Wilhelm Wolf (Putschist)
Wilhelm Wolf (* 19. Oktober 1898 in München; † 9. November 1923 ebenda) war ein deutscher NS-Putschist.[1] Er wurde bekannt als einer der getöteten Teilnehmer des Hitlerputsches von 1923, denen Adolf Hitler später den ersten Band seines Buches Mein Kampf widmete.
Leben
Wolf absolvierte nach der Schule zunächst die Kellnerschule (bzw. absolvierte eine Lehre im elterlichen Betrieb). Im Ersten Weltkrieg diente Wolf ab 1916 im 2. Infanterie-Regiment an der Westfront. Nach zwei Monaten an der Front wurde er durch einen Giftgasangriff verwundet, so dass er vorübergehend erblindete. Nach einem Jahr Rekonvaleszenz wurde er zum Krankenträger ausgebildet, kam aber aufgrund der Revolutionswirren am Ende des Krieges nicht mehr zum Einsatz. Nach Kriegsende trat er als Kaufmann in den elterlichen Betrieb ein. Er wurde Mitglied im 3. Regiment des Freikorps Marine-Brigade Ehrhardt und beteiligte sich an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik und verblieb in dem Freikorps bis zu dessen Auflösung im April 1920. 1920 wurde er NSDAP-Mitglied. Im gleichen Jahr trat er dem Freikorps Epp bei und beteiligte sich an den bewaffneten Aktionen in Berlin und in Oberschlesien. Anschließend wurde er Mitglied im Bund Oberland, mit dem er sich am Hitlerputsch beteiligte.[1][2] Im Verlaufe der Niederschlagung des Putsches durch die Landespolizei starb er am 9. November 1923 gegen 12:30 Uhr.
Hitler widmete Wolf und 15 weiteren getöteten Putschteilnehmern bereits 1925 den ersten Band seines Buches Mein Kampf, wo sie namentlich im Vorwort aufgeführt wurden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde an der Feldherrnhalle in München eine Tafel mit den Namen dieser Personen angebracht, die von einer Ehrenwache der SS geehrt wurde. Jeder Passant, der an dieser Tafel vorbeikam, war verpflichtet, diese mit dem Hitlergruß zu ehren. 1935 wurden auf dem Königsplatz zwei „Ehrentempel“ als gemeinsame Grabanlage für diese Personengruppe errichtet. Im selben Jahr wurde Wolf exhumiert, zusammen mit den übrigen Toten dorthin überführt und in bronzenen Sarkophagen erneut beigesetzt. Bis 1945 wurden sie in den nationalsozialistischen Kult um die „Blutzeugen der Bewegung“ einbezogen.
Während der NS-Zeit waren eine Reihe von Straßen im Deutschen Reich nach Wilhelm Wolf benannt. Eine Wilhelm-Wolf-Straße gab es ab 1935 in Homburg (Umbenennung nach dem Zweiten Weltkrieg in Bruchstraße)[3] und ab 1936 in Jena (Umbenennung am 10. Juli 1945 in Otto-Zachau-Straße). 1937 wurde in Gelsenkirchen (Umbenennung am 15. Juni 1946 in Rembrandtstraße)[2] und am 20. April 1939 die vormalige Verbindungsstraße in Recklinghausen (Rückbenennung am 30. April 1945 in Verbindungsstraße, heutiger Name (seit 3. November 1953): Andreasstraße) nach ihm benannt.[2]
Literatur
- A.-K. Busch: Blutzeugen: Ein Beitrag zur Praxis politischer Konflikte in der Weimarer Republik. 2., überarb. u. erw. Auflage. Nordland-Verlag, Fretterode 2010, ISBN 978-3-9812409-0-0, S. 67 (wissenschaftlich ungesichert).
- Kalender der Deutschen Arbeit. Verl. d. Deutschen Arbeitsfront, Berlin 1935, S. 52.
- Hans Volz: Daten der Geschichte der NSDAP. 5. Auflage. Ploetz, Berlin [u. a.] 1935, S. 9.
Einzelnachweise
- Hermann Bethge: Der Führer und sein Werk: Kernstoffe, Leitgedanken und Anregungen, Bd. 3: Ein Führer ersteht (Kampfjahre). Zickfeldt, Osterwied (Harz) / Berlin 1928, S. 74.
- Markus Weidner: Wolf, Wilhelm. In: Die Straßenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe während des Nationalsozialismus: Datenbank der Straßenbenennungen 1933–1945. Abgerufen am 19. Juni 2016.
- Rainer Freyer, unter Mitarbeit von Gerhard Bungert: Straßennamen: Mehrfache Straßenumbenennungen an der Saar. Abgerufen am 19. Juni 2016.