Łagiewniki
Łagiewniki (deutsch Heidersdorf, schlesisch Heederschdurf) ist ein Ort und Sitz der Gmina Łagiewniki im Powiat Dzierżoniowski in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.
Łagiewniki Heidersdorf | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Powiat: | Dzierżoniów | ||
Gmina: | Łagiewniki | ||
Geographische Lage: | 50° 47′ N, 16° 51′ O | ||
Einwohner: | |||
Postleitzahl: | 58-210 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 74 | ||
Kfz-Kennzeichen: | DDZ | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Lage
Łagiewniki liegt etwa 23 km östlich von Dzierżoniów (Reichenbach) und 40 km südlich von Breslau.
Geschichte
Vor dem 20. Jahrhundert aufgefundene heidnische Urnengräber auf dem Burgsberg und dem Pottlandsberg bei Heidersdorf, lassen auf eine Besiedlung des Gebietes seit der Jungsteinzeit schließen.[1] Möglicherweise ging der heutigen Ortschaft eine slawische Vorgängersiedlung voraus die im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler neu erschlossen wurde. Die 1255 urkundlich erwähnte Scholtisei in villicus de Heidenrichsdorf verweist auf eine vor dieser Zeit geschehene Umsetzung nach deutschem Recht.[2]
In den Urkunden variiert die Schreibweise 1306 als Heynrichisdorf, 1368 als Heydinrici villa und 1370 als Heydinrichsdorff. Es war früher herzogliches Gut. Durch eine Schenkung Herzog Boleslaus II. von Schlesien gelangte Heidersdorf und Langenöls 1311 an das Zisterzienserkloster Leubus, das bis zur Säkularisation Grundherr über Heidersdorf blieb.[3][4] Dies geschah mit allen Patronaten, Freiheit von Diensten, Fuhren, Lasten und Abgaben und später auch der obersten Gerichtsbarkeit.[5] Die während der Hussitenkriege angerichteten Schäden veranlasste das Kloster die Dörfer zu verpfänden.[6]
1312 wurde erstmals eine Kirche als jus patronatus ecclesia in villa Heydenrichsdorf erwähnt.[7] 1530 wurde sie evangelisch. Auf anraten des Kardinals Karl Carafa versuchte 1629 der damalige Kloster-Prälat die Kirche den „evangelischen Händen zu entreißen“. Auf Grund Proteste der evangelischen Fürsten, der schlesischen Stände und des Herzogs Johann Christian von Brieg scheiterte das Vorhaben. Erst 1677 wurde sie den Protestanten tatsächlich entzogen und 1707 restituiert. Im 18. Jahrhundert erhielten die Katholiken aus Teilen des Schlosses Heidersdorf, die Kirche St. Joseph. Nach dem Tod des Herzogs Georg Wilhelm fiel Heidersdorf zusammen mit dem Herzogtum Brieg 1675 durch Heimfall an Böhmen zurück.
Nach dem ersten Schlesischen Krieg ging Heidersdorf mit dem größten Teil Schlesiens 1741/42 an Preußen. Die alten Verwaltungsstrukturen wurden aufgelöst und Heidersdorf in den Kreis Nimptsch eingegliedert. 1843 kaufte das Gut für 48.000 Reichstaler der Leutnant a. D. Joseph Grun. 1845 zählte Heidersdorf 130 Häuser, ein herrschaftliches Schloss mit Vorwerk, eine Freischoltisei (Lehngut, vormals Malteserhof), 1250 Einwohner, davon 570 evangelisch, eine evangelische Kirche mit Pfarrwidum, eine evangelische Schule, eine katholische Kirche, eine katholische Schule, zwei Wassermühlen (Ober- und Untermühle), zwei Windmühlen, sieben Baumwollstühle, eine Brau- und Brennerei, und 47 Handwerker.[8]
Die evangelische Pfarrkirche stand unter königlichen Patronat. Eingepfarrt waren ausschließlich Heidersdorf. Die katholische Pfarrkirche stand unter königlichen und fürstbischöflichen Patronat. Sie war vom Fiskus dotiert und früher vom Stift Leubus abhängig. Eingepfarrt waren Heidersdorf, Langenöls und gastweise Pristram. Das Schulhaus wurde 1818 neu erbaut. Die ehemalige Salpetersiederei war später eine Freistelle wozu ein Straßenkretscham gehörte. Es bestand 1845 aus einem Haus mit elf evangelischen Einwohnern. Nach der Auflösung des Kreis Nimptsch 1932 wurde Heidersdorf dem neugeschaffenen Landkreis Reichenbach/Eulengebirge zugeteilt.
Mit der Übernahme durch sowjetischen Truppen und polnische Administration wurde Heidersdorf in Łagiewniki umbenannt. Die deutschen Einwohner verließen ab 1945 den Ort. Die neu angesiedelten Bewohner stammten teilweise aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. Nach 1945 wurde die evangelische Kirche zur katholischen Friedhofskirche umfunktioniert. Sie ist heute Hilfskirche der katholischen Pfarrei St. Joseph.
Sehenswürdigkeiten
- Friedhofskirche Unsere Liebe Frau von Tschenstochau, erbaut im 15. Jahrhundert von den Zisterziensern, im 16. Jahrhundert von Protestanten übernommen.
- Pfarrkirche St. Joseph, erbaut im 18. Jahrhundert, ursprünglich ein Teil des Schlosses, das den Katholiken übergeben wurde.
- Schloss Heidersdorf, erbaut im 18. Jahrhundert
Gemeinde
Die Landgemeinde Łagiewniki besteht aus folgenden Ortschaften (deutsche Namen)[9] mit einem Schulzenamt:
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Weitere Ortschaften der Gemeinde sind Domaszów, Janczowice, Kuchary (Kuchendorf), Mniowice und Uliczno.
Verkehr
Im Bahnhof Łagiewniki Dzierżoniowskie endete die Bahnstrecke Brzeg–Łagiewniki Dzierżoniowskie an der Bahnstrecke Kobierzyce–Piława Górna. Beide Strecken werden nicht mehr betrieben.
Söhne des Ortes
- Hermann Bauch (1856–1924), Mundartdichter
- Heinar Kipphardt (1922–1982), Schriftsteller
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Reinerth: Die jüngere Steinzeit der Schweiz. C. Kabitzsch, 1926 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte. Max, 1884 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Jürgen Schölzel: Nimptsch in Schlesien: Vorzeit, Frühzeit, Mittelalter. J. G. Herder-Institut, 1974, ISBN 978-3-87969-104-3 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens: Welcher die Protestantische Kirchen- und Prediger-Geschichte der Stadt und des Fürstenthums Brieg in sich fasset. Pappäsche, 1782 (google.de [abgerufen am 29. März 2021]).
- Gustaf Adolf Harald STENZEL: Geschichte Schlesiens. Thl. 1. 1853 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Joseph Jungnitz: Geschichte der Dörfer Ober- und Nieder-Mois im Neumarkter Kreise. Aderholz, 1885 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Hermann Neuling: Schlesiens ältere Kirchen und kirchliche Stiftungen nach ihren frühesten urkundlichen Erwähnungen: ein Beitrag zur schlesischen Kirchengeschichte. Max, 1884 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Johann G. Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, ... der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.) 2., verm. Aufl. Graß, 1845 (google.com [abgerufen am 29. März 2021]).
- Das Genealogische Orts-Verzeichnis