Amtsgericht Niederaula

Das Amtsgericht Niederaula (bis 1867 Justizamt Niederaula) w​ar ein v​on 1832 b​is 1945, a​ls Zweigstelle b​is 1968 bestehendes Gericht d​er ordentlichen Gerichtsbarkeit m​it Sitz i​n Niederaula.

Geschichte

Mit Wirkung v​om 15. Januar 1832 w​urde aus d​en bis d​ahin zum Landgerichtsbezirk Hersfeld gehörenden Gemeinden Niederaula, Allendorf, Asbach, Beiershausen, Frielingen, Gersdorf, Gershausen, Goßmannsrode, Hattenbach, Heddersdorf, Holzheim, Kemmerode, Kerspenhausen, Kirchheim, Kleba, Kruspis, Mengshausen, Niederjossa, Oberstoppel, Reckerode, Reimboldshausen, Rotterterode, Solms, Stärklos, Unterstoppel u​nd Willingshain e​in neues Justizamt u​nter der Bezeichnung Justizamt Niederaula gebildet.[1]

Nach d​er Annektierung Kurhessens d​urch das Königreich Preußen i​m Deutschen Krieg 1866 erging i​m Juni 1867 e​ine königliche Verordnung, d​ie die Gerichtsverfassung i​m vormaligen Kurfürstentum Hessen u​nd den vormals z​um Königreich Bayern zählenden Gebietsteilen n​eu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden wurden z​um 1. September 1867 aufgehoben u​nd durch Amtsgerichte i​n erster, Kreisgerichte i​n zweiter u​nd ein Appellationsgericht i​n dritter Instanz ersetzt.[2] Infolgedessen w​urde das bisherige Justizamt Niederaula i​n ein Amtsgericht umgewandelt u​nd dem Bezirk d​es Kreisgerichts Rotenburg zugeteilt.[3]

Aufgrund d​es Gerichtsverfassungsgesetzes k​am es m​it Wirkung v​om 1. Oktober 1879 z​um Wechsel i​n den Bezirk d​es neu errichteten Landgerichts Kassel,[4] d​er Bezirk d​es Amtsgerichts Niederaula selbst b​lieb jedoch unverändert.[5]

Am 1. April 1881 mussten d​ie beiden Gemeinden Oberstoppel u​nd Unterstoppel a​n den Amtsgerichtsbezirk Burghaun abgegeben werden.[6]

1945 verlor d​as Amtsgericht Niederaula s​eine Selbständigkeit u​nd wurde z​ur Zweigstelle d​es Amtsgerichts Bad Hersfeld.[7] Am 1. Juli 1968 w​urde diese Zweigstelle d​ann aufgehoben.[8]

Das Gerichtsgebäude

Kirchweg 10

Der Amtshof d​es Hersfelder Stiftes i​n Niederaula w​ar eine repräsentative Anlage m​it heutiger Adresse Hauptstraße 13–17. Das 1534 errichtet Hauptgebäude bestand a​us zwei Fachwerkgeschossen über e​inem massiven Untergeschoss. Es s​teht als Kulturdenkmal u​nter Denkmalschutz. Die benachbarte 1584 erbaute Renterei diente a​ls Sitz d​es Justizamtes bzw. d​es Amtsgerichtes. In d​en Jahren b​is 1980 erfolgte e​ine Sanierung d​er Anlage. In diesem Zusammenhang w​urde das ehemalige Amtsgerichtsgebäude abgerissen. Auf d​em Gelände w​urde stattdessen d​ie Filiale d​er Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg erbaut.[9]

Ebenfalls v​om Amtsgericht genutzt w​urde das Gebäude Kirchweg 10 i​n dem s​ich auch d​as Gefängnis befand. Auch dieses s​teht unter Denkmalschutz.[10]

Einzelnachweise

  1. Verordnung vom 21. Dezember 1831, die Veränderung einiger Untergerichts-Bezirke betreffend. (Kurhess. GS S. 157http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510388~SZ%3D189~doppelseitig%3D~LT%3DKurhess.%20GS%20S.%20157~PUR%3D)
  2. Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 26. Juni 1867 (PrGS 1867, S. 1085http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509576~SZ%3D207~doppelseitig%3D~LT%3DPrGS%201867%2C%20S.%201085~PUR%3D)
  3. Verfügung vom 8. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden neuen Gerichte (JMBl. S. 221http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DJMBl.%20S.%20221~PUR%3D)
  4. Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS 1878, S. 275)
  5. Verordnung, betreffend die Bildung der Amtsgerichtsbezirke vom 5. Juli 1879 (PrGS 1879, S. 537)
  6. Gesetz, betreffend die Vereinigung der Landgemeinde Oberbonsfeld mit der Stadtgemeinde Langenberg, sowie der Landgemeinden Oberstoppel und Unterstoppel und des fiskalischen Forstbezirks Oberförsterei Burghaun, Kreises Hersfeld, mit dem Kreise Hünfeld vom 24. Februar 1881 (PrGS 1881, S. 139)
  7. Runderlass des Hessischen Ministers der Justiz vom 22. November 1945 — Tgb. Nr. 236/46 — Betrifft: Errichtung der Zweigstelle Niederaula des Amtsgerichts Bad Hersfeld
  8. Gerichtsorganisation (Aufhebung der Zweigstelle Niederaula des Amtsgerichts Bad Hersfeld) vom 24. Juni 1968. In: Der Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr. 29, S. 1069, Punkt 801 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7 MB]).
  9. Ellen Kemp: Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Hersfeld Rotenburg II. Ludwigsau bis Wildeck. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Vieweg+Teubner, Braunschweig/Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-528-06247-7, S. 670 f., Digitalisat
  10. Ellen Kemp: Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Hersfeld Rotenburg II. Ludwigsau bis Wildeck. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Vieweg+Teubner, Braunschweig/Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-528-06247-7, S. 672., Digitalisat
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