Zweckverband Verkehrsverbund OWL
Der Zweckverband VerkehrsVerbund OstWestfalenLippe (VVOWL) mit Sitz in Bielefeld wurde 1995 gegründet. Der Verband ist keine Verbundgesellschaft für den ostwestfälischen Raum. Die im Namen enthaltene Bezeichnung „Verkehrsverbund“ hat historische Grundlagen. Heute erfüllt der VVOWL verschiedene Aufgaben als Zweckverband für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und ist seit 2008 Mitglied des Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Der Verbundraum umfasst ca. 4073 km² und 1,6 Millionen Einwohner.
Für Verbundplanung, Marketing und Tarifgestaltung wurde 2004 in Bielefeld die OWL Verkehr GmbH gegründet, ein Zusammenschluss der Verkehrsunternehmen. Organisation und Planung des Bus- und Stadtbahnverkehrs (Stadtbahn Bielefeld) liegen bei den Aufgabenträgern der Kreise bzw. der kreisfreien Stadt, dafür bestehen u. a. zwei kommunale Verkehrsgesellschaften (KVG Lippe und Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft). Die korrekte Bezeichnung für den Tarifverbund war bis zur Einführung des Westfalentarifs am 1. August 2017 „OWLV – Der Sechser“.
Geschichte
Im März 1995 wurde das erste ÖPNV-Gesetz für NRW verabschiedet. Vorausgegangen war eine Diskussion über die Zugehörigkeit auch der Kreise Paderborn und Höxter zum vorgesehenen Kooperationsraum für OWL. Besonders der Kreis Paderborn konnte hierfür jedoch nicht gewonnen werden. Der Zweckverband VerkehrsVerbund OstWestfalenLippe wurde kurz darauf gegründet, eine Verbandsversammlung fand im September 1995 statt. Er sollte als Verkehrs- und Tarifverbund den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), also Schienen- und Busverkehre organisieren, bestellen und finanzieren. In den beiden südlichen Kreisen des Kooperationsraumes 7 entstand nahezu zeitgleich der Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter (nph). Für die Kreise Gütersloh, Herford, Lippe und Minden-Lübbecke sowie der kreisfreien Stadt Bielefeld entwickelte der VVOWL bis 1999 einen komplett ausgearbeiteten Verbundvertrag. Dieser konnte jedoch politisch nicht umgesetzt werden. Mitte 2000 wurde der Tarifverbund „Der Sechser“ (Bezeichnung in Anlehnung an den Kooperationsraum 6) als kooperative Leistung der kommunalen Aufgabenträger bzw. Verkehrsgesellschaften – nach Änderungen der ursprünglich geplanten Organisationsstruktur – eingeführt. Der VVOWL wurde unter Beibehaltung des Namens als „Verkehrsverbund“ zum Zweckverband ausschließlich für den SPNV. Er ist durch einen Geschäftsbesorgungsvertrage zusätzlich Aufgabenträger für den Busverkehr im Kreis Gütersloh.
Vorgänger des „Sechsers“ waren die Verkehrsgemeinschaft Ostwestfalen-Lippe (VOW, ab 1. März 1980) sowie die Verkehrsgemeinschaften Lippe (VGL, Gründung 1987) und Minden-Ravensberg (MRV, Gründung 1985). Das Verkehrsgebiet der VOW umfasste zunächst die kreisfreie Stadt Bielefeld und Regionalbuslinien im Umkreis der Stadt, später wurde der Kreis Gütersloh angegliedert. Im Verkehrsgebiet der VGL (Kreis Lippe und Kooperation mit Bielefeld) konnten auch die Bahnlinien zum Gemeinschaftstarif genutzt werden. Damit gab es erstmals auch in Bielefeld die Möglichkeit, Züge zum Stadttarif zu nutzen, weil die VGL-Bahnlinie Bielefeld–Lage (Lippe) im Stadtgebiet neben dem Hauptbahnhof die Haltepunkte Bielefeld Ost und Ubbedissen bedient. Zum VGL-Tarif konnten auch die Züge ab Bielefeld über Herford nach Bad Salzuflen – Detmold genutzt werden; Herford gehörte jedoch nicht zum VGL-Bereich, Gemeinschaftstickets waren also z. B. für Fahrten ab Detmold nach Herford nicht erhältlich.
Bereits ab 1995/96 erfolgten Umstrukturierungen der Organisationsformen. Es entstanden neu die Servicegesellschaften Verkehrsgesellschaft Lippe mbH (VGL), Nahverkehrsgesellschaft Kreis Gütersloh mbH (NVG),Minden-Herforder-Verkehrs-Service Gesellschaft mbH (MHS) und die Gemeinschaft Bielefelder Nahverkehr GbR (GBN). Diese Gesellschaften wurden schließlich in die 2004 gegründete Verbundgesellschaft OWL Verkehr GmbH überführt[1]. Der Busverkehr wird auf Kreis- bzw. Stadtebene organisiert von den Aufgabenträgern Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe mbH (KVG) im Kreis Lippe, Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft mbH (MHV) in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke, sowie der Stadt Bielefeld (Kooperation moBiel/BVO für Bielefeld und Umland). Aufgabenträger für den Kreis Gütersloh ist der VVOWL.
Tarifgestaltung
Im Gegensatz zu vielen anderen Tarifverbünden sind die Tarifgebiete im Bereich des VVOWL strikt voneinander getrennt. Jede Kommune ist ein eigenständiges Tarifgebiet. Es gibt keine Überschneidungen von Tarifräumen und keine Haltepunkte, die gleichzeitig zwei oder mehreren Tarifgebieten zugeordnet sind. Sogar ein Bahnhof direkt auf einer kommunalen Grenze wird nur einer Gemeinde zugeordnet. Beispielsweise gehört der Bf. Sylbach direkt an der Stadtgrenze von Bad Salzuflen zu Lage (Lippe) mit zusammengewachsenem Bebauungsgebiet nur zum Tarifgebiet Bad Salzuflen. Fahrgäste von Detmold oder Lage nach Lage-Waddenhausen müssen, wenn sie den Bf. Sylbach nutzen einen höheren Fahrpreis (bis Bad Salzuflen) zahlen, obwohl ihr Ziel- bzw. sogar Start- und Zielpunkt Lage ist. Aber auch in OWL gibt es mindestens eine Ausnahme: den Bf. Oerlinghausen im Gemeindegebiet Leopoldshöhe. An der Grenze zu Niedersachsen besteht in Dissen / Bad Rothenfelde sogar ein Bahnhof mit Zugehörigkeit zu zwei Tarifräumen.
Da (fast) alle Tarifgrenzen auf freier Strecke liegen, ist es nicht wie in anderen Verbünden möglich, zur Weiterfahrt über den räumlichen Geltungsbereich einer Zeitkarte hinaus an Zwischenhaltepunkten die mehreren Tarifgebieten zugehörig sind, ein entsprechendes Einzelticket zu entwerten. Als Ausgleich für dadurch entstehende Doppeltarifierungen gibt es die Tarifbestimmung, dass für die Weiterfahrt nur ein ermässigtes Ticket entwertet werden muss. Da bei kürzeren Anschlussstrecken mit dieser Regelung keine Rabattierung gewährt, sondern lediglich eine Doppelzahlung vermieden wird, ist die Bezeichnung Ermässigungsticket hier nicht angemessen. Ohne diese Tarifbestimmung wäre beispielsweise mit einer Zeitkarte für Bielefeld bei einer Fahrt mit RE nach Gütersloh (ohne Zwischenhalt) kein Vorteil gegeben, da für den räumlichen Geltungsbereich der Karte der letzte Haltepunkt im Tarifgebiet (also Bielefeld Hbf) entscheidend ist. Die Fahrt mit dem Bus (Linie 87/95) ist dennoch günstiger wegen der „Tarifbesonderheit“ im Bereich Ummeln. Damit ergeben sich unterschiedliche Fahrpreise für Bus und Bahn, die eigentlich durch einen Tarifverbund vermieden werden sollten.
Weil es keine gemeinsamen Tarifpunkte gibt, ist es ebenfalls nicht möglich, für eine Anschlussfahrt zu einer Zeitkarte Tageskarten zu entwerten, denn hierfür besteht keine Ermässigungsregelung. Bei der genannten Verbindung Bielefeld–Gütersloh muss beispielsweise eine reguläre Tageskarte für die Gesamtstrecke verwendet werden, obwohl die vorhandene Zeitkarte für mehr als die Hälfte der Strecke (BI-Hbf bis Ummeln) gültig ist. Eine beliebige und einfache Nutzung der Verkehrsmittel im Raum OWL wird dadurch erschwert. Die angebotenen Netzkarten bieten keine Alternative, da z. B. die Teilnetze nur als Sechser-Abo, nicht aber 9-Uhr-Abo oder einfache Monatskarte angeboten werden.
Im Verbundgebiet werden auch die Tickets des NRW Landestarifs anerkannt.
Kooperationen
Aus einigen Tarifgebieten bestehen Übergangstarife zum nph und zur VGM. Besondere zu erwähnen sind hier die durchgehenden Tarifangebote von Bielefeld nach Paderborn, Warendorf und Ahlen sowie zwischen Detmold und Bad Driburg. Die durchgehende Nutzung der Bahnstrecke Osnabrück–Bielefeld „Haller Willem“ zum Verbundtarif einschließlich der Stadtbusse in Osnabrück ist mit einem besonderen Übergangsangebot zum Tarif VOS-Plus möglich.
Fahrplanbücher
Für den Schienenpersonennahverkehr erscheinen zu den üblichen Zeiten ein- bis zweimal jährlich
- Fahrpläne der Eisenbahnunternehmen und
- Einzelfaltblätter für die Bahnlinien.
Die Fahrpläne werden teilweise auch in den zu unterschiedlichen Zeiten erscheinenden Fahrplanheften der Stadt Bielefeld bzw. der Kreise Lippe („Lippemobil“), Gütersloh, Herford und Minden-Lübbecke abgedruckt.
Verkehrsunternehmen im VVOWL
Schienenverkehr
Mit dem schienengebundenen Personennahverkehr waren im Verbundgebiet 2010 vier Unternehmen beauftragt, deren Marktanteil 2010 sich wie folgt darstellte:[2]:
- 36 Prozent DB Regio NRW
- 25 Prozent eurobahn (ein Unternehmen der Keolis-Gruppe)
- 23 Prozent NordWestBahn
- 16 Prozent WestfalenBahn
Im Jahr 2015 war der Anteil der DB Regio zugunsten anderer Mitbewerber auf 27 Prozent geschrumpft.[3]
Busunternehmen im Kreis Gütersloh
- Busverkehr Ostwestfalen GmbH (BVO), Bielefeld
- Nahverkehr Ostwestfalen GmbH (NVO), Sitz Münster (Westfalen), vormals Halle (Westf.)
- go.on Gesellschaft für Bus- und Schienenverkehr mbH mit 26 Gesellschaftern, u. a.
- moBiel (Bielefeld)
- Reisedienst Orth KG, Versmold
- Stötzel GmbH Verkehrsbetrieb, Steinhagen
- Leeker Touristik GmbH, Borgholzhausen
- Transdev Ostwestfalen GmbH, Rheda-Wiedenbrück
- Stadtwerke Gütersloh GmbH (SWG) (Stadtbus Gütersloh)
- Wittler & Voßhans Omnibusbetrieb GmbH, Schloß Holte-Stukenbrock
Der Busverkehr im Umland von Bielefeld wird größtenteils von moBiel organisiert (Kooperation moBiel/BVO).
Siehe auch
Einzelnachweise
- Quelle: http://www.fachportal.nahverkehr.nrw.de/index.php?id=209 Entstehung und Entwicklung der Verkehrsverbünde und -gemeinschaften in NRW
- [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=http://www.westfalen-blatt.de/start.php?id=40831&artikel=reg Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: [http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/http://www.westfalen-blatt.de/start.php?id=40831&artikel=reg Westfalenblatt]
- Bungeroth, Matthias: Warum Verspätungen auch in Ostwestfalen-Lippe ein Hauptproblem sind. Neue Westfälische, abgerufen am 26. Dezember 2015.
Weblinks
- VerkehrsVerbund OstWestfalenLippe (VVOWL)
- OWL Verkehr GmbH – „Der Sechser“
- Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL)