Aerokartographisches Institut
Die Aerokartographisches Institut AG (AKI) war ein 1924 in Breslau gegründetes Unternehmen mit dem Ziel, Luftaufnahmen für kartografische Zwecke herzustellen. Mit Beginn des Jahres 1934 wurde es aufgrund staatlicher Vorgaben in die Hansa Luftbild GmbH zwangsintegriert.
Aerokartographisches Institut AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1924 |
Auflösung | 1933 |
Auflösungsgrund | Insolvenz |
Sitz | Breslau |
Branche | Luftbildfotografie |
Vorgeschichte
Nachdem mit Ende des Ersten Weltkrieges tausende Piloten und Beobachter arbeitslos geworden waren, startete Anfang 1919 der Leiter des neugegründeten Reichsluftamtes, der Flugpionier August Euler, eine Werbeaktion für zivile Anwendungen der Fliegerei, darunter auch das Luftbildwesen. Daraufhin traf sich in Breslau der Vermessungsingenieur Kurd Slawik mit Vertretern der optischen und der Flugzeuge herstellenden Industrie, um die Einrichtung einer Luftbild-Vermessungsfirma zu besprechen.[1]
Gründung
Als sich die wirtschaftliche Lage im Deutschen Reich nach der Hyperinflation stabilisiert hatte, gründeten 1924 Slawik, die Gustav Heyde GmbH aus Dresden, die photogrammetrische Geräte herstellte, die Vermessungsfirma Meltzer & Kreuz GmbH aus Breslau sowie die Stahlwerk Mark AG, Abteilung Breslau, die in der Flugzeugproduktion tätig war, die Aerokartographisches Institut AG. Slawik, der von Anfang an den Vorsitz übernahm, blieb bis 1931 Leiter des Unternehmens.
Tätigkeit bis 1933
Aufgrund der Konstellation war das Breslauer Unternehmen in der Lage, Befliegungen und Auswertungen in Eigenregie durchführen zu können. Dem Namen gemäß konzentrierte es sich auf die Herstellung von Senkrechtaufnahmen und deren kartografische Verwertung, weshalb es gleich nach der Gründung den modernen Autokartographen erwarb. Dieses Gerät, das der photogrammetrischen Bildauswertung diente, war 1919 von Reinhard Hugershoff entwickelt und bei Gustav Heyde gebaut worden.[2]
Das Kerngebiet der luftbildnerischen Arbeiten der Gesellschaft lag in den damaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches. So sind Aufnahmen aus Schlesien, den Odergebieten und dem Riesengebirge überliefert.[3] Darüber hinaus besaß AKI auch Vertretungen in Dresden, Düsseldorf und Essen, wo sie mit der Junkers Luftbild-Zentrale und der Hansa Luftbild (HLB) um Aufträge konkurrierte. Vor allem das letztgenannte Unternehmen wurde jedoch bei staatlichen Aufträgen bevorzugt, selbst wenn das Einsatzgebiet direkt in Schlesien lag. Beispielsweise wurde, finanziert durch die Mittel der Osthilfe, der Auftrag einer Oderbefliegung an die HLB vergeben, obwohl die Breslauer Gesellschaft zuvor bewiesen hatte, gute Qualität zu einem guten Preis liefern zu können.
Auflösung
Zum 31. Dezember 1933 ging die Gesellschaft offiziell in Liquidation. Veranlasst hatte dies die nationalsozialistische Regierung im Rahmen ihres Umbaus der Luftfahrt, um die Luftbildunternehmen unter ihre Kontrolle zu bekommen. Das Breslauer Büro wurde in eine Filiale der regierungsnahen Hansa Luftbild umgewandelt, 1936 aber aufgelöst. Bruno Weist, Leiter des AKI seit 1931,[4] übernahm im Frühjahr 1934 die Bonner Abteilung der HLB.
Literatur
- Marco Rasch: Das Luftbild in Deutschland von den Anfängen bis zu Albert Speer. Geschichte und Rezeption des zivilen „Stiefkindes der Luftfahrt“, Wilhelm Fink, Paderborn 2021, ISBN 978-3-7705-6602-0.
- Jörg Albertz: 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Photogrammetrie, Fernerkundung und Geoinformation e.V., In: Photogrammetrie – Fernerkundung – Geoinformation 6/2009, S. 487–560.
- Stephan Prager: Das deutsche Luftbildwesen, in: Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Band 97, Westdeutscher Verlag, Köln 1961, ISBN 9783322962829.
- Bruno Weist: Die Luftbildorganisation in historischer Betrachtung. Die Entwicklung der deutschen Luftbildgesellschaften seit 1919, in: Bildmessung und Luftbildwesen, H. 1, 1961, S. 20–25.
- Kurd Slawik: Aerokartographisches Institut A.-G. Aus der Tätigkeit des Aerokartographischen Institut, in: Die Luftwacht. Zeitschrift für das Weltflugwesen, 1928, S. 590–591.
Einzelnachweise
- Marco Rasch: Das Luftbild in Deutschland von den Anfängen bis zu Albert Speer. Geschichte und Rezeption des zivilen „Stiefkindes der Luftfahrt“. Wilhelm Fink, Paderborn 2021, ISBN 978-3-7705-6602-0, S. 162–166. Sofern nicht gesondert gekennzeichnet, entstammen auch die weiteren Informationen dieser Quelle.
- Reinhard Hugershoff: Photogrammetrie und Luftbildwesen (= Handbuch der wissenschaftlichen und angewandten Photographie. Band 7). Julius Springer, Wien 1930, S. 86.
- Im Bildkatalog des Marburger Herder-Instituts befinden sich Schrägaufnahmen, die aufgrund des sichtbaren Kürzels AKI dem Unternehmen zugeordnet werden können, z. B.: Schloss und Gut Paulinum bei Hirschberg, Schneekoppe und Technische Hochschule in Breslau, abgerufen am 4. September 2021
- Jörg Albertz: 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für Photogrammetrie, Fernerkundung und Geoinformation e.V. In: Photogrammetrie – Fernerkundung – Geoinformation 6/2009, S. 506. doi:10.1127/1432-8364/2009/0035