Jodargyrit
Jodargyrit, auch unter den verschiedenen synonymen Bezeichnungen Iodargyrit, Jodit, Iodit, Jodsilber, Iodsilber, Jodyrit und unter der chemischen Bezeichnung Silberiodid bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung β-AgI und entwickelt meist farblose durchsichtige, tafelige bis prismatische Kristalle in Zentimetergröße, aber auch durchscheinende blätterige, körnige bis massige Mineral-Aggregate, die an der Luft mit der Zeit gelb anlaufen. Auch perlgraue, gelbgrüne und braune Farbvarietäten sind bekannt.
Jodargyrit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
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Chemische Formel | β-AgI[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Halogenide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
3.AA.10 (8. Auflage: III/A.01b) 09.01.05.01 |
Ähnliche Minerale | Chlorargyrit und Bromargyrit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-pyramidal; 6mm[2] |
Raumgruppe | P63mc (Nr. 186)[1] |
Gitterparameter | a = 4,59 Å; c = 7,51 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 1 bis 1,5 |
Dichte (g/cm3) | 5,5 bis 5,7 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {0001} |
Bruch; Tenazität | muschelig |
Farbe | farblos, perlgrau, gelbgrün, braun |
Strichfarbe | weiß, perlgrau, grün bis gelbgrün, braun |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | starker Fettglanz bis Diamantglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 2,210 nε = 2,220[3] |
Doppelbrechung | δ = 0,010[3] |
Optischer Charakter | einachsig positiv |
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Jodargyrit 1859 in der „Albarradón Mine“ bei Albarradón (Concepción del Oro) im mexikanischen Bundesstaat Zacatecas und beschrieben durch Alexandre Félix Gustave Achille Leymérie, der das Mineral nach seinen chemischen Bestandteilen Iod und Silber (argyros) benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jodargyrit zur Abteilung der „Einfachen Halogenide“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe III/A.01b bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Jodargyrit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Einfachen Halogenide ohne H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall (M) zum jeweils mit diesem verbundenen Halogen (X), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 1 und 2 : 3“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Tocornalit die jetzt nach ihm benannte „Jodargyritgruppe“ mit der System-Nr. 3.AA.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jodargyrit ebenfalls in die Klasse/Abteilung der „Halogenide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 09.01.05 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX“ zu finden.
Kristallstruktur
Jodargyrit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P63mc (Raumgruppen-Nr. 186) mit den Gitterparametern a = 4,59 Å und c = 7,51 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Vor dem Lötrohr schmilzt das Mineral auf Kohle leicht, färbt die Flamme rotblau und hinterlässt ein Silberkorn. Bei 146 °C geht es in die kubische, rote Modifikation über.
Bildung und Fundorte
Jodargyrit bildet sich als Sekundärmineral durch Oxidation in silberreichen Lagerstätten zusammen mit anderen sekundären Silbermineralen wie Akanthit, Bromargyrit und Chlorargyrit, aber auch Cerussit und gediegen Silber als Begleitminerale.
Bisher wurde Jodargyrit an 135 Fundorten nachgewiesen.[4] Neben seiner Typlokalität Albarradón trat das Mineral in Mexiko noch in der „Quebradillas Mine“ bei Zacatecas auf. Des Weiteren sind an alten Fundorten unter anderem noch Chañarcillo in Chile und Guadalajara in Spanien bekannt.
Auf der Grube „Schöne Aussicht“ bei Dernbach (Deutschland) wurden bisweilen mehrere Millimeter große Kristalle gefunden. Große Kristalle von über einem Zentimeter und grünlicher Farbe konnten aus der „Pinnacles Mine“ bei Broken Hill (Australien) geborgen werden.[5]
Siehe auch
Literatur
- Jodargyrite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 26. November 2018]).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 486 (Erstausgabe: 1891).
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 70.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 149 (englisch).
- Webmineral – Iodargyrite (englisch)
- Mindat – Iodargyrite (englisch)
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Jodargyrit
- Fundortliste für Jodargyrit beim [ Mineralienatlas] und bei Mindat