World Marathon Majors
Die World Marathon Majors (kurz WMM) sind ein Zusammenschluss von Marathon-Veranstaltern. Sie wurden am 23. Januar 2006 von den Direktoren Guy Morse (Boston-Marathon), David Bedford (London-Marathon), Mark Milde (Berlin-Marathon), Carey Pinkowski (Chicago-Marathon) und Mary Wittenberg (New-York-City-Marathon) initiiert. Seit dem 2. November 2012 ist auch der Tokio-Marathon Teil der WMM. Sie sind offen für weitere Großveranstalter.
Teilnehmende Marathons | Tokio-Marathon Boston-Marathon London-Marathon Berlin-Marathon Chicago-Marathon New York-Marathon Marathon bei Olympischen Spielen Marathon bei Weltmeisterschaften | |
Erste Austragung | 2006/07 | |
Preisgeld | 500.000 US-Dollar | |
Rekordsieger | Eliud Kipchoge 4× (2015/16, 2016/17, 2017/18, 2018/19) | |
Rekordsiegerin | Irina Mikitenko 3× (2007/08, 2008/09, 2009/10) Edna Kiplagat 3× (2010/11, 2013/14 2016/17) Mary Keitany 3× (2011/12, 2015/16, 2017/18) | |
Website | Offizielle Webseite | |
Letzte Aktualisierung der Infobox: 8. November 2021 |
Durch die Einrichtung dieser internationalen Laufcup-Wertung wollten die fünf Veranstalter den Laufsport weiterentwickeln, mehr Aufmerksamkeit auf die Athleten lenken und das öffentliche Interesse an den Eliterennen fördern.
Vorgeschichte
Weltbester Marathonläufer
Im November 2003 kündigte die ING Groep überraschend die Einführung des ING World Marathon Ranking an, um damit geschlechterübergreifend einen weltbesten Marathonläufer zu bestimmen.[1] In das komplexe Bewertungssystem sollten unter anderem der Abstand zum Weltrekord und zu Streckenrekorden zugehöriger Marathonveranstaltungen ebenso einfließen wie Boni für Platzierungen der schnellsten Läufer. In einer zweijährigen Auswertungsperiode sollten neben dem Marathon in New York City als Finalist und den Marathons der Olympischen Spiele und der Leichtathletik-Weltmeisterschaften auch folgende Rennen berücksichtigt werden:
- Tokyo International Women’s Marathon
- Fukuoka-Marathon
- Osaka Women’s Marathon
- Tokyo International Men’s Marathon
- Rotterdam-Marathon
- Paris-Marathon
- London-Marathon
- Boston-Marathon
- Berlin-Marathon
- Brüssel-Marathon
- Chicago-Marathon
- Peking-Marathon
- Amsterdam-Marathon
Preisgelder waren für die ersten Zehn vorgesehen.
Umgehend protestierten die Veranstalter von London, Boston, Chicago und Berlin dagegen[2] – nicht nur, weil sie Konflikte mit ihren Sponsoren sahen, sondern vor allem, weil das Bewertungssystem erhebliche Schwächen aufweise. Sie argumentierten, dass das Feststellen von Rekorden Angelegenheit von Gremien wie World Athletics sei und nicht die kommerzieller Unternehmen.
Obwohl ING ankündigte, das Projekt mit den verbleibenden Veranstaltern durchführen zu wollen, verlief diese Initiative zunächst im Sande.
Weltgrößter Wettlauf
Unter dem Namen The Greatest Race on Earth oder auch GROE kündigte im Oktober 2004 die Standard Chartered Bank eine übergreifende Teamauswertung der von ihr gesponserten vier Marathons (Nairobi-Marathon, Mumbai-Marathon, Singapur-Marathon und Hong Kong Marathon) an, die noch im selben Monat mit dem Nairobi-Marathon eröffnet und im Folgejahr mit dem Hong-Kong-Marathon abgeschlossen wurde.[3] Die Teams durften beliebig zusammengestellt sein, also auch geschlechterübergreifend oder nur aus ein und demselben Läufer bestehen. Voraussetzung war allerdings eine Anmeldung, in der vorab festgelegt wurde, welches Teammitglied bei welchem Lauf teilnehmen würde.
Gewertet wurde die akkumulierte Gesamtzeit aus allen vier Rennen. Neben einer Hauptauswertung wurden auch solche nach Nationalität, Geschlecht und Individualleistungen vorgenommen.
Neukonzeption
Das Bewertungssystem der World Marathon Majors wurde in Abstimmung mit World Athletics entwickelt. Es stellt im Laufsport ein Novum dar. Anders als bei sonstigen Leistungsvergleichen werden nicht die erzielten Zeiten, sondern lediglich die Platzierungen berücksichtigt. Damit versucht man, den unterschiedlichen Streckenprofilen und -bedingungen der zugehörigen Veranstaltungen und den daraus resultierenden unterschiedlichen Zeiten gerecht zu werden.
Reglement
Bei den sechs jährlichen Rennen in Tokio, Boston, London, Berlin, Chicago und New York sowie den Marathonrennen bei den Olympischen Spielen und den Leichtathletik-Weltmeisterschaften von World Athletics können Athleten Punkte für die jeweiligen Serien sammeln. Nach jedem dieser Rennen erhalten die jeweils fünf besten Männer und Frauen ihren Platzierungen entsprechend Punkte.
Serien
WMM-Veranstaltungen von zwei aufeinander folgenden Jahren bildeten eine WMM-Serie. Die erste startete am 17. April 2006 mit dem Boston-Marathon und endete am 4. November 2007 mit dem New-York-City-Marathon. Damit umfasste die erste Serie elf Rennen einschließlich des Marathons der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2007. Die Folgeserie beinhaltete immer auch das zweite Jahr der vorherigen, sodass eine Überlappung stattfand und damit jedes Jahr die Sieger ermittelt wurden.
Eine Änderung erfolgte im Jahr 2015. Die Serie geht nur noch über ein Jahr, das erste und das letzte Rennen ist am gleichen Ort. So wird in jeder Stadt alle sechs Jahre das finale Rennen stattfinden. Die bereits begonnene Serie 2014/15 wurde nachträglich gestrichen. Jeder Läufer kommt nur noch mit maximal zwei Ergebnissen in die Wertung.[4]
Wertung
Erzielbare Punkte:
- 25 für einen Sieg
- 15 für eine Zweitplatzierung
- 10 für eine Drittplatzierung
- 5 für eine Viertplatzierung
- 1 für einen fünften Platz
Mit der Regeländerung 2015 wurde ebenfalls die Punkteverteilung geändert:
- 25 für einen Sieg
- 16 für eine Zweitplatzierung
- 9 für eine Drittplatzierung
- 4 für eine Viertplatzierung
- 1 für einen fünften Platz
Die besten maximal vier, seit 2015/16 maximal zwei Ergebnisse einer Serie werden addiert. Bis 2013/14 musste an mindestens einem Wettbewerb pro Kalenderjahr teilgenommen werden. Bei Punktegleichstand entscheidet ein direkter Vergleich, erforderlichenfalls entscheidet ein Mehrheitsbeschluss der fünf WMM-Race-Direktoren abschließend.
Preisgelder
Der jeweilige Gesamtsieger bei den Männern und den Frauen erhält 500.000 US-Dollar, für die Platzierten gibt es kein Preisgeld. Die Sieger wurden bis 2014 jeweils in New York City geehrt.
Endergebnisse
Siegerliste
Serie | Männer | Frauen |
---|---|---|
2006/07 | Robert Kipkoech Cheruiyot (KEN) | Gete Wami (ETH) |
2007/08 | Martin Kiptoo Lel (KEN) | Irina Mikitenko (DEU) |
2008/09 | Samuel Kamau Wanjiru (KEN) | Irina Mikitenko (DEU) -2- |
2009/10 | Samuel Kamau Wanjiru (KEN) -2- | Irina Mikitenko (DEU) -3- |
2010/11 | Emmanuel Kipchirchir Mutai (KEN) | Edna Ngeringwony Kiplagat (KEN) |
2011/12 | Geoffrey Kiprono Mutai (KEN) | Mary Jepkosgei Keitany (KEN) |
2012/13 | Tsegay Kebede (ETH) | Priscah Jeptoo (KEN) |
2013/14 | Wilson Kipsang (KEN) | Edna Ngeringwony Kiplagat (KEN) -2- |
2015/16 | Eliud Kipchoge (KEN) | Mary Jepkosgei Keitany (KEN) -2- |
2016/17 | Eliud Kipchoge (KEN) -2- | Edna Ngeringwony Kiplagat (KEN) -3- |
2017/18 | Eliud Kipchoge (KEN) -3- | Mary Jepkosgei Keitany (KEN) -3- |
2018/19 | Eliud Kipchoge (KEN) -4- | Brigid Kosgei (KEN) |
2019/21 | Albert Korir (KEN) | Peres Jepchirchir (KEN) & Joyciline Jepkosgei (KEN) |
2022 |
Serie 1 (2006/07)
Es siegten Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) mit 80 Punkten (Siege in Boston 2006 und 2007 sowie in Chicago 2006, vierter Platz in Chicago 2007) bei den Männern und Gete Wami (ETH) mit 80 Punkten (Siege in Berlin 2006 und 2007, zweite Plätze in London 2007 und New York 2007).
Serie 2 (2007/08)
Bei den Männern siegte Martin Kiptoo Lel (Kenia) mit 76 Punkten (Siege in London 2007 und 2008 sowie in New York 2007, fünfter Platz bei den Olympischen Spielen 2008). Bei den Frauen kam es zu einem Gleichstand von 65 Punkten zwischen der Deutschen Irina Mikitenko (zweiter Platz in Berlin 2007, Siege in London 2008 und Berlin 2008) und der Äthiopierin Gete Wami (Sieg in Berlin 2007, zweite Plätze in London 2007 und New York 2007, dritter Platz in London 2008). Da im Direktvergleich jede die andere einmal geschlagen hatte, musste das Votum der WMM-Renndirektoren entscheiden, die einstimmig Mikitenko zur Siegerin der Serie erklärten.
Serie 3 (2008/09)
Bei den Männern gewann Samuel Kamau Wanjiru (Kenia) mit 90 Punkten (Siege bei den Olympischen Spielen 2008 sowie in London und Chicago 2009, zweiter Platz in London 2008). Bei den Frauen siegte, wie schon in der vorherigen Serie, Irina Mikitenko mit 90 Punkten (Siege in London 2008 und 2009 sowie in Berlin 2008, zweiter Platz in Chicago 2009).
Serie 4 (2009/10)
Erneut siegte bei den Männern Samuel Kamau Wanjiru. Seine drei Siege (London 2009, Chicago 2009 und 2010) ergaben 75 Punkte. Bei den Frauen setzte sich die Russin Lilija Schobuchowa mit 85 Punkten durch (Siege in Chicago 2009 und 2010 sowie in London 2010, dritter Platz in London 2009). Nach ihrer Dopingsperre wurde Schobuchowa der Titel aberkannt.[5]
Serie 5 (2010/11)
Bei den Männern sicherte sich der Kenianer Emmanuel Kipchirchir Mutai den Sieg mit einem zweiten Platz im letzten Rennen von New York City, mit dem er auf 70 Punkte kam. Zuvor war er 2010 in London und New York City Zweiter geworden und hatte in London 2011 gewonnen. Bei den Frauen triumphierte erneut Lilija Schobuchowa. Zwei Siege in Chicago, ein Sieg in London 2010 und ein zweiter Platz an derselben Stelle 2011 ergaben 90 Punkte. Nach ihrer Dopingsperre wurde Schobuchowa der Titel aberkannt.[5]
Serie 6 (2011/12)
Bei den Männern siegte der Kenianer Geoffrey Kiprono Mutai mit großem Vorsprung. Er gewann die Läufe in Boston und New York 2011 und in Berlin 2012. Bei den Frauen kam seine Landsfrau Mary Jepkosgei Keitany auf den ersten Platz, die in beiden Jahren in London siegreich war.
Serie 7 (2012/13)
Die Wertung bei den Männern gewann Tsegay Kebede aus Äthiopien, der in Chicago 2012 und London 2013 den ersten Platz belegte. Bei den Frauen siegte die Kenianerin Priscah Jeptoo. Sie war 2013 in London und New York erfolgreich.
Serie 8 (2013/14)
Bei den Männern belegte der Kenianer Wilson Kipsang mit drei Siegen den ersten Platz, nur einen Punkt vor seinem ebenfalls dreimal siegreichen Landsmann Dennis Kipruto Kimetto, der aber keinen weiteren Marathon bestritt. Beide liefen bei ihren Siegen beim Berlin-Marathon Weltrekord. Die Frauen-Wertung gewann überlegen Rita Jeptoo Sitienei aus Kenia mit jeweils zwei Siegen in Boston und Chicago. Wegen einer positiven Dopingprobe im September 2014 wurde ihr später der Sieg aberkannt.
Serie 9 (2015/16)
Serie 10 (2016/17)
Serie 11 (2017/18)
Serie 12 (2018/19)
Serie 13 (2019/21)
Serie 14 (2022)
Six Star Finishers
Six Star Finisher werden Marathonläufer genannt, die alle 6 World Marathon Majors absolviert haben. Nach dem Tokio-Marathon 2016 wurde die Six Star Finisher Medaille eingeführt.[6] Im Juli 2018 wurde die Kampagne #ReachForTheStars gestartet. Dabei wurde eine Online-Datenbank vorgestellt, in der alle Ergebnisse der Marathon Majors bis 2006 bzw. Tokio 2013 abrufbar sind. Das System ermöglicht es Läufern, ein Profil zu erstellen, nach ihren „Stars“ zu suchen und sie ihrem Profil hinzuzufügen.[7]
In der öffentlichen Six Star Finishers - Hall if Fame werden derzeit 7126 Finisher aufgeführt.[8]
Weblinks
Fußnoten
- http://www.ing.com/group/showdoc.jsp?docid=074722_EN&menopt=prm%7Cpre%7Capr%7C003
- Four top marathons reject proposed ranking system (Memento vom 30. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Standard Chartered presents ‘The Greatest Race on Earth’ (Memento vom 14. März 2006 im Internet Archive)
- Neues Wertungssystem der WMM – Ein Eigentor der World-Marathon-Majors-Serie? Runner’s World, 27. Februar 2015, abgerufen am 2. November 2015.
- Doping im ganz großen Stil? runnersworld.de, 10. August 2015.
- The Crown Jewel of Race Medals? World Marathon Majors Debuts “Six Star” Finisher Medal
- Runners invited to #ReachForTheStars
- Six Star Finishers - Hall if Fame (Stand: 07. November 2021)