Abraham Geiger Kolleg
Das 1999 gegründete Abraham Geiger Kolleg in Potsdam ist ein Rabbinerseminar, ein An-Institut der Universität Potsdam in der Bundesrepublik Deutschland und die erste entsprechende Neugründung in Kontinentaleuropa nach der Schoa. Es ist nach Abraham Geiger, einem wichtigen Vertreter des liberalen Judentums in Deutschland, benannt und wurde von den Rabbinern Walter Jacob und Walter Homolka ins Leben gerufen. Rektor des Kollegs ist seit Beginn Walter Homolka. Seit 2008 bildet es auch Kantoren aus.
Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam | |
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Gründung | 1999 |
Ort | Potsdam |
Bundesland | Brandenburg |
Land | Deutschland |
Leitung | Walter Homolka |
Website | www.abraham-geiger-kolleg.de (englisch) |
Einbindung in nationale und internationale Strukturen
Seit 2001 ist das Abraham Geiger Kolleg Mitglied der World Union for Progressive Judaism. Seine Absolventen sind seit 2005 durch die Central Conference of American Rabbis akkreditiert. Die Ordination des ersten Jahrgangs erfolgte am 14. September 2006: Daniel Alter, Tomáš Kučera und Malcolm Mattitiani wurden zu Rabbinern bestellt. Alter betreute von September 2006 bis Juli 2008 die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg, Kučera betreut die Liberale Jüdische Gemeinde München Beth Shalom. Mattitiani kehrte nach Südafrika zurück und übernahm die geistliche Leitung der Temple of Israel Congregation in Kapstadt.[1]
Dies war die erste Ordination seit 1942 in Deutschland, als die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin durch die Gestapo geschlossen wurde.
Die fünfjährige Ausbildung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Kollegium Jüdische Studien. Sie schließt mit einem Magister in Jüdischen Studien ab. Das Kolleg ist ein An-Institut der Universität Potsdam. Es wird aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland, der Kultusministerkonferenz aller deutschen Bundesländer, des Zentralrats der Juden in Deutschland, des Landes Brandenburg und der Leo Baeck Foundation gefördert.
2007 wurde das Kolleg als „Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet, einer Standortinitiative unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler. Die gleiche Auszeichnung erhielt 2009 die Kantorenausbildung.
2010 wurde Alina Treiger als erste Frau in Deutschland nach der 1944 ermordeten Regina Jonas durch das Kolleg zur Rabbinerin ordiniert.
Abraham-Geiger-Preis
Das Kolleg verleiht seit 2000 meist alle zwei Jahre den Abraham-Geiger-Preis für „Verdienste um das Judentum in seiner Vielfalt“. Die einst im Jahr 2000 von Karl-Hermann Blickle gestiftete[2] Preissumme beträgt 10.000 Euro.[3] Bisherige Preisträger sind:
- 2000: Susannah Heschel
- 2002: Emil Fackenheim
- 2004: Alfred Grosser
- 2006: Karl Kardinal Lehmann
- 2008: Hassan ibn Talal
- 2009: Hans Küng
- 2011: Helen Zille[4]
- 2013: Annette Schavan
- 2015: Angela Merkel[5]
- 2017: Amos Oz[3]
- 2020: Christian Stückl[6]
- 2022: Jean-Claude Kardinal Hollerich[7]
Emil Fackenheim Lecture
Das Kolleg lädt bedeutende Vertreter der judaistischen Wissenschaften, die durch ihr Wirken Tradition und Moderne verbinden, sowie weitere Persönlichkeiten ein.
- 2003: John Desmond Rayner
- 2004: Daniel Boyarin, University of California, Berkeley
- 2005: Jacob Allerhand, Universität Wien
- 2007: Michael Marmur, Hebrew Union College, Jerusalem
- 2008: Shimon Shetreet, Hebräische Universität Jerusalem
- 2009: Seth Kunin, University of Durham
- 2010: David Biale, University of California, Davis
- 2011: David Ruderman, University of Pennsylvania
- 2012: Hanna Liss, Hochschule für Jüdische Studien[8]
- 2013: René Bloch, Universität Bern
- 2014: Giuseppe Veltri, Universität Hamburg
- 2016: Volker Beck, Deutscher Bundestag[9]
- 2017: Tamara Cohn Eskenazi, Hebrew Union College Los Angeles[10]
Weblinks
- Offizielle Website (englisch)
- Offizielle Website der Leo-Baeck-Foundation (englisch)
- Antonia Loick: Deutschlands einziges Rabbiner-Seminar: das Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. (Nicht mehr online verfügbar.) In: goethe.de. Goethe-Institut, November 2006, archiviert vom Original am 1. August 2009 .
Einzelnachweise
- Chajm Guski: Erste Rabbinerordination in Deutschland nach der Schoah. (Nicht mehr online verfügbar.) In: talmud.de. Chajm Guski, September 2006, archiviert vom Original am 31. Juli 2009; abgerufen am 7. Dezember 2018.
- Otto-Hirsch-Auszeichnung – 2007 – Karl-Hermann Blickle. In: stuttgart.de, abgerufen am 22. Juli 2017.
- Abraham-Geiger-Preis 2017. In: abraham-geiger-kolleg.de, abgerufen am 18. Mai 2017 (deutsch, englisch).
- Abraham Geiger Preis. (Nicht mehr online verfügbar.) In: abraham-geiger-kolleg.de. Archiviert vom Original am 1. Oktober 2012; abgerufen am 7. Dezember 2018 (deutsch; Preisträger bis 2011). (englisch; alle Preisträger).
- Merkel mit Abraham-Geiger-Preis für Verdienste um Judentum ausgezeichnet. In: domradio.de. Domradio, 3. Dezember 2015, abgerufen am 3. Dezember 2015.
- Der Abraham-Geiger-Preis geht an Christian Stückl. Domradio, 15. Januar 2020, abgerufen am 15. Januar 2020.
- Kardinal Hollerich bekommt Abraham-Geiger-Preis. Für pluralistische Denkweise. Domradio, 19. Dezember 2021, abgerufen am 19. Dezember 2021.
- Emil Fackenheim Lectures. (Nicht mehr online verfügbar.) In: abraham-geiger-kolleg.de. 10. Februar 2013, archiviert vom Original; abgerufen am 7. Dezember 2018 (englisch, alle Lehrenden bis 2011).
- Ruth Schulhof-Walter: Eine Preisverleihung. In: Gemeindeblatt. Dezember 2016, S. 11; online in: sgk.de. Synagogen-Gemeinde Köln, abgerufen am 22. Juli 2017 (PDF; 911 kB; PDF-S. 1).
- Willkommen Welcome. ברוכים הבאים. Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis. Sommersemester 2017, S. 22, 24, 32 (Fackenheim Lecture am Forum Religionen im Kontext: Sources for survival and transformation: The women of the bible). In: abraham-geiger-kolleg.de, abgerufen am 22. Juli 2017 (PDF; 495 kB).