Wytowno
Wytowno (deutsch Weitenhagen, slowinzisch Vȧ̃tɵvnɵ[1]) ist ein Dorf in der Gmina Ustka (Landgemeinde Stolpmünde) im Powiat Słupski (Kreis Stolp) der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Wytowno | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Pommern | ||
Powiat: | Słupsk | ||
Gmina: | Ustka | ||
Geographische Lage: | 54° 35′ N, 17° 0′ O | ||
Einwohner: | |||
Telefonvorwahl: | (+48) 59 | ||
Kfz-Kennzeichen: | GSL | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Danzig | ||
Geographische Lage
Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa acht Kilometer nördlich von Słupsk (Stolp), vier Kilometer östlich von Ustka (Stolpmünde) und 111 Kilometer westlich der regionalen Metropole Danzig (Gdańsk).
Geschichte
Das Dorf hat die historische Dorfform eines Zeilendorfs. Im Jahr 1485 befand sich das Rittergut im Besitz der Familie von Schwawe, danach gehörte es der Familie[2] von Ramel. Die Besitzer wechselten dann etliche Male. 1786 ging Weitenhagen an die Familie von Bandemer über. Um 1784 gab es in Weitenhagen bei insgesamt 38 Haushaltungen zwei Vorwerke, einen Prediger, ein Predigerwitwenhaus, zehn Bauern, drei Kossäten, eine Gaststätte, auf der Feldmark am Ausfluss des Baches Freichow in die Ostsee eine Wassermühle und in der Nähe des Ostseestrandes drei Fischerkaten. 1857 war Franz Wilhelm Werner von Bandemer der Grundbesitzer auf Weitenhagen.[3] Um die vorletzte Jahrhundertwende hatte das Rittergut Weitenhagen eine Größe von 1220 ha.[4] Zu diesem Zeitpunkt hatte der Gutsbesitzer Alfred von Bandemer (1821–1891) sein Gut schon seinem ältesten Sohn Wilhelm (1861–1914) vererbt, welcher sich unter anderem in der Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer gesellschaftlich aktiv zeigte.[5] Letzter Gutsherr bis zur Enteignung war dann Rüdiger von Bandemer.[6] Bandemer[7] war ein Urenkel Hindenburgs, auch versuchte er wohl in der schweren Zeit der Wirtschaftskrise Teile ein ehemaliges Gut der Familie zurückzuerwerben.[8]
Im Jahr 1925 standen in Weitenhagen 58 Wohnhäuser. 1939 wurden in dem Dorf 458 Einwohner gezählt, die in 100 Haushaltungen lebten. Nach dem zeitgleich letztmals veröffentlichen Pommerschen Güteradressbuch sind dort für das Bandermersche Rittergut 724 ha ausgewiesen. In Weitenhagen wurde Getreide,- Kartoffel- und Saatzuchtwirtschaft betrieben.[9] Vor Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte das Dorf Weitenhagen zum Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region am 8. Mai 1945 von der Roten Armee besetzt und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Am 1. August 1945 wurde von den Polen ein Gemeindebüro errichtet. Danach begann die Zuwanderung polnischer Familien. Bis auf vier Familien, die vorerst im Dorf verblieben, wurden die deutschen Einwohner bis 1947 in Richtung Westen abtransportiert.
Im Jahr 2008 lebten in Wytowno 360 Einwohner.
Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Ortes
- Rudolf von Bandemer (1829–1906), deutscher Gutsbesitzer und Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Wilhelm von Bandemer (1861–1914), deutscher Gutsbesitzer und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
Literatur
- Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Lübeck 1989, S. 1012–1017 (Download Ortsbeschreibung Weitenhagen) (PDF; 1,3 MB)
- Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 1015–1016, Nr. 154.
Weblinks
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Wohnort Weitenhagen im ehemaligen Landkreis Stolp (2011).
Einzelnachweise
- Eintrag im „Slowinzischen Wörterbuch“ von Friedrich Lorentz. Zum System der Slowinzisch-Lautschrift von Lorentz, vgl. „Slowinzische Grammatik“, S. 13–16 (scan 40–43), anschließend die Lautlehre.
- Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. In Commission bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S. 173–174 (google.de [abgerufen am 2. November 2021]).
- Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. In: K. Fr. Rauer (Hrsg.): Vorgänger-Ausgabe der späteren Güter-Adressbücher. Im Selbstverlag des Herausgebers, Berlin 1857, S. 12–13 (google.de [abgerufen am 2. November 2021]).
- Niekammer`s Güter-Adressbücher. Band I. Pommersches Güter-Adressbuch. 1905. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Handbuch der königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. 2. Auflage. Paul Niekammer GmbH, Stettin 1905, S. 180–181 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 2. November 2021]).
- Bericht über die Verhandlungen der XVIII. General-Versammlung der Vereinigung der Steuer= und Wirthschafts=Reformer zu Berlin am 21. Februar 1893. In: Bureau des Ausschusses. Verzeichnis der Mitglieder. Geschlossen am 30. April 1897. Verlag des Bureaus der Steuer=und Wirthschafts=Reformer, Berlin 1893, S. 181–182 (google.de [abgerufen am 2. November 2021]).
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1960. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA von 1951 bis 2014. Band IV, Nr. 22. C. A. Starke Verlag, 1960, ISSN 0435-2408, S. 1–2 (d-nb.info [abgerufen am 2. November 2021]).
- DAG (Hrsg.): Jahrbuch der Deutschen Adelsgenossenschaft 1938. Liste des in der Deutschen Adelsgenossenschaft zusammengeschlossenen reinblütigen Deutschen Adels. Landesabteilung Hinterpommern, Abteilung 1. Schlieffen-Verlag, Berlin 1938, S. 160–353 (d-nb.info [abgerufen am 2. November 2021]).
- Volker Köhler: Genossen - Freunde - Junker. Die Mikropolitik personaler Beziehungen im politischen Handeln der Weimarer Republik. Mikropolitik im Kontext der Zwischenkriegszeit, Land und Stadt. Wallstein, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-4212-5, S. 248–249 (google.de [abgerufen am 2. November 2021]).
- Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer's Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 307 (d-nb.info [abgerufen am 2. November 2021]).