August Matthias Hagen
August Matthias Hagen (* 12. Februarjul. / 23. Februar 1794greg. in Vijciems, Gouvernement Livland; † 20. Novemberjul. / 2. Dezember 1878greg. in Tartu, Gouvernement Livland)[1] war ein deutschbaltischer Maler und Graphiker.
Leben
August Matthias Hagen wurde im livländischen Vījciems (deutsch Wiezemhof), 20 Kilometer südlich der Stadt Valka (Walk), geboren. Sein Vater war Pächter einer Mühle. Durch einen Unfall in der Kindheit war Hagen auf einem Auge blind. Er besuchte zunächst die Kreisschule in Valka. Ab 1810 war er Malergeselle in Tartu (Dorpat). 1811 begann er im Graphikatelier des deutschen Künstler Karl August Senff, der an der Universität Tartu (Kaiserliche Universität zu Dorpat) als Zeichenlehrer und Kupferstecher unterrichtete.
1820 ging Hagen nach Deutschland, um seine künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Vom Baltikum fuhr er mit dem Schiff nach Lübeck. Anschließend reiste er zu Fuß über Mecklenburg und Brandenburg nach Berlin, Dresden, Prag, Wien und Passau.[2] Später besuchte er auf ausgedehnten Wanderungen Tirol, die Schweiz und Rom.
1824 kehrte Hagen nach Livland zurück. Ab 1826 war er in Tartu am Jungengymnasium als Zeichenlehrer tätig, von 1829 bis 1832 auch am Mädchengymnasium. Zu seinen Schülern zählten Friedrich Sigismund Stern, Woldemar Friedrich Krüger und Hermann Eduard Hartmann.
1837 ernannte ihn die Akademie der Künste in der russischen Hauptstadt Sankt Petersburg zum freien Künstler. 1838 wurde Hagen Nachfolger Karl August Senffs an der Zeichenschule der Universität in Tartu. Hagen hatte das Amt bis 1851 inne, bevor er sich wegen seiner Sehschwäche von der offiziellen Lehrtätigkeit zurückzog.
Werk
August Matthias Hagen arbeitete hauptsächlich an Stadt- und Landschaftsansichten in Sepia, Aquatinta und Mischtechnik. Motive der Alpen und das Werk Caspar David Friedrichs übten großen Einfluss auf ihn aus.[3] In Hagens Werk verschwimmen die Einflüsse des klassizistischen Ideallandschaften mit der Romantik.
Das bekannteste Werk August Matthias Hagens sind die sechs Ansichten in Aquatinta von Universitätsgebäuden in Tartu. Sie erschienen anlässlich des 25. Jahrestages der Wiedereröffnung der Universität 1827/28.
1832 fertigte Hagen verschiedene Ansichten aus Livland. Sie stellen unter anderem Karksi (Karkus), Keila-Joa (Schloss Fall) sowie Tartu und seine Umgebung da. 1835/36 arbeitete Hagen an den Darstellungen einiger finnischer Inseln.
Privatleben
August Matthias Hagen ist der Vater der deutschbaltischen Malerin Julie Wilhelmine Hagen-Schwarz (1824–1902).
Literatur
- Sirje Helme, Jaak Kangilaski: Lühike Eesti kunsti ajalugu. Tallinn 1999, ISBN 5-89920-222-X, S. 64.
- Gerd-Helge Vogel: August Matthias Hagen (1794–1878) – Deutschbaltische Landschaftsmalerei zwischen romantischen Aufbruch und provinzieller Selbstgenügsamkeit. In: Baltic Journal of Art History, Official Publication of the Chair of Art History of the University of Tartu, Autumn 2015, Spring 2016, Tartu / Finnland 2015.
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu August Matthias Hagen. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
Weblinks
- Kurslebenslauf (deutsch)
- Werke im Bestand des Estnischen Kunstmuseums, Tallinn
- „Berge“ (Öl auf Leinwand, 1835; Eremitage, Sankt Petersburg)
Einzelnachweise
- Eesti elulood. Tallinn: Eesti entsüklopeediakirjastus 2000 (= Eesti Entsüklopeedia 14) ISBN 9985-70-064-3, S. 77
- Baltisches Beharren und der Wille zur Kunst. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 20. Juni 2021. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- kunstpedia.com: Caspar David Friedrich and the German romantic landscape (Memento vom 28. Dezember 2010 im Internet Archive)