Arhbarit
Arhbarit ist ein extrem selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu2Mg[(OH)3|AsO4][2][3] und ist damit chemisch gesehen ein Kupfer-Magnesium-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Arhbarit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
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Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.BE.25 (8. Auflage: VII/B.13) 42.06.05.02 |
Ähnliche Minerale | Cornetit, McGuinnessit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pedial; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 1) |
Gitterparameter | a = 5,315(4) Å; b = 5,978(6) Å; c = 5,030(6) Å α = 113,58(6)°; β = 97,14(7)°; γ = 89,30(8)°[3] |
Formeleinheiten | Z = 1[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 (VHN50=660(30) kg/mm2)[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,7(1) berechnet: 3,96 (Typmaterial) bis 4,03 (chilenischer Arhbarit)[4] |
Spaltbarkeit | nicht beobachtet |
Farbe | dunkelblau |
Strichfarbe | himmelblau |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,720[5] nγ = 1,740[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,020[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig |
Achsenwinkel | 2V = 90°[5] |
Arhbarit entwickelt nur mikroskopisch kleine, nadelige bis tafelige Kristalle bis etwa 10 Mikrometer (μm) Länge und 2 μm Breite,[3] die meist zu sphärolithischen (kugeligen) oder scheibenförmigen Mineral-Aggregaten von bis zu 0,5 mm Durchmesser[6] angeordnet sind. Die durchscheinenden Kristalle sind von dunkelblauer Farbe und zeigen einen glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Die Strichfarbe des Minerals ist dagegen eher himmelblau.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Arhbarit im Bergwerk „Arhbar“ (Arhbar Mine, Aghbar Mine) in den Lagerstätten um Bou Azzer (Bou Azer) nahe der Oase Taznakht in der Provinz Ouarzazate (Region Souss-Massa-Draâ) im Süden Marokkos und beschrieben 1982 durch Karl Schmetzer, Gerd Tremmel und Olaf Medenbach, die das Mineral nach seiner Typlokalität benannten.
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Arhbarit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Cornetit, Gilmarit und Klinoklas die unbenannte Gruppe VII/B.13 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Arhbarit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen (OH, etc.) : RO4 > 2 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Gilmarit die „Gilmaritgruppe“ mit der System-Nr. 8.BE.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Arhbarit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings noch entsprechend der veralteten chemischen Zusammensetzung in der Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Strashimirit und Attikait in der „Strashimiritgruppe“ mit der System-Nr. 42.06.05 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.
Chemismus
In ihrer Erstbeschreibung gaben Schmetzer, Tremmel und Medenbach als chemische Zusammensetzung Cu2[OH|AsO4]·6H2O an.[1] Aufgrund der sehr kleinen Kristallgröße konnte allerdings zu dieser Zeit keine genaue Röntgendiffraktometrie an Einkristallen durchgeführt werden. Schmetzer et al. gaben als Analyseergebnis ein unindexiertes Röntgenpulverbeugungsmuster (Debye-Scherrer-Verfahren) an, das keine Ähnlichkeit mit anderen, zu diesem Zeitpunkt bekannten Mineralarten oder synthetischen Verbindungen zeigte.
Erst ein zweiter Fund von Arhbarit 1998 in der Goldmine El Guanaco ermöglichte weitere Untersuchungen am Mineral. Die Identität des zweiten Fundes wurde durch ein Röntgenbeugungsmuster bestätigt und die semiquantitative EDX-Analyse zeigte eine gute Übereinstimmung mit den Daten der Originalbeschreibung. Die 2001 von Werner Krause, Heinz-Jürgen Bernhardt, Herta Effenberger, Uwe Kolitsch und Christian L. Lengauer durchgeführten Analysen zeigten jedoch nur eine sehr schwache Absorption des Infrarot-Spektrums im Bereich 1600 bis 1650 cm−1, was ein Hinweis auf einen sehr geringen bzw. gegen Null gehenden Anteil an molekularem Wasser (Kristallwasser), jedoch ein starkes Indiz für Hydroxidionen war. Weitere Analysen zeigten zudem, dass die Verbindung im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme zusätzlich Magnesium enthält. Die von Krause et al. neu definierte chemische Zusammensetzung lautet demnach Cu2Mg[(OH)3|AsO4].[3] Die Neudefinition von Arhbarit wurde 2002 von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt (interne Eingangs-Nr. 2002-B).[7]
Kristallstruktur
Arhbarit kristallisiert isotyp mit Gilmarit im triklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1) mit den Gitterparametern a = 5,315(4) Å; b = 5,978(6) Å; c = 5,030(6) Å; α = 113,58(6)°; β = 97,14(7)° und γ = 89,30(8)° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
Arhbarit bildet sich in der Oxidationszone von polymetallischen Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Baryt, Brochantit, Chrysokoll, Dolomit, Erythrin, Guanacoit, Hämatit, Jodargyrit, Konichalcit, Löllingit, Mcguinnessit, Olivenit, Pharmakolith, Talk auf.
Arhbarit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von denen nur wenige Proben existieren, die an bisher (Stand 2015) vier bekannten Fundorten gesammelt wurden.[8] Seine Typlokalität „Arhbar“ ist dabei der bisher einzige Fundort in Marokko.
Ansonsten konnte Arhbarit nur noch in der Umgebung von Guanaco (Huanaco) nahe der Ortschaft Santa Catalina in der chilenischen Región de Antofagasta entdeckt werden. Namentlich bekannt sind hier vor allem die El Guanaco Goldmine, aus der das für die Neudefinition des Minerals verwendete Material stammt und die Namensgeber für den dort erstmals entdeckten Guanacoit ist, sowie die nahe gelegene Emma Luisa Goldmine.[9]
Siehe auch
Literatur
- K. Schmetzer, G. Tremmel, O. Medenbach: Arhbarite, Cu2[OH|AsO4]·6H2O, a new mineral from Bou-Azzer, Morocco. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie. Monatshefte, 1982, S. 529–533.
- W. Krause, H. J. Bernhardt, H. Effenberger, Uwe Kolitsch, C. Lengauer: Redefinition of arhbarite, Cu2Mg(AsO4)(OH)3. In: Mineralogical Magazine. Band 67 (2003), S. 1099–1107 (PDF 180,2 kB)
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 497.
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- W. Krause, H. J. Bernhardt, H. Effenberger, Uwe Kolitsch, C. Lengauer: Redefinition of arhbarite, Cu2Mg(AsO4)(OH)3. In: Mineralogical Magazine. Band 67 (2003), S. 1099–1107 (PDF 180,2 kB)
- W. Krause, H. J. Bernhardt, H. Effenberger, Uwe Kolitsch, C. Lengauer: Redefinition of arhbarite, Cu2Mg(AsO4)(OH)3. In: Mineralogical Magazine. Band 67 (2003), S. 1101 (PDF 180,2 kB, S. 3)
- Mindat – Arhbarite
- Arhbarite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 63,8 kB)
- Joel D. Grice, Giovanni Ferraris: New minerals approved in 2002 and nomenclature modifications approved in 1998–2002 by the Commission on the New Minerals and Mineral Names, International Mineralogical Association. In: The Canadian Mineralogist. Band 41 (2003), S. 795–802 (PDF 42,8 kB; Arhbarite S. 8)
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Arhbarit
- Fundortliste für Arhbarit beim Mineralienatlas und bei Mindat