Wladimir Stojtschew
Wladimir Dimitrow Stojtschew (bulgarisch Владимир Димитров Стойчев, engl. Transkription Vladimir Stoychev; * 24. Februar 1892 in Sofia; † 27. April 1990 ebenda) war ein bulgarischer Generalmajor, Diplomat und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees.
Leben
Stojtschew wurde am 24. März 1892 in Sarajevo oder am 7. April 1893 in Sofia geboren.[1] Seine Mutter, Elena Petrovic war Serbin und Tochter des Bürgermeisters von Sarajevo und späteren Diplomaten in Bulgarien Aristotel Petrović. Sein Vater, Dimitar Stojtschew, war Adjutant von Prinz Alexander Battenberg, ein in Schweiz ausgebildeter Anwalt und Militärstaatsanwalt. Wladimir ist keine sechs Monate alt, als die junge Familie nach Bulgarien zurückkehrt und sich in Sofia niederlässt. Im Alter von 11 Jahren starb sein Vater. Seine Mutter entschied, ihn zu ihrer Schwester nach Wien zu senden, wo er die theresianischen Militärakademie in Wien absolvierte.
Wladimir nahm an den Balkankriege (1912/13) und am Ersten Weltkrieg (1914/18) teil. Im Anschluss absolvierte er die Militärschule und Militärakademie in Sofia. 1924[2], 1928 und 1936[3] nahm er an den Reitwettbewerben der Olympischen Spiele teil. Von 1930 bis 1934 war er Militärattaché in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. 1934 wurde er zum Leiter der Kavallerie-Akademie in Sofia ernannt und wurde Teil der Bulgarischen Militärunion, welche den Putsch am 19. Mai 1934 mitorganisierte. Im nächsten Jahre wurde Stojtschew am 18. Oktober mit weitere Hohen Militärs als Antimonarchist entlassen und einem Putschversuch vorgeworfen. In den nächsten Jahren wurde er mehrmals verhaftet.[3]
Im September 1944 gehörte Wladimir Stojtschew zu den aktiven Mitgliedern der Militärunion, die beim Putsch vom 9. September eine entscheidende Rolle spielte. In der Nacht der Aktion wurde er beauftragt, die Telegrafen- und Telefonstation (die damals in das Gebäude der Bulgarischen Nationalbank evakuiert wurde) zu erobern und die Zarenregenten nach Sofia zu bringen, um die Akte zur Ernennung der neuen Regierung zu unterzeichnen.[3] Nach dem Putsch wurde Stojtschew Mitglied des Präsidiums des Nationalrats der Vaterländischen Front. Er wurde darauf zum General befördert und wurde Mitglied der Bulgarischen Kommunistischen Partei.[1]
Als Bulgarien nach der Sowjetischen Okkupation auf Seiten der Alliierten im Zweiten Weltkrieg eingriff, wurde Stojtschew General der 1. Bulgarischen Armee. Als derer Befehlshaber nahm er ab Ende September 1944 an der Belgrader Operation, an der Operation "Frühlingserwachen" und an der Wiener Operation teil.[4] Er erreichte mit der 1. Bulgarischen Armee die österreichische Alpen wo er am 8. Mai 1945 in Klagenfurt mit Charles Keightley, Generalleutnant des V. Korps der britischen 8. Armee ein Demarkationsabkommen abschloss. Nach dem Krieg wa Wladimir Stojtschew Teil der bulgarischen Delegation die an der Parade des Sieges der UdSSR über das Dritte Reich in Moskau am 24. Juni 1945 teilnahm.[5]
Von 1945 bis 1947 war er Botschafter in den Vereinigten Staaten in Washington und bei den Vereinten Nationen in New York.
Er war seit 1959 Präsident des Bulgarischen Olympischen Komitees, bis er 1982 von Iwan Slawkow abgelöst wurde.
Von 1952 bis 1987 war er Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, wobei er von 1956 bis 1959 Exekutivmitglied war.[6]
Weblinks
- Vladimir Stoychev in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
Einzelnachweise
- Mitglieder der Neunten Nationalversammlung der Volksrepublik Bulgarien (aus dem Bulg.: Народни представители в девето народно събрание на Народна република България), Verlag: Наука и изкуство, 1987, S. 118
- Дневни новини - Независим информационен ежедневник Ред. к-т. - Варна; Verlag Sora, 7. Ausgabe, 24. Juli 1924, S.2.
- Nedju Nedew: Drei Coup d’Etats oder Kimon Georgiew und seine Zeit (aus dem Bulg.:Три държавни преврата или Кимон Георгиев и неговото време), Sofia, Verlag Siela, 2007, S. 634–636, ISBN 978-954-28-0163-4
- Atanas Semerdzhiev u. a.: Geschichte der bulgarischen Volksarmee. Militärverlag der DDR, 1977, S. 107 u. 119.
- Nedju Nedew: Drei Coup d’Etats oder Kimon Georgiew und seine Zeit, S. 680
- IOC-Mitglieder (ALG-FIN). (Memento vom 7. März 2012 im Internet Archive) auf: reinhardt-consult.de