Annalisa Stroppa
Annalisa Stroppa (geboren in Brescia) ist eine italienische Opernsängerin der Stimmlage Mezzosopran.
Leben und Werk
Annalisa Stroppa begann mit dem Klavierspiel bereits als kleines Mädchen. Sie studierte Erziehungswissenschaften an der Universität Brescia und Gesang am Konservatorium Luca Marenzio in Brescia. Beide Studien schloss sie mit Auszeichnung ab. Sie nahm an mehreren Wettbewerben teil und gewann einige, darunter 2010 den Concorso lirico Riccardo Zandonai in Riva del Garda.
Sie tritt regelmäßig in bekannten Konzertsälen auf, war 2009 im Rahmen der Operalia-Gala im ungarischen Pécs im Duett mit Plácido Domingo zu hören und sang mehrfach gemeinsam mit Andrea Bocelli – in Lajatico, im Vatikan und in ihrer Geburtsstadt. In Dallas übernahm sie die Mezzopartie in Berlioz’ Les nuits d’été mit dem Dallas Symphony Orchestra geleitet von Jaap Van Zweden. Sie gastierte in St. Petersburg, Taipeh und Toronto, sang Rossinis Petite Messe solennelle beim Maggio Musicale Fiorentino, Mozarts Requiem im Teatro Massimo von Palermo, Verdis Messa da Requiem an der Berliner Philharmonie mit den Berliner Philharmonikern und beim Festival Ljubljana.
Auf der Opernbühne bewies sie Vielseitigkeit und Spielfreude. Sie verkörpert gleichermaßen die unschuldige Zerlina, die raffinierte Rosina mit ihren perlenden Koloraturen und die tragische Figur der Adalgisa wie Hosenrollen – Cherubino, Orfeo, Romeo, Hänsel. Riccardo Muti verpflichtete sie am Beginn ihrer Laufbahn 2010 als Cover für die Parti des Carmi in La Betulia liberata und 2011 als Erstbesetzung des Cherubino in Mercadantes I due Figaro, präsentiert zuerst im Rahmen der Salzburger Pfingstfestspiele, dann im Teatro Alighieri von Ravenna, schließlich auch in Madrid und Buenos Aires. Ebenso international, wie ihre Karriere begann, sowie in ihrem Heimatland: In Italien ist Annalisa Stroppa auf nahezu allen Opernbühnen aufgetreten, in den kleineren Häusern ebenso wie in Rom, Florenz, Turin, Neapel und an der Scala.
Ihr Repertoire ist breit gespannt und umfasst unter anderem auch die Titelpartie von Georges Bizets Carmen, in welcher sie 2010 am Teatro Lirico von Spoleto debütierte. Die Carmen sang sie auch in Trento, Limoges und Palma de Mallorca. In den Jahren 2017 und 2018 stand sie als Carmen in Kasper Holtens Neuinszenierung im Rahmen der Bregenzer Festspiele auf der Seebühne Bregenz. In Perugia interpretierte sie die Kurzfassung der Oper für Kammerensemble, La tragédie de Carmen (erarbeitet vom Regisseur Peter Brook und dem Arrangeur Marius Constant 1981 für das Théâtre des Bouffes du Nord in Paris). In Rovigo, im Teatro San Carlo von Neapel und im Teatro Regio von Turin übernahm sie zu Beginn ihrer Karriere in derselben Oper die kleinere Rolle der Mercedes.[1]
Der Cherubino in Mozarts Nozze di Figaro ist diejenige Hosenrolle, die sie am häufigsten interpretierte – neben dem Stéphano in Roméo et Juliette, den sie in Bozen, Genua, Modena, Piacenza und in der Arena di Verona sang. Den Mozart'schen Cherubino übernahm sie in Cagliari, dort dirigiert von Hubert Soudant, in Modena, Piacenza und schließlich an der Opéra de Lausanne, dort dirigiert von Theodor Guschlbauer. In starkem Kontrast zum verwirrten jungen Mann in Mozarts Figaro steht die weibliche Hauptfigur in Rossinis Barbiere di Siviglia, die kokette und raffinierte Rosina. Mit dieser Rolle reist die Sängerin nach ihrem Rollendebüt 2012 an der römischen Oper, dort dirigiert von Bruno Campanella, durch ganz Europa – sie verkörperte die Rosina im Teatro Liceu von Barcelona, in Bilbao und an der Opéra de Monte Carlo, an der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Unter den Linden ebendort und der Semperoper in Dresden, am Teatro Carlo Felice von Genua und 2014 erneut in Rom, nunmehr in Open-air-Vorstellungen in den Thermen des Caracalla, weiters in Lausanne, Tel Aviv und Verona. Die für April 2020 geplanten Rosina-Auftritte an der Bayerischen Staatsoper in München mussten COVID-19-bedingt abgesagt werden.
Die Adalgisa, Gegenspielerin der Hohepriesterin Norma in der gleichnamigen Bellini-Oper, verkörperte sie an zumindest neun Opernhäusern, am Teatro Colón von Buenos Aires, am Teatro Liceu von Barcelona und in Valladolid, am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden und an der Bayerischen Staatsoper in München, in Genua, Neapel, Padua und Palermo. Für März 2021 ist sie in dieser Rolle auch am Teatro Real in Madrid angekündigt. Die Fenena, Tochter Nabuccos und Geisel der Israeliten, in der Verdi-Oper ist eine weitere Rolle, die sie an verschiedenen Bühnen übernahm – in Florenz, Mailand, Palermo und Parma sowie am Teatre Principal de Maó auf Menorca. Puccinis Suzuki, die treue Dienerin der Madama Butterfly, sang die Künstlerin erstmals 2015 an der Opéra Bastille in Paris, im Dezember 2016 in einer festlichen Premiere zur Spielzeiteröffnung an der Mailänder Scala und im April 2019 in München. In Mailand wurde die Urfassung von 1904 gegeben. Es inszenierte Alvis Hermanis, es dirigierte Riccardo Chailly, Musikdirektor der Scala. An der Teatro alla Scala eröffnete Annalisa Stroppa zwei Mal in Folge die Spielzeit, nach 2016 auch im Jahr 2017, in Andrea Chénier an der Seite von Anna Netrebko und wieder unter der Leitung von Riccardo Chailly. Im Januar 2020 kehrte sie als Stéphano in Roméo et Juliette (Gounod) an die Scala zurück.[2]
Einige der weiteren Wirkungsstätten waren die Osterfestspiele Salzburg (Lola), die Staatsoper Hamburg (Cenerentola), die Wiener Staatsoper, die Opéra de Rouen Normandie und das Teatro Verdi in Sassari (stets als Dorabella), De Nationale Opera in Amsterdam (Ines und Maddalena) sowie die Arena des Théâtre Antique di Orange (Zerlina). Sie sang unter der musikalischen Leitung der Dirigenten Karel Mark Chichon, Teodor Currentzis, Zubin Mehta, Nello Santi und Lorenzo Viotti.
Sie war die erste italienische Opernsängerin, die im Mai 2020 nach der Coronavirus-Pandemie wieder vor Publikum auftrat – als Carmen ohne Chor und ohne Orchester am Hessischen Staatstheater Wiesbaden im Rahmen der Internationalen Maifestspiele. Ihren Auftritt widmete sie allen Betroffenen und ihren Kollegen auch hinter der Bühne, die ihre Rückkehr auf die Bühne ermöglichten.[3]
Im Juni 2020 war sie in Bergamo, einem der Epizentren der COVID-19-Pandemie, als Altsolistin in Gaetano Donizettis Messa da Requiem zu hören. Das Gedenkkonzert für die Opfer der Pandemie wurde in Anwesenheit des italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella vom Fernsehsender Rai 1 übertragen und von 2,3 Millionen Zuschauern verfolgt.[4]
Rollen (Auswahl)
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Aufnahmen (Auswahl)
- 2011: I due figaro, Teatro Alighieri, Ducale
- 2015: Cavalleria rusticana, Pagliacci Osterfestspiele Salzburg, Sony
- 2017: I Puritani, Teatro Real , Naxos Distribution (Catalogue No: BAC142)
- 2019: Madama Butterfly, Teatro alla Scala, Decca
- 2019: Norma, Teatro Carlo Felice, Bongiovanni (Catalogue No: AB 20041)
Wettbewerbe (Auswahl)
- 2008: Concorso Magda Olivero (Zweiter Preis)
- 2010: Concorso lirico Riccardo Zandonai (Siegerin)
Weblinks
- Opera Arenamagazine: Annalisa Stroppa, dalla Scala a Bregenz e nel cuore l’Arena di Verona (Interview) (italienisch)
- Connessi all'Opera: Rosina? È un bocciolo di rosa dai mille colori – Intervista ad Annalisa Stroppa (italienisch)
- Opéra de Paris, Annalisa Stroppa, Mezzo-soporano (englisch)
- Semperoper Dresden, Annalisa Stroppa, Solistin (Gast)
- "Mon cœur s'ouvre à ta voix" (Samson et Dalila), Brescia 2020
- Literatur von und über Annalisa Stroppa in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Fidelio Artist: Annalisa Stroppa’s Carmen opens the La Palma opera season, abgerufen am 25. Juni 2020
- Annalisa Stroppa, Mezzosopran. Abgerufen am 3. Juli 2020.
- Rai News 24: Annalisa Stroppa: la mia Carmen “speciale” in Germania, 24. Mai 2020 (ital.)
- Messa da Requiem su Rai Uno programma più visto: 12,3% di share. Abgerufen am 3. Juli 2020 (italienisch).