Allertalbahn
Die Allertalbahn war eine Eisenbahnstrecke mit regionaler Bedeutung in Niedersachsen. Sie verlief entlang des Flusses Aller und verband Gifhorn über Celle, Schwarmstedt, Rethem (Aller) und Wahnebergen mit Verden (Aller). Die in mehreren Schritten erfolgte Stilllegung war 1995 beendet.
Allertalbahn | |
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Streckennummer (DB): | 1724 (Gifhorn–Celle) 1721 (Celle–Wahnebergen) |
Kursbuchstrecke (DB): | ehem. 211e (Gifhorn–Celle) ehem. 210a (Celle–Wahnebergen) |
Streckenlänge: | 118,8 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Verlauf
Den Bahnhof Celle erreichte und verließ die Strecke in südlicher Richtung, so dass durchgehende Züge dort ihre Fahrtrichtung ändern mussten. Damit war die Allertalbahn in zwei Äste ohne durchgehenden Reisezugverkehr geteilt. Der Ostteil aus Gifhorn hatte VzG-Streckennummer 1724, für den Westteil nach Wahnebergen galt die Nummer 1721. In Celle bestanden Übergangsmöglichkeiten zu den Osthannoverschen Eisenbahnen nach Soltau und Wittingen, zur Bahnstrecke Lehrte–Hamburg-Harburg und zur Bahnstrecke Celle–Braunschweig.
Geschichte
Nach dem Plan von Taylor-Vignoles sollte die erste Eisenbahn von Hannover nach Bremen durch das Allertal führen. Hier wurde jedoch bis 1847 die heutige Streckenführung über Nienburg trassiert. Spätere Pläne zum Bau einer Strecke von Magdeburg nach Bremen durch das Allertal existierten schon seit 1866. Jedoch wurde erst in den 1890er Jahren die konkrete Umsetzung realisiert. Der Westabschnitt von Verden über Wahnebergen und Schwarmstedt nach Celle wurde zwischen 1903 und 1905 eröffnet, der östliche Teil von Celle nach Gifhorn folgte 1913.
Im Bahnhof Oldau zweigte ein Anschlussgleis in östliche Richtung zum Kaliwerk Einigkeit II (Prinz Adalbert) in Ovelgönne ab, das Bergwerk bestand von 1905 bis 1925.
In Südwinsen verzweigte sich im westlichen Bereich ein Anschlussgleis zum Kaliwerk Steinförde. Das Kaliwerk in Wietze-Steinförde wurde von 1907 bis 1923 betrieben. In Richtung Norden zweigte ein Anschlussgleis zum nahegelegenen Hartsteinwerk ab. Auf dem wurde u. a. Kalk für die Produktion transportiert. Über den Zeitraum des Rückbaus ist noch nichts bekannt.
Im Zuge der Errichtung der Lufthauptmunitionsanstalt I/XI Hambühren 1939 wurde ein Anschlussgleis zum Transport der Rohstoffe sowie der fertigen Munition gebaut. Es verließ die Strecke in südöstliche Richtung, verlief in einem engen Bogen in westliche Richtung und wurde nach 1945 zurückgebaut.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die 1950er Jahre bestand ein Anschluss von Wilsche zum Fliegerhorst Wesendorf. Das Gleis zweigte aus Richtung Celle beim Bahnhof Wilsche ab und wurde in den 1970er Jahren abgebaut.[2]
Im Zuge der Berliner Luftbrücke wurde 1948 in Wietzenbruch ein Abzweig zur damaligen Royal Air Force Station Celle, dem heutigen Heeresflugplatz Celle, geschaffen.
Ende der 1950er Jahre kam es regelmäßig zu mittäglichen Zugkreuzungen in Schwarmstedt. Vier dampflokbespannte Züge trafen sich im Bahnhof und erlaubten das Umsteigen von und nach allen Richtungen. Dazu mussten zahlreiche Weichen, Signale und Bahnübergänge in kürzester Zeit bedient werden. Gepäck, Postbeutel und Expressgut wurden umgeschlagen.
Die Einstellung des Personenverkehrs auf dem westlichen Abschnitt erfolgte am 25. September 1966, der Güterverkehr von Wietzenbruch bis Schwarmstedt endete am 31. Januar 1985. Zwischen Rethem und Ahlden fuhren bis zum 31. Januar 1981 Güterzüge, zwischen Ahlden und Gilten bis zum 31. Dezember 1988. Von Verden verkehrten Güterzüge bis zum 28. Mai 1994 bis Rethem und von Schwarmstedt nach Gilten bis zum 31. Dezember 1993. Weite Teile der Strecke wurden nach der endgültigen Stilllegung 1995 vollständig abgebaut. Zwischen Ahlden (Aller) und Dörverden-Westen wurde der Bahndamm zu einem Radweg, der teilweise ein Abschnitt des Aller-Radwegs ist.
Im östlichen Abschnitt wurde der Personenverkehr am 27. September 1981 eingestellt. Gleichzeitig endete auch der Güterverkehr zwischen Gamsen-Kästorf und Müden-Dieckhorst. Der Güterverkehr von Gifhorn Stadt bis Gamsen-Kästorf war noch bis zum 1. März 1983 möglich, zwischen Celle und Müden-Dieckhorst bis zum 22. Mai 1993. Zuletzt wurde dieser Abschnitt als Bahnhofsgleis betrieben. Auch die östliche Strecke ist mittlerweile zu großen Teilen zurückgebaut worden.
Der Abschnitt vom Celler Bahnhof zum Militärflugplatz in Wietzenbruch wurde noch bis 2005, ab 1998 durch die Osthannoverschen Eisenbahnen, betrieben. Die bis dahin noch bestehende Trasse vom Celler Bahnhof bis zum Luftbrückendenkmal in Wietzenbruch und von dort mit einer Spitzkehre in Richtung des Flugplatzgeländes wurde 2007 zurückgebaut. Die Gleise auf bundeseigenem Gelände liegen noch, verfügen jedoch über keinen Anschluss an das öffentliche Schienennetz. Der Bahnhof Winsen in Südwinsen, das 1971 nach Winsen eingemeindet wurde, ist noch erhalten und dient heute Wohn- und Gewerbezwecken. Am ehem. Bahnübergang Oldauer Straße in Südwinsen erinnern ein Gleisstück sowie eine Informationstafel an die Allertalbahn. Auch in Oldau, das nach Hambühren eingemeindet wurde, erinnern am ehem. Bahnübergang Hauptstraße an der Ecke Hauptstraße/Am Bahnhof eine Infotafel und ein Gleisstück an den 1971 abgerissenen Bahnhof Oldau, von dem nur noch die Pflasterung der Zufahrtstraße erhalten ist.
Literatur
- Die Geschichte der Eisenbahn von Gifhorn nach Celle (Oberallertalbahn) im Landkreis Gifhorn. Hrsg. vom Landkreis Gifhorn und dem Museums- und Heimatverein Gifhorn, Gifhorn 1997, ISBN 3-929632-35-7.
Weblinks
- Verschwundene Oberallertalbahn: Celle–Gifhorn, found-places.blogspot.de
- Die Allertalbahn – Eine umfassende Recherche und Dokumentation von Carlo Pruchniewski, www.heimataller.de
- Die Allertalbahn, hambuehren.blogspot.de
- Offensen und der Kongo-Express, vergessene-orte.blogspot.de
- Der Kongoexpress – „Afrika bei Wienhausen“, found-places.blogspot.de
- Von Celle nach Gifhorn KBS 211e, steinercelle.de
- Stillgelegte Bahnstrecken in Niedersachsen - Gifhorn Stadt–Celle, http://stillg.bplaced.net/
- Martin Hoffmann u. a.: Entwicklungsfassung des Historischer Atlas der Eisenbahnstrecken in Deutschland (Memento vom 23. April 2015 im Internet Archive) Zugriff am 29. Mai 2005.
- Informationen zum Abschnitt Verden–Schwarmstedt
Einzelnachweise
- Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- Bericht eines Bahnbediensteten: Als Heizer auf der Platzbahn unterwegs (Memento vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive)