Alina Treiger
Alina Treiger (* 8. März 1979 in Poltawa, Ukrainische SSR, Sowjetunion) ist eine deutsche liberale Rabbinerin.
Leben
Alina Treiger wurde in der Ukraine geboren und wuchs in einem jüdischen Milieu in Poltawa auf. Ihr Vater ist Jude, durfte nicht studieren und arbeitete infolgedessen in einer Fabrik. Ihre Mutter, eine studierte Lebensmitteltechnikerin, wirkte in der jüdischen Gemeinde mit, trat ihr aber erst 2013 bei. Alina Treiger, die sich seit ihrer Kindheit als Jüdin verstand, wurde als Jugendliche in die jüdische Gemeinde aufgenommen.[1] Sie nahm an Jugendaktivitäten und jüdischen Sommerlagern teil und reiste 1998 mit der Jewish Agency nach Israel. Treiger studierte zunächst Musik und wurde schließlich am Machon der World Union for Progressive Judaism (WUPJ) in Moskau zwei Jahre lang zur Gemeindearbeiterin ausgebildet. Mit 21 Jahren gründete sie in Poltawa die liberale jüdische Gemeinde Beit Am. 2002 kam Treiger dank der Vermittlung durch die WUPJ nach Berlin und ließ sich am Abraham-Geiger-Kolleg der Universität Potsdam für das Rabbinat ausbilden. Das Kolleg ist Mitglied der WUPJ und ermöglicht auch Frauen eine akademische Ausbildung zur Rabbinerin und zur Kantorin. In ihrer Abschlussarbeit schrieb Treiger über Erziehung zu Mizwot – oder der Status des Kindes in der Halacha. Neben dem Magisterstudiengang Jüdische Studien studierte sie Religionswissenschaft und Psychologie. Außer ihrer Muttersprache Ukrainisch spricht sie Russisch, Hebräisch, Englisch und Deutsch.
Am 4. November 2010 wurde Alina Treiger in der Synagoge Pestalozzistraße in Berlin-Charlottenburg, gemeinsam mit zwei männlichen Kommilitonen, zur Rabbinerin ordiniert. Ihr Ordinationsspruch lautet: „Denn dies ist dir sehr nah, es in deinem Munde und deinem Herzen zu tun“ (5. Buch Mose 30:14). Bei der Ordinationsfeier waren auch Bundespräsident Christian Wulff und die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sowie Rabbiner und Rabbinerinnen aus dem In- und Ausland anwesend. Treiger ist seit der Shoa die erste in Deutschland ordinierte Rabbinerin und die zweite Rabbinerin überhaupt, die in Deutschland ausgebildet worden ist. Die erste Rabbinerin, Regina Jonas, wurde 1935 ordiniert, war ab 1937 in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin tätig und wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Von 1995 bis 2004 leitete die Schweizer Rabbinerin Bea Wyler die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg.
Alina Treiger betreut die jüdischen Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst, denen derzeit (2010) etwa 400 Mitglieder angehören. Sie ist mit einem ehemaligen Kommilitonen verheiratet und Mutter von zwei Kindern.[2] Am 27. März 2011 wurde sie im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Oldenburg in ihr Amt eingeführt. Der niedersächsische Landesrabbiner Jonah Sievers überreichte ihr die Oldenburger Thorarolle.[3]
Einzelnachweise
- Vgl. Kerstin Krupp: Die Rabbinerin, in: Frankfurter Rundschau vom 3. November 2010 mit dem Zitat: „Aber ich wusste, dass ich jüdisch bin.“
- Religion in Oldenburg: Aus dem Leben einer Rabbinerin, auf nwzonline.de (Artikel vom 6. Juni 2019)
- Vgl. Felix Zimmermann: Jetzt heißt es Tacheles (Memento vom 11. April 2011 im Internet Archive) in: Oldenburger Lokalteil, 27. März 2011
Weblinks
- Artikel über Alina Treiger in der Jüdischen Allgemeinen
- Jüdische Gemeinde zu Oldenburg
- Amory Burchard: Alina Treiger, in Deutschland ordinierte Rabbinerin • „Es ist wirklich unglaublich, dass ich die Zweite bin“. Der Tagesspiegel, 4. November 2010, abgerufen am 21. Dezember 2010.
- Hartmut Bomhoff: Wissenschaftliche Reife und religiöse Kompetenz (Memento vom 5. November 2010 im Internet Archive), Artikel über die drei neuen Rabbiner, in: Kescher 8/1 (2010) (Abraham Geiger Kolleg Berlin), S. 4f.