Aluminium Rheinfelden
Die Aluminium Rheinfelden Group ist ein deutscher Hersteller von Aluminiumerzeugnissen. Der Sitz des Unternehmens ist Rheinfelden (Baden) im Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg.
Aluminium Rheinfelden GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1898 |
Sitz | Rheinfelden, Deutschland |
Leitung | Eric Martinet |
Mitarbeiterzahl | 244[1] |
Umsatz | 177 Mio. EUR[1] |
Branche | Metallindustrie |
Website | www.alurheinfelden.com |
Stand: 31. Dezember 2017 |
Mitte April 2021 gab der russische Konzern Rusal bekannt, dass „die Übernahme der insolventen Aluminiumhütte Rheinfelden […] unter Dach und Fach sei. Zugleich wurde der Rusal-Manager Eric Martinet zum neuen Geschäftsführer des Unternehmens berufen.“[2]
Geschichte
Die „Alu“ wurde 1898 von der Schweizer Aluminium Industrie Aktiengesellschaft (kurz AIAG, später Alusuisse) als erste Aluminiumhütte Deutschlands gegründet. Am 31. Mai des Jahres, zehn Jahre nachdem die AIAG in Neuhausen am Rheinfall die erste Aluminiumhütte Europas in Betrieb genommen hatte, gingen in Rheinfelden zehn Elektrolyseöfen in Betrieb. Grund und Voraussetzung für die Ansiedlung dieser energieintensiven Industrie war der erst drei Jahre zuvor erfolgte Bau des ersten Flusskraftwerkes Europas an dieser Stelle des hier zuvor praktisch unbebauten deutschen Hochrheinufers. Damit einher ging auch der rasante Zuzug vieler Arbeiter, der erst zur Entstehung und späteren Entwicklung der jungen Stadt Rheinfelden (Baden) führte.
Von 1938 bis 1945 war der schweizerisch-deutsche Industriemanager Achim Tobler Werksleiter der Aluminium Rheinfelden. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sowjetische und italienische Zwangsarbeiter ausgebeutet.
1964 begann man mit dem Bau des Butzenbetriebs, damals LMG (Leichtmetallguß) genannt. Die maximale Kapazität lag in Spitzenzeiten bei bis zu 62.000 Tonnen/Jahr. Aufgrund des Anstiegs der Strompreise seit etwa 1970 stieg die Aluminium Rheinfelden bis 1991 nach und nach aus der stromkostenintensiven Elektrolyseproduktion von Rohmetall aus. 1993 wurde die Alu in einem Management-buy-out aus der Muttergesellschaft Alusuisse herausgelöst. Die Butzenproduktion lag damals bei etwa 13.000 Tonnen/Jahr. Durch Modernisierungen und Erweiterungen konnte die Kapazität bis heute (2010) auf rund 25.000 Tonnen gesteigert werden.
Die Betriebskrankenkasse der Aluminium Rheinfelden war 1996 eine der Gründerkassen der ehemaligen BKK Hochrhein-Wiesental (2007 mit der MHplus Betriebskrankenkasse fusioniert).
Am 14. April 2019 ist der Unternehmer der Aluminiumwerke Alois Josef Franke in seiner Heimatstadt Rheinfelden (Baden) verstorben. Er wurde 78 Jahre.[3] Erika Zender, die Geschäftsführerin des Gesamtunternehmens „hat Johann-Christian Leye zum Geschäftsführer des Produktionsbereichs Alloys ernannt. […] Der bisherige Alloys-Geschäftsführer Michael Schwalbe hatte sein Amt aus privaten Gründen niedergelegt.“[4]
Die Aluminium Rheinfelden Gruppe hat am 22. September 2020 beim Amtsgericht Lörrach die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens beantragt. „Betroffen sind 256 Mitarbeiter. Hintergrund sind laut Unternehmensangaben [..] die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, welche die Gruppe unerwartet stark finanziell belastet habe. Dies habe bereits im Sommer unter anderem zum Scheitern laufender Finanzierungsgespräche geführt, teilte das Unternehmen mit. […] Das Verfahren kann höchstens drei Monate dauern, in dieser Zeit übernimmt die Arbeitsagentur die Löhne der Beschäftigten.“ […] Am Standort Rheinfelden (sind) 256 Mitarbeiter beschäftigt. Die Gruppe erzielte 2019 einen Jahresumsatz von rund 159 Millionen Euro.[5]
Im Februar 2021 wurde bekannt, dass der russische Rusal-Konzern die Aluminium Rheinfelden übernehmen will. Mitte April 2021 wurde der Verkauf gemeldet. „Der neue Eigentümer kündigte Investitionen und den Ausbau der Geschäfte an. […] Erst kürzlich hatte das Bundeswirtschaftsministerium den kauf genehmigt, auch das Bundeskartellamt hatte grünes Licht gegeben. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. In der Produktion in Rheinfelden gab es zuletzt mehr als 200 Arbeitsplätze.“[6]
„Rusal ist nicht mit westlichen Sanktionen belegt […] Nach Informationen der Badischen Zeitung könnte die russische Mutter die südbadische Tochter auch weiter direkt mit zusätzlichem Geld versorgen. Das Unternehmen stehe finanziell auf festen Füßen, sagte Alu-Chef Eric Martinet.“[7]
Struktur
Die Produktion ist den drei Geschäftsbereichen Alloys, Semis und Carbon zugeordnet. Diese werden seit 1. Oktober 2008 jeweils als selbstständige GmbH & Co. KG geführt (Rheinfelden Alloys GmbH & Co. KG, Rheinfelden Semis GmbH & Co. KG, Rheinfelden Carbon GmbH & Co. KG). Deren Komplementärin ist jeweils eine eigens gegründete Verwaltungs-GmbH (bei der Alloys die Rheinfelden Alloys Verwaltungs GmbH, bei der Semis die Rheinfelden Semis Verwaltungs GmbH und bei der Carbon die Rheinfelden Carbon Verwaltungs GmbH).
Die von Geschäftsführer Alois Franke geleitete Aluminium Rheinfelden GmbH fungiert seit dem 1. Oktober 2008 nur noch als Holding-Gesellschaft und Kommanditistin der Verwaltungsgesellschaften der drei operativen Unternehmensbereiche. Die Holding ist außerdem für die Infrastruktur der Gruppe zuständig (z. B. Strom-, Gas- und Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung, Werkfeuerwehr, Werkschutz, Finanz- und Rechnungswesen, Informationstechnik).
- Rheinfelden Alloys: Primär-Aluminium-Gusslegierungen für die Automobilindustrie. Rheinfelden Alloys ist Weltmarktführer bei Alu-Gusslegierungen für crashrelevante Automobilstrukturteile. Die von der „Alu“ entwickelten Legierungen werden für den außereuropäischen Markt von anderen Unternehmen in Lizenz hergestellt (von der zu Apollo Management gehörenden Noranda Aluminium Inc. in Missouri/USA, von der Vale-Tochtergesellschaft Valesul Aluminio SA in Rio de Janeiro/Brasilien und von der staatseigenen Dubai Aluminium/Dubal in Dubai/Vereinigte Arabische Emirate) bzw. vertrieben (Itochu Corp. in Tokio). Die Produkte für den europäischen Markt stammen aus der eigenen Produktion in Rheinfelden.
- Rheinfelden Semis: Halbzeuge (Butzen), gestanzt aus Reinaluminium; verwendet z. B. für Aerosoldosen, Tuben, Autofeuerlöscher, Kondensatorenbecher, Kfz-Filtergehäuse oder Thermoböden von Edelstahl-Kochtöpfen. Mit einer Fertigung von 22.000 Tonnen pro Jahr ist die Alu auch hier Weltmarktführer (Exportanteil 80 %). Von Ende 2014[8] bis Anfang 2020[9] bestand in Clinton (North Carolina) das 50/50-Jointventure Rheinfelden Americas LLC mit CCL Industries zur Produktion von Aluminiumbutzen.
- Rheinfelden Carbon: Elektroden und Spezialkohlemassen (sog. Söderberg-Pasten) für die elektrometallurgische Industrie (Aluminiumschmelzen, Produzenten von Silizium, Eisen-Alu-Legierungen und andere). Rheinfelden Carbon stellt pro Jahr rund 50.000 Tonnen Carbonprodukte her.
Literatur
- Cornelia Rauh: Schweizer Aluminium für Hitlers Krieg? Zur Geschichte der „Alusuisse“ 1918–1950. München : Beck, 2009, ISBN 978-3-406-52201-7
Weblinks
Einzelnachweise
- Konzernabschluss zum 31. Dezember 2017 im elektronischen Bundesanzeiger
- dpa in: Albbote: Verkauf an russischen Konzern perfekt, 17. April 2021.
- Rheinfelden trauert um Alois Franke, auf www.suedkurier.de, abgerufen am 4. August 2019
- Redaktion: Neuer Geschäftsführer bei der Aluminium Rheinfelden, Albbote, 4. September 2020.
- Verena Pichler und Jörg Buteweg: Alu Rheinfelden beantragt vorläufige Insolvenz, Badische Zeitung, 23. September 2020. (Online ist der Artikel nur nach Registratur abzurufen).
- dpa in: Albbote: Verkauf an russischen Konzern perfekt, 17. April 2021.
- Bernd Kramer & Verena Pichler: Sanktionen gegen Russland tangieren Alu Rheinfelden nicht, online, 3. März 2022.
- https://www.wallstreet-online.de/nachricht/7269158-ccl-industries-invests-rheinfelden-americas-a-new-supplier-of-aluminum-slugs-for-aerosol-cans
- https://www.wallstreet-online.de/nachricht/12173317-ccl-industries-acquires-100-of-rheinfelden-americas-llc