Amt Liebenburg

Das Amt Liebenburg w​ar ein historisches Verwaltungsgebiet d​es Hochstifts Hildesheim, später d​es Königreichs Hannover bzw. d​er preußischen Provinz Hannover.

Geschichte

Zentrum des Amtsgebiets, das mehrere Patrimonialgerichte und Klosterbezirke mit unterschiedlichen Beziehungen zur Amtsverwaltung umfasste, war die 1292 durch den Bischof Siegfried II. von Hildesheim erbaute Liebenburg im Harzvorland. Das Amt fiel im Quedlinburger Rezess 1523 an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, wurde aber 1643 an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben. 1802 wurde es preußisch, nach dem französisch-westphälischen Zwischenspiel Ende 1813 hannöversch. Im Zuge einer Gebietsbereinigung wurden 1815 die Klosterbezirke von Dorstadt und Heiningen ausgegliedert und stattdessen Ohlendorf vom Amt Schladen und später Alt Wallmoden vom Amt Wohldenberg eingegliedert. Bei der Verwaltungsreform von 1852 wurde das Amt in ein verkleinertes Amt Liebenburg und das Amt Salzgitter aufgeteilt. Beide wurden 1859 wieder vereinigt und das Amt als solches 1885 aufgehoben.

Gemeinden

Die folgende Tabelle listet a​lle Gemeinden, d​ie dem Amt Liebenburg b​is 1802 angehört h​aben und i​hre Gemeindezugehörigkeit heute. In Spalte 2 i​st die Anzahl a​ller Haushalte i​m Jahre 1760 verzeichnet, u​nd zwar Freie Häuser, Vollhöfe, Halbspännerhöfe, Viertelspännerhöfe, Großköthnerhöfe, Kleinköthnerhöfe u​nd Brinksitzer zusammengenommen (im Original jeweils einzel aufgeführt). In Spalte 3 i​st zum Vergleich d​ie Einwohnerzahl i​m Jahr 1910 verzeichnet, i​n Spalte 4 d​ie heutige Gemeindezugehörigkeit.[1][2][3][4][5]

AltgemeindeHaushalte1910heuteAnmerkung
Altenrode5104Schladen-Werla5 freie Häuser
Beinum45422Salzgitter
Bredelem40503Langelsheim
Dörnten43876Liebenburg
Dorstadt43632DorstadtDorstaadt
Eisenhütte5-Liebenburg1 Pulvermühle, 1 Mahlmühle, 1 Papiermühle, 1 Eisenhammer, 1 Krug, Ew. 1910: siehe Dörnten
Flachstöckheim27393SalzgitterFlachs-Stöckheim
Gitter36621Salzgitter1910: Gitter am Berge
Grauhof3174GoslarAugustiner-Kloster mit Vorwerk
Groß Döhren39564LiebenburgGroßen Döhren
Groß Flöthe59623FlötheGroßen Flöthe
Groß Mahner30621Salzgitter
Haarhof1-LiebenburgVorwerk zum Herzogtum Braunschweig, 1771 erbaut
Hahndorf24508Goslar
Haverlah40649Haverlah
Heiningen23469Heiningendarin 1 Augustinerinnen-Nonnenkloster
Heißum25239LiebenburgHeißen
Hohenrode12126SalzgitterHohnrode, Mühle und adliges Haus
Jerstedt69854Goslar
Klein Döhren36441LiebenburgKleinen Döhren
Klein Flöthe25311FlötheKleinen Flöthe
Klein Mahner39331Liebenburg
Kniestedt46525Salzgitterdarin 3 adlige Höfe
Lewe55682LiebenburgLeve
Liebenburg381.340Liebenburgalles freie Häuser
Lüderode378Liebenburg1 adliges Haus, 1 Krug, 1 Mühle
Nienrode172SalzgitterPachthof und Vorwerk
Ohlhof2-GoslarVorwerk des Nonnenklosters Neuwerk (Goslar)
Ostlutter28342Lutter am BarenbergeOst Lutter
Othfresen56909LiebenburgOttfresen, mit herrschaftlicher Mühle
Riechenberg1159GoslarAugustiner-Kloster
Ringelheim491.400Salzgittermit 1 Benediktiner-Kloster (1910 Gutsbezirk: 509 Ew.)
Salzliebenhalle1371.900SalzgitterFlecken mit Salzhof (Salinenbereich war Exklave des Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel); 1910: Salzgitter; 1951: Salzgitter-Bad
Söderhof2144HaverlahVorwerk des Söderhofs im Amt Wohldenberg (1910: Gutsbezirk Söder)
Steinlah37480HaverlahStendlach
Upen31438Liebenburg
Vorsalz18136SalzgitterVorstadt von Salzgitter-Bad

Bei seiner Auflösung (1885) gehörten d​em Amt Liebenburg folgende Gemeinden an:

(*) 1852 b​is 1859 z​um Amt Salzgitter.

Drosten und Amtmänner

Drosten

Amtmänner

  • 1609/29: Hilmar Tunte
  • 1630–1632: Berthold Brandhorst
  • 1632–1642: Ludolf Albrecht Garssen
  • 1642–1643: Heinrich Burchtorff
  • 1643–1651: Nikolaus Nemhardt
  • 1657–1664: Johann Wittekindt
  • 1664–1685: Johann Wittekindt
  • 1685–1706: Sievert Christian Wittekindt
  • 1707–1729: Franz Adolf Küster
  • 1729–1791: Gottfried Werner Berning
  • 1761–1793: Wilhelm Krift
  • 1793–1802: Friedrich Klenze
  • preußische und französisch-westphälische Verwaltung
  • 1818–1830: Franz Werner Wippern, Amtmann
  • 1831–1836: Georg Ludewig Wilhelm von Reiche, Oberamtmann
  • 1837–1839: Friedrich Wilhelm Heise, Regierungsrat
  • 1840–1841: Carl Julis Blumenhagen, Amtmann
  • 1841–1849: Carl Christian Heinrich Hesse, Amtmann
  • 1849–1853: Carl August Adolph Göring, Amtmann
  • 1853–1885: Carl Ludwig Eduard Rubach, Amtmann

Literatur

  • Iselin Gundermann, Walther Hubatsch: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe A: Preußen, Band 10: Hannover. Marburg (Lahn) 1981
  • Manfred Hamann: Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Hauptstaatsarchivs in Hannover. Dritter Band: Mittel- und Unterbehörden in den Landdrostei- bzw. Regierungsbezirken Hannover, Hildesheim und Lüneburg bis 1945. Göttingen 1983, S. 318–321.
  • Thomas Klingebiel: Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit: Untersuchungen zur Staatsbildung und Gesellschaftsentwicklung im Hochstift Hildesheim und im älteren Fürstentum Wolfenbüttel. Hannover 2002, S. 662–670.

Einzelnachweise

  1. Häuser-, Vorspann- und Schatzungs-Castratum vom Stift Hildesheim, geschrieben um 1760. In: Magazin für die neue Historie und Geographie, angelegt von Anton Friedrich Büsching, Halle 1783: p. 514–517. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  2. Kreise in der Provinz Hannover Stand 1. 1. 1945. In: territorial.de. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  3. Ulrich Schubert: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Kreis Goslar. Angaben vom 1. Dezember 1910. In: gemeindeverzeichnis.de. 3. Februar 2019, abgerufen am 17. Juli 2020.
  4. Michael Rademacher: Preußische Provinz Hannover, Regierungsbezirk Hildesheim. Abgerufen am 18. Juli 2020.
  5. Amtliche Plankarte Großblatt Halberstadt - Goslar - Wolfenbüttel 1945. In: landkartenarchiv.de. Abgerufen am 18. Juli 2020.
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