Amt Gronau (Leine)

Das Amt Gronau w​ar ein historischer Verwaltungsbezirk i​m Fürstentum Hildesheim, später d​em Königreich Hannover bzw. d​er preußischen Provinz Hannover. Sitz d​es Amtmanns w​ar die Stadt Gronau (Leine).

Geschichte

Burg u​nd Stadt Gronau wurden u​m 1290 angelegt u​nd bildeten m​it dem Dorf Eberholzen e​ine Verwaltungseinheit. Nach d​er Hildesheimer Stiftsfehde fielen s​ie 1523 a​n Braunschweig-Wolfenbüttel. 1643 wurden s​ie an d​as Hochstift Hildesheim zurückgegeben. Im Jahre 1690 trennte d​ie fürstbischöflich-hildesheimische Regierung d​ie Ortschaften d​er Niederen Börde d​es Amts Winzenburg verwaltungsmäßig (aber n​icht staatsrechtlich) a​b und l​egte sie z​um Amt Gronau.[1] Dadurch bildete d​as Amt Gronau nunmehr e​ine territoriale Einheit. Unter preußischer Herrschaft (ab 1802) w​urde das Amt aufgehoben, n​ach dem Übergang a​n das Königreich Hannover 1815 jedoch restituiert u​nd 1815 u​m das ehemalige Klostergut Haus Escherde vermehrt. 1824 w​urde das Amt Poppenburg angeschlossen (ohne d​ie Stadt Elze), 1852 d​er Poppenburger Teil wieder abgetrennt u​nd ein Amt Elze (mit d​er Stadt Elze) daraus gebildet. Dem Restgebiet w​urde das Patrimonialgericht Banteln m​it der Gemeinde Eddinghausen angegliedert. 1859 w​urde die Trennung v​on 1852 revidiert. Im Zuge d​er Gebietsreform v​on 1885 g​ing das Amt i​m Kreis Gronau auf.

Gemeinden

Das Amt Gronau bestand bis 1690 lediglich aus zwei Gemeinden in zwei räumlich voneinander getrennten Territorien. Der etwas größere Amtsteil lag nordöstlich von Alfeld mitten im Amt Winzenburg um das kleine Dorf Eberholzen. Der etwas kleinere, wirtschaftlich aber bedeutendere Amtsteil lag nordwestlich davon um die Stadt Gronau, getrennt durch einen breiten Streifen des Amts Winzenburg, mit seiner Westgrenze am Fürstentum Calenberg angrenzend. Alle übrigen unten aufgeführten Gemeinden lagen vor 1690 im Amt Winzenburg. 1690 wurde die Niedere Börde des Amt Winzenburgs (bis auf Sibbesse und Petzum) an Gronau abgetreten, so dass sich das Amt Gronau wesentlich vergrößerte, beide Teile vereinigte und so abgerundet wurde.[1] Die folgende Tabelle listet alle Gemeinden, die dem Amt Gronau von 1690 bis 1807 angehört haben. Dazu zählt eine Stadt, etliche Dörfer und Weiler, ein Kloster, aber ggf. auch Einzelhäuser und ähnliche Liegenschaften, wenn sie im zu Grunde liegenden Verzeichnis genannt sind. In Spalte 2 ist die Anzahl aller Haushalte im Jahre 1760 verzeichnet, und zwar Freie Häuser, Vollhöfe, Halbspännerhöfe, Viertelspännerhöfe, Großköthnerhöfe, Kleinköthnerhöfe und Brinksitzer zusammengenommen (im Original jeweils einzeln aufgeführt). In Spalte 3 ist die Einwohnerzahl im Jahr 1910 verzeichnet, in Spalte 4 die heutige Gemeindezugehörigkeit. Weitere Anmerkungen stehen in der letzten Spalte.[2][3][4][5]

AltgemeindeHaushalte1910heutige GemeindeAnmerkung
Barfelde61546Gronau (Leine)
Betheln91653Gronau (Leine)Bethelen
Brüggen70925Gronau (Leine)mit einem adligen Hof
Dötzum664Gronau (Leine)Doitzum
Eberholzen72652Sibbesse
Eitzum48455Gronau (Leine)
Escherde8142Gronau (Leine)Benediktinerinnen-Kloster, dazu drei Teichmühlen, 1 Gasthaus, 1 Schäferei. seit 1838 Haus Escherde
Gronau2392.717Gronau (Leine)Stadt und Amtssitz
Heinum18147Gronau (Leine)
Hönze28187Sibbesse
Möllensen14106Sibbesse
Nienstedt16111Gronau (Leine)
Rheden79658Gronau (Leine)
Wallenstedt39291Gronau (Leine)

Zur Zeit seiner Auflösung (1885) umfasste d​as Amt Gronau folgende Gemeinden:

Drosten und Amtmänner

Drosten

  • 1652–1655: Hermann Christoph von Mandelsloh
  • 1669–1670: Johann Philipp von Bockhorst
  • 1670: Friedrich von Bockhorst
  • 1670–1681: Johann Sigismund von Hehlen
  • 1681–1726: Johann Wilhelm von Dumpstorff
  • 1726–1743: Franz Gerhard Anton von Dumpstorff
  • 1743–1759: Friedrich Edmund von Bennigsen
  • 1760–1805: Max Edmund von Bennigsen

Amtmänner

  • 1587-: Ludolf Gladebeck
  • Um 1594: Lorenz Backhaus
  • 1595/1600: Heinrich Graßhoff
  • 1663–1670: Henricus Strube
  • 1674–1695: Ach. Wilhelm Drösemeyer
  • 1695–1707: Franz Adolf Costerus
  • 1709–1720: Ferdinand Brand
  • 1720–1761: Georg Theodor Türck
  • 1762–1763: Franz Josef hermanni
  • 1763–1776: Ernst Josef Pfingsthorn
  • 1777–1802: Peter Josef Arnold Klöpper
  • 1802–1806: Friedrich Josef Klöpper
  • 1807-1813: Unter westphälischer Verwaltung
  • 1818–1853: Jobst Heinrich von Pape, Amtmann, ab 1837 Oberamtmann
  • 1853–1868: August Friedrich Albrecht von Bothmer, Drost
  • 1868–1885: Louis von Engelbrechten, Amtmann, 1874 Geheimer Regierungsrat

Literatur

  • Iselin Gundermann, Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen, Band 10: Hannover. Marburg (Lahn) 1981
  • Manfred Hamann: Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover. Dritter Band: Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945. Göttingen 1983, S. 277–279.
  • Wilhelm Hartmann: Unsere Heimat im Wandel der Zeiten. In: Wilhelm Barner: Unsere Heimat. Das Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith. Hildesheim 1931, S. 253–370

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Hartmann, Hildesheim: Unsere Heimat im Wandel der Zeiten. In: Wilhelm Barner: Unsere Heimat. Das Land zwischen Hildesheimer Wald und Ith. Hildesheim 1931: p. 339. Abgerufen am 26. Oktober 2020.
  2. Häuser-, Vorspann- und Schatzungs-Castratum vom Stift Hildesheim, geschrieben um 1760. In: Magazin für die neue Historie und Geographie, angelegt von Anton Friedrich Büsching, Halle 1783: p. 475–525. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  3. Kreise in der Provinz Hannover Stand 1. 1. 1945. In: territorial.de. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  4. Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Gronau. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 3. Februar 2019, abgerufen am 17. Juli 2020.
  5. Michael Rademacher: Preußische Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hildesheim. Abgerufen am 18. Juli 2020.


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