Weißer Jahrgang
Weißer Jahrgang ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Geburtsjahrgang von Männern, die wegen nicht bestehender Wehrpflicht keinen (Grund-)Wehrdienst leisten müssen oder mussten.
Deutschland
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es im Deutschen Reich zu Zeiten der auf 100.000 Mann beschränkten Reichswehr von 1919 bis 1935 keine Wehrpflicht; die Männer der Jahrgänge 1901 bis 1913 wurden nicht eingezogen, da sie für den Militärdienst im alten Reichsheer bzw. der Marine im Weltkrieg bis 1918 noch zu jung, für den regulären Wehrdienst in der (Friedens-)Wehrmacht bis 1939 bereits zu alt waren. Sie wurden allerdings ab 1934 zu einer Kurzausbildung einberufen und nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vielfach als Soldaten zum Kriegsdienst eingezogen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die männlichen deutschen Staatsangehörigen der Geburtsjahrgänge 1930 bis 1937 (Westdeutschland) bzw. 1930 bis 1939 (DDR)[1] nicht zur Bundeswehr oder in die NVA eingezogen, denn vor dem 30. Juni 1937 (Bundeswehr) bzw. 31. Dezember 1939 (NVA) geborene Männer waren für den Militärdienst in den neuen deutschen Armeen als bereits zu alt eingestuft, zudem wurden bereits Ausgebildete in der Wirtschaft benötigt. Soweit sie nicht als Kinder in der Wehrmacht, dem Volkssturm oder als Flakhelfer bzw. Marinehelfer eingezogen worden waren, bestand für sie niemals eine Wehrpflicht ("Gnade der späten Geburt").
In West-Berlin dauerte dieser Zustand wegen des Viermächte-Status bis zur Wiedervereinigung fort, allerdings wurden dort nach dem 3. Oktober 1990 die Jahrgänge bis 1969 rückwirkend erfasst, so dass man nur die Geburtsjahrgänge bis 1968 zu den „Weißen“ zählen kann.[2]
Nach 1992 geborene Deutsche müssen aufgrund der Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland keinen Wehrdienst mehr leisten. Der Begriff „weißer Jahrgang“ wird aber für diese Jahrgänge kaum verwendet.
Österreich
Zu den weißen Jahrgängen zählen in Österreich 1930 bis 1938 geborene Männer.[3]
Einzelnachweise
- Märkisches Medienhaus: Heimatgeschichte: Als auch die DDR auf Wehrpflicht setzte. 26. Juni 2019, abgerufen am 8. August 2021.
- Pressemeldung (Memento vom 12. Juli 2007 im Internet Archive) der „Kampagne gegen Wehrpflicht“ von 1996
- Gabriele Rosenthal: Zur Konstitution von Generationen in familienbiographischen Prozessen. Krieg, Nationalsozialismus und Genozid in Familiengeschichte und Biographie. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (ÖZG). Verlag für Gesellschaftskritik, 5 (1994), Band 4: Biographie und Geschichte, ISSN 1016-765X, S. 492.