Peter Brook
Peter Stephen Paul Brook, CH, CBE (* 21. März 1925 in London, England) ist ein britischer Theaterregisseur, der zu den wichtigsten Vertretern des zeitgenössischen europäischen Theaters gezählt wird. Berühmt sind seine Vorträge über modernes Theater, als Buch herausgegeben 1968 unter dem Titel „Der leere Raum“, die eine ganze Generation von Regisseuren beeinflussten.
Leben
Peter Brook wurde 1925 in London als Sohn von Simon Brook und seiner Ehefrau Ida Brook, geb. Jansen, geboren. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus Lettland. Er wurde in der Westminster School, der Gresham’s School in Norfolk und dem Magdalen College, Oxford unterrichtet. Bereits als Schüler beschäftigte er sich mit dem Medium Theater. Erste Engagements als Regisseur ab 1945 in Birmingham, Stratford-upon-Avon und London, wo er hauptsächlich William Shakespeare inszenierte. In den 1960er Jahren folgten Inszenierungen von Stücken von Jean-Paul Sartre, Friedrich Dürrenmatt, Peter Weiss und Jean Genet. 1970 gründete er in Paris das Centre International de Recherche Théâtrale (CIRT), aus dem das Théâtre des Bouffes du Nord hervorging, welches heute noch existiert.
Außer seiner Auseinandersetzung mit außereuropäischen Kulturkreisen (etwa in dem Stück Mahabharata, das sich mit der indischen Mythologie befasst, oder seinem 1979 gedrehten Film Gurdjieff – Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen) beschäftigt sich Brook bis heute immer wieder mit Shakespeare (z. B. Hamlet).
Weitere Verfilmungen: unter anderem des Romans Herr der Fliegen von William Golding, sowie mehrere Shakespeareverfilmungen für die BBC.
Peter Brook war von 1951 bis zu ihrem Tod im Jahr 2015 mit der Schauspielerin Natasha Parry verheiratet. Der Ehe entstammen zwei Kinder.
Werk
Theater- und Operninszenierungen (Auszug)
- 1942: Christopher Marlowe Doktor Faustus
- 1945: George Bernard Shaw Pygmalion
- 1945: George Bernard Shaw Mensch und Übermensch
- 1945: William Shakespeare König Johann
- 1945: Henrik Ibsen Die Frau vom Meer
- 1946: William Shakespeare Verlorene Liebesmüh’
- 1946: Die Brüder Karamasow Fedor Dostojewski
- 1946: Jean-Paul Sartre Geschlossene Gesellschaft
- 1947: Jean-Paul Sartre Die ehrbare Dirne
- 1947: William Shakespeare Romeo und Julia
- 1948: Moussorgsky Boris Godounov
- 1948: Puccini La Bohême
- 1949: Wolfgang Amadeus Mozart Die Hochzeit des Figaro
- 1949: Richard Strauss Salome
- 1950: William Shakespeare Maß für Maß
- 1951: Arthur Miller Tod eines Handlungsreisenden
- 1951: Jean Anouilh Colombe
- 1951: William Shakespeare Ein Wintermärchen
- 1953: Gounod Faust
- 1954: Christopher Fry Das Dunkel ist Licht genug
- 1954: Arthur Macrae Both Ends meet
- 1955: William Shakespeare Titus Andronicus
- 1955: William Shakespeare Hamlet
- 1956: Arthur Miller Blick von der Brücke
- 1957: Tennessee Williams Die Katze auf dem heißen Blechdach
- 1957: Friedrich Dürrenmatt Der Besuch der alten Dame
- 1957: William Shakespeare Der Sturm
- 1957: P.I. Tschaikowski Eugen Onegin
- 1958: Friedrich Dürrenmatt Der Besuch
- 1959: Irma la Douce
- 1960: Jean Genet Der Balkon
- 1962: William Shakespeare Der Sturm
- 1963: William Shakespeare König Lear
- 1963: John Arden Der Tanz des Sergeanten Musgrave
- 1963: Friedrich Dürrenmatt Die Physiker
- 1963: Rolf Hochhuth Der Stellvertreter
- 1964: Das Theater der Grausamkeit 1. Teil nach: Ableman, Artaud, Robbe-Gillet, Jean Genet, John Arden, Margaretta d'Arcy, Charles Marowitz; 2. Teil nach: Jean Genet und Bernard Frechtman
- 1964: Peter Weiss Marat/Sade
- 1964: Jean Genet Die Wände
- 1965: Peter Weiss Die Ermittlung
- 1966: US
- 1968: Seneca Ödipus
- 1968: William Shakespeare Der Sturm
- 1970: William Shakespeare Ein Sommernachtstraum
- 1971: Orghast (Texte) Ted Hughes
- 1972: Peter Handke Kaspar
- 1974: William Shakespeare Timon von Athen
- 1977: Alfred Jarry König Ubu
- 1978: William Shakespeare Maß für Maß
- 1978: William Shakespeare Antonius und Cleopatra
- 1979: Colin Turnbull Die Ik nach The Mountain People
- 1979: Jean-Claude Carrière Die Konferenz der Vögel Erzählung für das Theater nach der Dichtung Die Konferenz der Vögel von Fariduddin Attar
- 1981: Anton Tschechow Der Kirschgarten
- 1981: Bizet Die Tragödie von Carmen
- 1985: Jean-Claude Carrière Das Mahabharata Bühnenbearbeitung
- 1988: Anton Tschechow Der Kirschgarten
- 1989: Percy Mtawa, Mbongeni Ngema und Barney Simon Woza Albert!
- 1990: William Shakespeare Der Sturm
- 1992: Impressions de Pelléas Debussy
- 1993: L'Homme qui Paris; engl. Neufassung unter dem Titel "The Man Who"
- 1995: Wer ist da nach Texten von Antonin Artaud, Bertolt Brecht, Gordon Craig, Meyerhold, Stanislavski und Seami
- 1995: Samuel Beckett Glückliche Tage
- 1998: Wolfgang Amadeus Mozart Don Giovanni
- 1999: Can Themba Das Kostüm
- 2000: William Shakespeare Hamlet
- 2002: Claryl Churchill Far Away
- 2002: William Shakespeare Hamlet
- 2002: Der Tod des Krishna Extrakt aus Mahabharata von Vyasa
- 2003: Samuel Beckett Glückliche Tage
- 2003: Carol Rocamora Deine Hand in meiner basierend auf dem Briefwechsel von Olga Knipper und Anton Tschechow
- 2004: Amadou Hampaté Bâ Tierno Bokar
- 2005: Fjodor Dostojewski Der Großinquisitor
- 2006: Samuel Beckett Fragmente
- 2007: Athol Fugard, John Kani und Winston Ntshona Swize Bansi ist tot
- 2008: Samuel Beckett Fragmente
- 2009: Amadou Hampaté Bâ Elf und Zwölf
- 2010: Warum, warum nach Artaud, Gordon Craig, Dullin, Meyerhold, Motokiyo, Shakespeare
- 2010: Wolfgang Amadeus Mozart Die Zauberflöte
- 2012: Can Themba Das Kostüm
- 2013: Samuel Beckett Der Verwaiser
- 2014: The Valley of Astonishment
- 2015: Samuel Beckett Fragmente
- 2015: Battlefield nach Mahabharata
- 2018: Der Gefangene
Filmografie
- 1953: Die Bettleroper (The Beggar's Opera)
- 1960: Stunden voller Zärtlichkeit (Moderato cantabile)
- 1963: Herr der Fliegen (Lord of the Flies)
- Marat/Sade, 1967, auch als DVD erschienen
- Das Stück „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspieltruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“ von Peter Weiss gehört zu den zentralen dramatischen Werken des 20. Jahrhunderts. Brook führte 1967 bei der Verfilmung der Royal-Shakespeare-Company-Bühnenversion von „Marat/Sade“ Regie.
- Tell me lies. 1968 – London zur Zeit des Vietnamkriegs
- King Lear. 1971 – auch als DVD erschienen
- 1979: Gurdjieff – Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen (Meetings with Remarkable Men)
- Regie: Peter Brook – Drehbuch: Peter Brook; Jeanne de Salzmann – Darsteller: Dragan Maksimović, Terence Stamp, Athol Fugard u. a.
- Der Film basiert auf der gleichnamigen Autobiografie von Georges I. Gurdjieff, einem kaukasischen Weisheitslehrer, mit dem sich Brook intensiv beschäftigt hat.
- Darin beschreibt Gurdjieff seine Kindheit und Jugend am Fuße des Kaukasus und seine Begegnungen mit den Menschen, die den Ursprung seiner späteren Lehren formten. Höhepunkte des Filmes sind unter anderem die Reisen zu gewissen Sufi-Lehrern und die (original von Gurdjieff-Schülern aufgeführten) heiligen Tänze im verborgenen Kloster der geheimnisvollen Bruderschaft Sarmoung.
- La Tragédie de Carmen, 1983 nach Brooks Inszenierung der Oper von Bizet
- Mahabharata. 1989 – auch als DVD erschienen
- The Tragedy of Hamlet, 2002
Schriften und Gespräche
- Peter Brook: Der leere Raum. Aus dem Englischen von Walter Hasenclever. Hoffmann & Campe, Hamburg 1969. (8. Auflage. Alexander Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-923854-90-0)
- Peter Brook: Wanderjahre, Schriften zum Theater, Film & Oper 1946–1987. Alexander Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-923854-25-0.
- Peter Brook: Vergessen Sie Shakespeare. Aus dem Französischen von Hans-Henning Mey. Alexander Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-89581-021-5.
- Margaret Croyden: Conversations with Peter Brook 1970–2000. Faber and Faber, New York 2003, ISBN 0-571-21137-2.
- Between Two Silences: Talking with Peter Brook. hg. von Dale Moffitt. Southern Methodist University Press.
- deutsch: Dale Moffitt (Hrsg.): Zwischen zwei Schweigen. Gespräche mit Peter Brook. Aus dem Englischen von Petra Schreyer. Alexander Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-89581-094-0.
- Peter Brook: Das offene Geheimnis. Frankfurt am Main 1998. (Neuausgabe mit einem Nachwort von Hans-Thies Lehmann. Alexander Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-89581-266-8)
- Peter Brook: Zeitfäden. (Autobiographie). Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-10-008308-3.
- Peter Brook – Theater als Reise zum Menschen. Texte und Gespräche von und mit Peter Brook, Jean-Claude Carrière, Yoshi Oida u. a., hg. von Olivier Ortolani. Alexander Verlag, Berlin 2005.
- Peter Brook, Jean-Claude Carrière, Jerzy Grotowski: Georg Iwanowitsch Gurdjieff. Aus dem Französischen von Hans-Henning Mey. Alexander Verlag, Berlin 2001, ISBN 978-3-89581-060-2.
- La voie de Peter Brook – Peter Brook's Journey. Documentation of the 2nd European Theatre Prize, hg. von Georges Banu und Alessandro Martinez. Alexander Verlag, Berlin. (englisch/französisch)
- Peter Brook: Mein Shakespeare (The Quality of Mercy). Alexander Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-89581-334-4
Auszeichnungen
- 1965 Commander des Order of the British Empire
- 1970 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin
- 1986 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
- 1989 Europäischer Theaterpreis
- 1991 Großoffizier des Ordens des heiligen Jakob vom Schwert
- 1995 Offizier der Ehrenlegion
- 1998 Order of the Companions of Honour
- 2005 erhielt er den mit 1 Mio. US-Dollar dotierten Dan-David-Preis.
- 2008 wurde Brook mit dem Internationalen Ibsen-Preis ausgezeichnet.
- 2013 Kommandeur der Ehrenlegion
- 2019 Prinzessin-von-Asturien-Preis für Kunst (50.000 Euro Preisgeld)[1]
Literatur
- John Heilpern: Conference of the Birds. The Story of Peter Brook in Africa. Faber & Faber, London 1977, ISBN 0-571-10372-3.
- Albert Hunt, Geoffrey Reeves: Peter Brook. (Directors in Perspective), Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-22662-7.
- Richard Helfer und Glenn Meredith Loney (Hrsg.): Peter Brook. Oxford to Orghast (Contemporary Theatre Studies; Bd. 27). Harwood Academy Publ., Amsterdam 1998, ISBN 90-5702-208-7.
- Andrew Todd, Jean-Guy Lecat: The Open Circle. Peter Brook's Theatre Environments, Palgrave MacMillan, New York 2003, ISBN 1-4039-6362-2.
- Arthur Horowitz: Prospero's „True Preservers“, Peter Brook, Yukio Ninagawa, and Giorgio Strehler. Twentieth-Century Directors Approach Shakespeare's the Tempest. University of Delaware Press, Newark 2004, ISBN 0-87413-854-X.
- Olivier Ortolani (Hrsg.): Theater als Reise zum Menschen. Der Regisseur Peter Brook. Alexander-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89581-135-1.
- Michael Kustow: Peter Brook. A Biography. Bloomsbury Publ., London 2006,: ISBN 0-7475-7913-X.
- Gerhard Stadelmaier: Das Glückskind als Gottesversucher. Er ist der König des Welttheaters, als Regisseur ein Zauberer, das Genie der größten Einfachheit: Heute wird das Wunder Peter Brook neunzig Jahre jung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. März 2015, S. 11. Online-Version
Weblinks
- Literatur von und über Peter Brook im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Brook in der Internet Movie Database (englisch)
- Tagesspiegel: „Die Angst ist das Stärkste“, Interview mit Andreas Schäfer, 26. Mai 2006
Belege
- Prinzessin-von-Asturien -Preis für Peter Brook, nachtkritik.de, erschienen und abgerufen am 25. April 2019