August Agbola O’Browne
August Agbola O’Browne (* 1895 in Nigeria; † 1976 in Großbritannien) war ein Jazzmusiker und vermutlich der einzige afrikanischstämmige Teilnehmer am Aufstand 1944 während des Zweiten Weltkrieges im von den deutschen Nationalsozialisten besetzten Warschau.
Leben
O’Browne, der im vorkolonialen Nigeria zur Welt kam, wanderte 1922 in die damals erst seit vier Jahren wieder unabhängige Republik Polen aus. An der Ulica Złota im zentralen Warschauer Stadtteil Wola fand er rasch eine eigene Wohnung und verdiente sein Geld als Schlagzeuger für Jazzmusik in unterschiedlichen Unterhaltungslokalen der wachsenden Metropole. Nachdem er sich als Jazzinterpret etabliert hatte und nebenbei als wandernder Schallplattenverkäufer genügend Geld verdient hatte, heiratete er die zwanzig Jahre jüngere Polin Olga Miechowicz und bekam 1928 mit ihr seinen Sohn Ryszard. Ein Jahr darauf wurde seine erste Tochter Aleksandra geboren.[1]
Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939 blieb O’Browne mit seiner Familie in Warschau. Er nahm sowohl 1939 auf Seiten der Polnischen Streitkräfte bei der Verteidigung Warschaus als auch 1944 an den Kämpfen der Polnischen Heimatarmee gegen die deutsche Wehrmacht teil.[2] Als Partisan trug er eigenen Angaben zufolge den Decknamen „Ali“ und war dem Bataillon „Iwo“ bei Aktionen im Süden der Warschauer Innenstadt unterstellt. Darüber hinaus war er für die Verteilung der polnischsprachigen Untergrundpresse zuständig.[3]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schloss er sich 1949 dem Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie an, einer staatlich kontrollierten Kriegsveteranenvereinigung in der nun gebildeten Volksrepublik Polen. Im gleichen Jahr bekam O’Browne zunächst eine Stelle im Kulturdezernat der Warschauer Stadtverwaltung, arbeitete nach einigen Jahren allerdings wieder als Schlagzeuger in verschiedenen Restaurants innerhalb Warschaus auf Banketts und Hochzeiten. 1958 wanderte O’Browne mit seiner Familie nach Großbritannien aus, im Jahr darauf kam seine zweite Tochter Tatiana zur Welt.[4]
Die polnische Stiftung für Freiheit und Frieden plant, gemeinsam mit polnischen Jazzmusikern und dem Museum des Warschauer Aufstandes, im Warschauer Zentrum ein Denkmal für O’Browne zu errichten.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- Zbigniew Osiński: Powstaniec z Nigerii. In: Paweł Średziński u. Mamadou Diouf (Hrsg.): Afryka w Warszawie. Dzieje afrykańskiej diaspory nad Wisłą. FAI, Warschau 2010, ISBN 978-83-62179-01-5, S. 97.
- Ali, czyli jedyny zarnoskóry powstaniec warszawski. In: Gazeta Wyborcza. Abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Jest kolejny trop w historii o czarnoskórym powstańcu. In: Gazeta Wyborcza. Abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Szeregowiec Ali. In: Gazeta Wyborcza. Abgerufen am 12. Oktober 2015.
- Denkmal für afrikanischen Teilnehmer des Warschauer Aufstandes. In: Radio Poland. Abgerufen am 8. März 2019.