Andrij Melnyk (Diplomat)
Andrij Jaroslawowytsch Melnyk (* 7. September 1975 in Lwiw, Ukrainische SSR, Sowjetunion) ist ein ukrainischer Jurist, Politiker und Diplomat.
Ukrainischer Botschafter in Deutschland | |
Kyrillisch (Ukrainisch) | |
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Андрій Ярославович Мельник | |
Transl.: | Andrij Jaroslavovyč Mel'nyk |
Transkr.: | Andrij Jaroslawowytsch Melnyk |
Seit dem 19. Dezember 2014 ist er Botschafter der Ukraine in Deutschland. Melnyk, der fließend Deutsch und Englisch spricht, war bereits zwischen 2007 und 2010 in Deutschland als Generalkonsul der Ukraine in Hamburg tätig.[1][2]
Werdegang
Melnyk schloss 1997 ein Studium der Rechtswissenschaft an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw ab und trat im selben Jahr in den diplomatischen Dienst der Ukraine ein. Von 1999 bis 2003 war er zunächst zweiter, dann erster Botschaftssekretär der Botschaft der Ukraine in Österreich. Zwischen 2005 und 2007 hatte er, unter Präsident Wiktor Juschtschenko, den Posten des stellvertretenden Leiters der Abteilung für bilaterale und regionale Zusammenarbeit im Präsidialamt der Ukraine inne.
Vom 5. April 2007 bis 2012 war er Generalkonsul der Ukraine in Hamburg. Danach war er Direktor der dritten territorialen Direktion des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der Ukraine. Vom 25. März 2014 bis zu seiner Ernennung zum Botschafter durch Präsident Petro Poroschenko war er Stellvertretender Minister des Ministerkabinetts der Ukraine und dort für die europäische Integration der Ukraine zuständig.[2][3]
Nach der Affäre um Kay-Achim Schönbach bezüglich des Russland-Ukraine-Konflikts verglich Melnyk die Haltung der deutschen Bundesregierung mit dem Nationalsozialismus („Die Ukrainer fühlten sich bei dieser herablassenden Attitüde unbewusst auch an die Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert, als die Ukrainer als Untermenschen behandelt wurden.“) und warf „deutsche Arroganz und Größenwahn“ vor. Die „internationale Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit Deutschlands“ stehe „massiv infrage“. Zugleich erneuerte er die Forderungen nach Waffenlieferungen Deutschlands an die Ukraine.[4][5] Die Lieferung von Schutzausrüstung bezeichnete Melnyk als „Tropfen auf dem heißen Stein“.[6] Dieser Sichtweise widersprach Friedbert Pflüger in einem Offenen Brief an A. Melnyk.[7]
Nachdem Vladimir Putin Ende Februar 2022 mit dem Überfall der Ukraine einen Krieg mitten in Europa entfachte, blieb Melnyk hartnäckig mit seinen politischen Forderungen an Deutschland. In einer öffentlichen Nachricht an die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sprach Melnyk davon, dass Deutschland das „Morden von Hundertausenden einfach in Kauf nehmen würde“. Strack-Zimmermann äußerte Verständnis für die großen Sorgen der Ukraine, nannte aber das Verhalten von Melnyk befremdlich und maßlos.[8][9]
Andrij Melnyk ist verheiratet mit Svitlana Melnyk. Sie haben zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter.
Weblinks
- Andrij Melnyk auf der Seite der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland
Einzelnachweise
- Ernennung zum Botschafter (Memento vom 20. Dezember 2014 im Internet Archive) auf der offiziellen Seite des Präsidenten der Ukraine
- Kurzbiographie Melnyk in „Offizielle Ukraine heute“, abgerufen am 25. Januar 2015
- Botschafter in Deutschland wurde Andrij Melnyk, in eurointegration.com.ua vom 19. Dezember 2015; abgerufen am 25. Januar 2015.
- Ukraine hält Rücktritt des deutschen Marine-Chefs für unzureichend. In: web.de. 23. Januar 2022, abgerufen am 23. Januar 2022.
- "Unbewusst an Schrecken der Nazi-Besatzung erinnert". In: t-online.de. 23. Januar 2022, abgerufen am 23. Januar 2022.
- Mehrheit der Deutschen gegen Waffenlieferungen an Ukraine. In: t-online.de. 27. Januar 2022, abgerufen am 28. Januar 2022.
- Keine Brandbeschleunigung im Ukraine-Konflikt!, Offener Brief von F. Pflüger an Andrij Melnyk, 27. Januar 2022
- Ukraine: Botschafter Melnyk verschärft Ton im Streit um Waffenlieferungen. In: welt.de. 23. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.
- Tobias Armbrüster: Ukrainischer Botschafter: Kriegsangst steigt mit jedem Tag. In: deutschlandfunk.de. 23. Februar 2022, abgerufen am 28. Februar 2022.