Amtsgericht Sontra
Das Amtsgericht Sontra (bis 1867 Justizamt Sontra) war ein von 1822 bis 1976, als Zweigstelle bis 2003, bestehendes Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit mit Sitz in der nordhessischen Stadt Sontra.
Geschichte
Mit Inkrafttreten des kurhessischen Organisations-Edikts am 1. Januar 1822 wurden Justiz und Verwaltung im Kurfürstentum Hessen getrennt.[1] Dabei verlor das bisherige Amt Sontra seine administrativen Funktionen an den neu gebildeten Kreis Rotenburg und diente als Justizamt Sontra nur noch der Rechtsprechung.[2] Der Bezirk dieses Justizamtes bestand aus der Stadt Sontra und den benachbarten Dörfern Berneburg, Breitau, Dens, Hornel, Königswald, Krauthausen, Lindenau, Mönchhosbach, Rautenhausen, Rockensüß, Ulfen, Weißenborn und Wölfterode.[3] Am 1. Januar 1837 wurden noch die Orte Diemerode und Heyerode aus dem Bezirk des Justizamts Bischhausen eingegliedert, gleichzeitig wurde jedoch der Ort Dens an den Bezirk des Justizamts Nentershausen abgegeben.[4]
Nach der preußischen Annexion Kurhessens 1866 wurde die Gerichtsverfassung neu geordnet. An die Stelle der bis dahin bestehenden Justizstellen traten Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz.[5] Dabei wurde aus dem bisherigen Justizamt Sontra das Amtsgericht Sontra im Bezirk des Kreisgerichts Rotenburg.[6]
Mit Einführung des Gerichtsverfassungsgesetz am 1. Oktober 1879 erfolgte der Wechsel in den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Kassel[7], der Bezirk des Amtsgerichts Sontra änderte sich dagegen nicht[8].
Infolge der Aufhebung mehrerer Amtsgerichte am 30. September 1932 vergrößerte sich der Amtsgerichtsbezirk Sontra um die Gemeinden
- Eltmannsee, Hoheneiche, Mitterode, Stadthosbach, Thurnhosbach und Wichmannshausen aus dem Bezirk des vorherigen Amtsgerichts Bischhausen,
- Bauhaus, Blankenbach, Dens, Nentershausen und Weißenhasel aus dem Bezirk des vormaligen Amtsgerichts Nentershausen sowie um
- Archfeld, Breitzbach, Frauenborn, Herleshausen, Holzhausen, Markershausen, Nesselröden, Unhausen, Willershausen und Wommen aus dem Bezirk des ehemaligen Amtsgerichts Netra.[9]
Am 1. Januar 1933[10] wurden die Orte Bauhaus und Rautenhausen dem Amtsgericht Rotenburg an der Fulda und am 1. Oktober 1933[11] die Ortschaften Archfeld, Holzhausen, Markershausen und Willershausen dem Amtsgericht Eschwege zugewiesen.
Zum 1. Juli 1957 wurde der Ort Hoheneiche an das Amtsgericht Eschwege abgetreten.[12]
Schließlich wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die Gemeinde Herleshausen mit ihren Gemeindeteilen Breitzbach, Frauenborn, Nesselröden, Unhausen und Wommen am 1. Dezember 1971[13] sowie der nach Waldkappel eingemeindete Ort Eltmannsee mit Wirkung vom 1. Januar 1974[14] an das Amtsgericht Eschwege und die 1954 gebildete Gemeinde Cornberg mit den eingemeindeten Ortsteilen Rockensüß und Königswald nebst der Gemeinde Nentershausen mit ihren Ortsteilen Dens, Mönchhosbach und Weißenhasel zum 1. Juli 1973[15] an das Amtsgericht Rotenburg a. d. Fulda abgegeben.
Mit Wirkung 1. Juni 1976 wurde das Amtsgericht Sontra als Vollgericht aufgehoben und in eine ausschließlich für die Stadt Sontra zuständige Zweigstelle des Amtsgerichts Eschwege umgewandelt.[16][17] Am 1. November 2003 wurde dann auch diese Zweigstelle aufgelöst.[18]
Einzelnachweise
- Verordnung vom 29. Juni 1821, die Umbildung der bisherigen Staatsverwaltung betreffend (Kurhess. GS S. 29 )
- Verordnung vom 30. August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend (Kurhess. GS S. 72 )
- XXXIII) Amt Sontra . In: Handbuch des kurhessischen Militair-, Hof- und Civil-Staats auf das Jahr 1821. Waisenhaus, Kassel, S. 47–49.
- Verordnung vom 5. November 1836, die Veränderung einiger Untergerichts- und Kreisamts-Bezirke betreffend (Kurhess. GS S. 132 )
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 26. Juni 1867 (PrGS 1867, S. 1085 )
- Verfügung vom 8. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden neuen Gerichte (JMBl. S. 221 )
- Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS 1878, S. 275)
- Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879 (PrGS 1879, S. 538)
- Verordnung über die Aufteilung der Bezirke der aufgehobenen Amtsgerichte vom 13. September 1932 (PrGS 1932, S. 301)
- Zweite Verordnung über Änderungen in der Abgrenzung von Amtsgerichtsbezirken vom 24. November 1932 (PrGS 1932, S. 353)
- Verordnung zur Festsetzung und Änderung amtsgerichtlicher Bezirksgrenzen vom 15. September 1933 (PrGS 1933, S. 347)
- Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Gerichtsorganisation (§1 Abs. 6) vom 6. März 1957. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1957 Nr. 5, S. 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
- Vierte Anordnung zur Änderung der Anordnung über die Errichtung und die Zuständigkeit von amtsgerichtlichen Zweigstellen (Ändert GVBl. II 210-33) vom 12. Mai 1976. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1976 Nr. 10, S. 236 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
- Einundzwanzigste Verordnung zur Berichtigung der Anlage zum Gerichtsorganisationsgesetz (Ändert GVBl. II 210-16) vom 26. November 1973. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 30, S. 475, § 1 Abs. 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 633 kB]).
- Fünftes Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 12. Juni 1973. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 15, S. 199–201, Artikel 1, Punkt 20 und 21 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 385 kB]).
- Siebentes Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210-16 und 212-05) vom 26. März 1976. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1976 Nr. 8, S. 212–214, Artikel 1, Abs. 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 935 kB]).
- Vierte Anordnung zur Änderung der Anordnung über die Errichtung und die Zuständigkeit von amtsgerichtlichen Zweigstellen (GVBl. II 210-33) vom 12. Mai 1976. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1976 Nr. 10, S. 236, Artikel 1. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 725 kB]).
- Dritte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Ändert GVBl. II 210–33; GVBl. II 210–86) vom 10. Oktober 2003. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2003 Nr. 16, S. 291, Artikel 2, §1) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 531 kB]). bezieht sich auf Anordnung über die Errichtung und Zuständigkeit von gerichtliche Zweigstellen (Ändert GVBl. II 210-33) vom 24. Mai 1974. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 18, S. 539 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,6 MB]).