Anton Corvinus
Antonius Corvinus (* 27. Februar 1501 oder 11. April 1501 in Warburg im Fürstbistum Paderborn; † 5. April 1553 in Hannover) war lutherischer Theologe, niedersächsischer Reformator und Landessuperintendent im Fürstentum Calenberg-Göttingen.
Leben
Seine Eltern sind nicht exakt festzustellen. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei Corvinus um einen unehelichen Sohn von Lippold Rabe von Canstein, Domherr in Paderborn und Burggraf von Warburg mit N.N. Cythogallus (genannt: Bierhahn, lat.: cervisia, Bier und gallus, der Hahn). Er selber nennt sich Antonius Rabe (lat.: corvus, der Rabe) und Anton Räbener und bis 1536 Antonius Zythogallus, Antonius Bierhahn oder Antonius Broihan. Er siegelt zudem dauernd mit dem (mit einem Bastardbalken versehenen) Wappen der Rabe von Canstein, dem gekrönten schwarzen, linksschreitenden (heraldisch: rechtsschreitenden) Raben.
Corvinus wurde nach manchen Berichten im Jahr 1519 Zisterziensermönch in Loccum, nach anderen in Riddagshausen;[1] er verließ welches Kloster auch immer im Jahr 1523, als er Anhänger der lutherischen Lehre geworden war. Er studierte als Schüler Martin Luthers und Philipp Melanchthons in Wittenberg. Später war er Pfarrer in Goslar (1528) und Witzenhausen (1529). Er verfasste 1540 die erste Calenberger Kirchenordnung, war Berater für Landgraf Philipp von Hessen und später der Herzoginwitwe Elisabeth und führte unter ihrem Schutz 1539 die Reformation in Northeim, Hildesheim (1541, zusammen mit Johannes Bugenhagen) und Calenberg ein. 1542 wurde Corvinus Pfarrer in Pattensen und General-Superintendent des Fürstentums Braunschweig-Calenberg. 1542 visitierte er als Interimssuperintendet Kirchen des Landes Lippe.[2]
Der katholische Landesherr Erich II. akzeptierte im Jahr 1548 das Augsburger Interim des katholischen Kaisers. Auf der lutherischen Synode von Münden stellten sich Anton Corvinus und der Pattenser Prediger Walter Hoiker (auch Hocker genannt) gemeinsam mit 140 Geistlichen 1549 erbittert gegen das Interim. Daraufhin setzte Erich II. Anton Corvinus und Walter Hoiker am 2. November 1549 in der Feste Calenberg in Beugehaft, um sie und die übrigen Geistlichen zur Annahme des Interims zu zwingen. Die Gefangenen wurden gut verpflegt, konnten Post empfangen und beantworten und durch ein geöffnetes Fenster mit ihren Besuchern sprechen. Später nach dem Passauer Vertrag, als der Kaiser das Interim für ungültig erklärt hatte und Erich II. bei ihm in Ungnade gefallen war, entließ Erich II. die beiden Gefangenen am 21. Oktober 1552.
Anschließend war Anton Corvinus Pastor an der Aegidienkirche in Hannover. Docter Corvynus ist den 5. April 1553 zu Hannover gestorben und in S.Georgii Kirchen von 8 Predigern vom Lande zu Begräbnis getragen, und auf dem Chor vor dem Altar begraben worden, seines Alters 52 Jahr.[3] Er hatte zwei Söhne und drei Töchter.
Sonstiges
Nach Anton Corvin sind das Gymnasium Corvinianum in Northeim und zahlreiche Kirchen benannt.
Literatur
- Hans Heinrich Harms: Corvinus, Antonius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 371 f. (Digitalisat).
- Adolf Brecher: Corvinus, Antonius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 508 f.
- Gerhard Uhlhorn: Corvinus, Antonius. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 302–305.
- Korrektur: Corvinus, Antonius. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 23, Hinrichs, Leipzig 1913, S. 323.
- Martin Stupperich: Corvinus, Antonius. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 8, de Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3-11-008563-1, S. 216–218.
- Robert Stupperich: Reformatorenlexikon. Gütersloher Verlagshaus Mohn, Gütersloh, 1984, ISBN 3-579-00123-X
- Friedrich Wilhelm Bautz: Corvinus (Rabe), Antonius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1135–1137.
- Gerhard Uhlhorn: Antonius Corvinus, ein Märtyrer des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses, Vortrag ... / gehalten von G. Uhlhorn, in der Reihe Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, Halle: Niemyer, 1892
- Hans-Heinrich Harms: Niedersächsische Antworten auf das Augsburger Interim, Dissertation 1941 an der Universität Göttingen
- Anneliese Sprengler-Ruppenthal: Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, begründet von Emil Sehling, Fortgeführt von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, hrsg. von Eike Wolgast, Bd. 6 Niedersachsen, Halbband 2 Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz (mit Anhang: Das Freie Reichsstift Loccum), 1957
- Daniel Eberhard Baring: Leben des berühmten M. Antonii Corvini weil. Braunschw. Lüneb. General-Superintendenten im Fürstenthum Calenberg [et]c. und vornehmsten Werkzeugs bey der Reformation dieses Fürstenthums : zur Beleuchtung der Kirchen-Geschichte aus bewehrten Scribenten, und glaubwürdigen Nachrichten zusammen gesuchet, und mit Beylagen bestärket ..., Hannover: Nic. Försters und Sohns Erben, Hof-Buchhändlern, 1749; Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB)
- Jens Schmidt-Clausen: CORVINUS (Rabe), Antonius. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 86f. u.ö.; online über Google-Bücher
- Jens Schmidt-Clausen: Corvinus (Rabe), Antonius. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 118f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Inge Mager, Antonius Corvin. Vom Loccumer Mönch zum Reformator. In: Neue Forschungen zum Zisterzienserkloster Loccum, hrsg. von Ludolf Ulrich und Simon Sosnitza, ISBN 978-3-943025-21-7, S. 170–190.
- der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes 1881
- Otto Jürgens: Hannoversche Chronik. 1907, S. 186