einzelne Züge |
RB5 | Kassel Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe – Bebra – Bad Hersfeld – Hünfeld – Fulda | Stundentakt |
RB7 | Göttingen – Eschwege – Bebra (– Bad Hersfeld – Hünfeld – Fulda) | einzelne Züge |
(Stand 2019)
Literatur
- Thomas Wiegand: Landkreis Hersfeld Rotenburg III. Stadt Bad Hersfeld. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Vieweg+Teubner, Braunschweig/Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-528-06248-4, S. 221–222.
Weblinks
- Videoanimation: Fußgängerunterführung nach einer künstlerischen Idee von Hans Gerhards
- Bahnanlage und einige zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap
- Gleise in Serviceeinrichtungen (FBHF), DB Netz AG (PDF; Gleisplan)
Einzelnachweise
- Grossart: Die Entwicklung der Eisenbahnhochbauten im Rhein-Main-Gebiet. In: Die Reichsbahn 16 (1940), S. 200–215 (204).
- Bahnhof Bad Hersfeld erhält den Architektenpreis „Simon-Louis-du-Ry-Plakette“
- Call a Bike startet in Bad Hersfeld (abgerufen am 23. Januar 2010)
- Änderungen im Fernverkehrsangebot 2018 in Hessen – Internationaler Bahnknoten Frankfurt. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, 16. Oktober 2017, abgerufen am 17. Oktober 2017.