Bahnhof Gelnhausen

Der Bahnhof Gelnhausen ist der Bahnhof der Kreisstadt Gelnhausen an der Bahnstrecke Frankfurt–Göttingen in Hessen.

Gelnhausen
Empfangsgebäude bei Nacht
Daten
Lage im Netz Trennungsbahnhof
Bahnsteiggleise 4
Abkürzung FGEL
IBNR 8000117
Preisklasse 4
Eröffnung 1. Mai 1867
Profil auf Bahnhof.de Gelnhausen-1031184
Architektonische Daten
Baustil Neoromanik
Architekt Paul Rowald
Lage
Stadt/Gemeinde Gelnhausen
Land Hessen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 11′ 48″ N,  11′ 22″ O
Höhe (SO) 129 m ü. NHN
Eisenbahnstrecken
Bahnhöfe in Hessen
i16

Geschichte

Der Bahnhof wurde im Zuge der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn für die damalige Kreisstadt des Landkreises Gelnhausen eingerichtet. Die Betriebsaufnahme erfolgte am 1. Mai 1867. Im Laufe der Zeit wurden hier weitere drei Bahnstrecken angeschlossen:

  1. zum 30. November 1870 die Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen. Sie ist noch heute in Betrieb.[1]
  2. Am 15. Dezember 1895 nahm die schmalspurige Spessartbahn ihren Betrieb nach Bieber auf. Zum 23. Juli 1951 wurde der Verkehr der Spessartbahn eingestellt.[2] Aufgrund der abweichenden Spurweite hatte sie eigene Betriebsanlagen, auch ein eigenes Empfangsgebäude, das südlich des „Staatsbahnhofs“ Gelnhausen lag.[3]
  3. Am 15. Oktober 1904 folgte schließlich die Kleinbahn Gelnhausen–Langenselbold. Ihre Einrichtungen lagen ebenfalls südlich der Staatsbahngleise. Sie besaß im Bahnhof Gelnhausen der Staatsbahn einen eigenen Bahnsteig für den Personenverkehr.[3] Da diese Kleinbahn in Normalspur errichtet war, bestand ein Verbindungsgleis zur Staatsbahn, so dass Güterwagen zwischen beiden Bahnen übergehen konnten. 1963 wurde – nachdem zuvor schon ein Abschnitt aufgegeben worden war – auch der letzte, von Gelnhausen ausgehende Abschnitt der Kleinbahn stillgelegt.[4]

Der Bahnhof Gelnhausen war Ende der 1990er Jahre einer der „Pilotbahnhöfe“, in denen die – auch derzeit von der DB Station&Service verwendeten – dunkelblauen Bahnhofsschilder mit weißer Schrift ausprobiert wurden.

Ende Dezember 2019 wurde die Flutbrücke Gelnhausen erneuert, über mehrere Jahre genutzte Hilfsbrücken wurden ausgebaut. Der Bahnhof kann damit wieder mit 160 km/h befahren werden.[5] Die im Nordkopf des Bahnhofs eingesetzten Hilfsbrücken waren mit 90 km/h befahrbar.

Gebäude

Das Empfangsgebäude und die übrigen Hochbauten des Bahnhofs sind heute überwiegend Kulturdenkmäler nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

Empfangsgebäude

Bahnhof (Gleisseite)

Das Empfangsgebäude wurde in neuromanischem Stil aus Buntsandstein errichtet und nimmt so einerseits auf die Historie der Stadt Gelnhausen, eine stauferzeitliche Gründung, als auch auf das bekannteste romanische Gebäude der Stadt, die Pfalz Gelnhausen, aber auch etwa das Romanische Haus, Bezug.[6] Der Architekt Paul Rowald plante auch den Bahnhof Bad Hersfeld mit gleichem Grundriss und benutzte bei beiden Gebäuden ähnliche Stilformen.[7]

Das Gebäude wurde 1882/83 errichtet, ist also ein Bauwerk der „zweiten Generation“ des Hochbaus an der Strecke. Das Empfangsgebäude ist symmetrisch auf einem H-förmigen Grundriss gestaltet. Straßenseitig wird die Fassade von drei Spitzgiebeln dominiert, gleisseitig entfällt der mittlere Giebel bei der Fassadengestaltung. Westlich an das Hauptgebäude angebaut ist ein „Fürstenpavillon“ mit drei Fensterachsen, östlich des Hauptgebäudes, freistehend, befindet sich ein ebenfalls neuromanisch gehaltenes Toilettenhäuschen.[7]

Weitere Gebäude

Zu den Bauten im Bahnhofsbereich gehört weiter eine Bahnmeisterei von 1868, also ein Bauwerk der „ersten Generation“ des Hochbaus an der Strecke, eine Güterabfertigung aus der Zeit um 1870, die 2011 abgerissen wurde, und ein Wasserturmarchitektonisch an die Türme der Gelnhäuser Stadtmauer angelehnt – aus dem Jahr 1937.[8]

Verkehr

Der Bahnhof hat einen Haus- und einen Inselbahnsteig. Neben dem Hausbahnsteig gibt es in seinem westlichen Bereich ein Kopfgleis, das den dort beginnenden und endenden Zügen der Lahn-Kinzig-Bahn nach und aus Richtung Büdingen und Gießen dient. Die übrigen drei Bahnsteigkanten werden ausschließlich von Zügen der Kinzigtalbahn angefahren, die von hier bis Hanau-Wolfgang für 200 km/h ausgebaut ist. Der Bahnhof Gelnhausen dient deshalb auch häufig für das Überholen der Nahverkehrszüge durch ICE- und IC-Züge. Der Bahnhof Gelnhausen selbst wird heute vom Nah- und Regionalverkehr bedient und hat eine große Bedeutung für den Pendlerverkehr aus Vogelsberg und Spessart in das Rhein-Main-Gebiet.

Diesel-Triebwagen der Hessischen Landesbahn als RB 46 von Gelnhausen nach Gießen. Dieser Zug verkehrt über die Lahn-Kinzig-Bahn.

Früher wurde der Bahnhof Gelnhausen durch zwei weitere Strecken bedient:

Die Bahnanlagen beider Bahnen lagen unmittelbar südlich des Gelnhäuser „Staatsbahnhofs“. Seit 1930 hatten beide Bahnen einen gemeinsamen Bahnsteig, der durch eine Unterführung mit den Bahnsteigen der Staatsbahn verbunden war. Bauliche Anlagen sind davon nicht mehr erhalten, hier liegen heute Parkplätze.

Linien
Langenselbold RE 50
Kinzigtalbahn
Wächtersbach
Hailer-Meerholz RB 51
Kinzigtalbahn
Haitz-Höchst
Lieblos RB 46
Lahn-Kinzig-Bahn
Ende
Streckenanfang stillgelegt
Freigerichter Kleinbahn
Meerholz (Kreisbahnhof)
Streckenanfang stillgelegt
Spessartbahn
Höchst

Des Weiteren bietet der zentrale Omnibusbahnhof in unmittelbarer Nähe den Nahverkehrsanschluss in umliegenden Dörfer und Gemeinden sowie einen Fernbusanschluss auf der Relation Frankfurt–Berlin.

BuslinieWegBetreiber
054Fernbus: Frankfurt – Hanau – Gelnhausen (nur bei Bedarf) – Fulda – Gotha – Erfurt – Weimar – Jena – BerlinFlixbus
374(Nidda – Ranstadt – Effolderbach – Stockheim – Bleichenbach – Büches –) Büdingen – Vonhausen – Mittel-Gründau – Niedergründau – Rothenbergen – Lieblos – Roth – Gelnhausen (Schienenergänzungsverkehr für RB46)Reiseservice Frieda Gass
AB-30(Schöllkrippen – Westerngrund – Großenhausen – Geislitz – Altenhaßlau –) Gelnhausen – Lützelhausen – Bernbach – Altenmittlau – SombornKahlgrund Verkehrs-GmbH
MKK-58 Gelnhausen – Eidengesäß – Geislitz – Großenhausen – Waldrode – Horbach Stroh Bus Verkehrs GmbH
MKK-60 Gelnhausen – Hailer – Meerholz – Niedermittlau – Neuenhaßlau – Langenselbold Stroh Bus Verkehrs GmbH
MKK-61Höchst – Haitz – Gelnhausen – Hailer – Meerholz (Stadtbus)Regionalverkehr Main-Kinzig
MKK-62Roth – Gelnhausen – Hailer – Meerholz (Stadtbus)Regionalverkehr Main-Kinzig
MKK-63(Lützelhausen – Großenhausen) – Geislitz – Eidengesäß – Altenhaßlau – GelnhausenRegionalverkehr Main-Kinzig
MKK-64Gelnhausen – Höchst – Wirtheim – Kassel (MKK) – Lanzingen – Bieber (– Flörsbachtal)Regionalverkehr Main-Kinzig
MKK-66Breitenborn – Hain-Gründau (– Gettenbach) – Mittel-Gründau – Niedergründau – Rothenbergen – Lieblos – Roth – GelnhausenRegionalverkehrsdienst Gründau
MKK-67Breitenborn – Hain-Gründau – Mittel-Gründau – Niedergründau – Rothenbergen – Niedermittlau – Meerholz – Hailer – GelnhausenRegionalverkehrsdienst Gründau
MKK-68Langenselbold – Niedergründau – Rothenbergen – Lieblos – Roth – GelnhausenRegionalverkehrsdienst Gründau
MKK-82Gelnhausen – Höchst – Wirtheim – Bad Orb (Schulbus)Regionalverkehr Main-Kinzig

Zukunft

Im Rahmen des geplanten viergleisigen Ausbaus zwischen Hanau und Gelnhausen (Aus- und Neubaustrecke Hanau–Würzburg/Fulda–Erfurt) ist vorgesehen, den Bahnhof umzubauen.[9] Die Deutsche Bahn hofft, mit dem Umbau 2024 beginnen zu können.[10]

In diesem Zusammenhang wird auch ein Elektronisches Stellwerk (ESTW-UZ) errichtet.[11]

Literatur

  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 2.1. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6.
  • Eisenbahnatlas Deutschland. Ausgabe 2009/2010. Schweers + Wall, keine Ortsangabe 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
  • Thomé: Führer über die Linien des Bezirks der Reichsbahndirektion Frankfurt (Main). Hrsg.: Reichsbahndirektion Frankfurt [Main]. Frankfurt 1926, S. 25.
Commons: Bahnhof Gelnhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Darstellung der Bahnanlage und einzelner zulässiger Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap

Einzelnachweise

  1. Landesamt: Eisenbahn …. S. 397.
  2. Landesamt: Eisenbahn …. S. 759.
  3. Thomé: Führer über die Linien des Bezirks der Reichsbahndirektion Frankfurt (Main).
  4. Landesamt: Eisenbahn …. S. 895.
  5. Hessen. In: Bahn-Report. Nr. 2, März 2020, ISSN 0178-4528, S. 54–56.
  6. Grossart: Die Entwicklung der Eisenbahnhochbauten im Rhein-Main-Gebiet. In: Die Reichsbahn 16 (1940), S. 200–215 (204).
  7. Landesamt: Eisenbahn …. S. 337.
  8. Landesamt: Eisenbahn …. S. 336 ff.
  9. Reinhard Domke: 9. Treffen der Arbeitsgruppe Hanau - Gelnhausen. 14. März 2017, abgerufen am 4. April 2020.
  10. Manfred Köhler: Die Bahn baut mehr und mehr. In: faz.net. 29. März 2021, abgerufen am 4. April 2021.
  11. DB Netz AG: 11. Sitzung: Stand Umsetzung und Planung. 22. August 2019, abgerufen am 4. April 2020.
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