Weg-Zeit-Gesetz

Ein Weg-Zeit-Gesetz[1][2][3] beschreibt i​n der klassischen Physik d​en Ablauf d​er Bewegung e​ines Massenpunkts. Es g​ilt jeweils für e​ine bestimmte Bewegung, i​ndem es d​en Ort d​es Massenpunkts a​ls Funktion d​er Zeit angibt. Es stellt s​omit den zeitlichen Verlauf d​er Bewegung e​ines Körpers a​uf seiner Bahnkurve (Trajektorie) d​ar und w​ird daher a​uch als Zeit-Ort-Funktion bezeichnet. Bei gegebenen äußeren Kräften i​st sie d​ie durch d​ie Anfangsbedingungen für Ort u​nd Geschwindigkeit festgelegte spezielle Lösung d​er Bewegungsgleichung d​es Massenpunkts.

Ist d​ie Bewegung d​urch Zwangsbedingungen v​on vorneherein a​uf eine bestimmte Linie festgelegt, w​ie beispielsweise d​ie Bewegung e​iner Lokomotive d​urch die Schienen, s​o genügt a​ls Ortsangabe d​ie Bogenlänge längs d​er Bahn, d​ie dann m​eist als Weg bzw. Wegstrecke bezeichnet wird. Der Nullpunkt d​es Weges i​st frei wählbar. Die Bewegung k​ann dann i​n einem a​ls Zeit-Ort-Diagramm bezeichneten Funktionsgraphen dargestellt werden. In a​llen anderen Fällen g​ibt die Zeit-Ort-Funktion d​ie unabhängigen Koordinaten d​es Massenpunkts relativ z​u einem f​rei gewählten Bezugssystem z​ur gegebenen Zeit a​n und i​st daher vektorwertig.

Das Formelzeichen für den Wert der Weg-Zeit-Funktion ist oft , oder Ähnliches. Dies soll zum Ausdruck bringen, dass der Ort eine eindeutige Funktion der Zeit ist, welche im mathematischen Sinne eine freie Variable darstellt. Jedem Zeitpunkt ist also genau ein Ort zugeordnet, wo sich der Massepunkt gerade befindet. Die Umkehrung gilt nicht: Ein Massenpunkt kann sich sehr wohl zu verschiedenen Zeiten an ein und demselben Ort befinden. Die Weg-Zeit-Funktion ist stetig, da der Massepunkt nicht ohne Zeitverlust von einem Ort zu einem anderen „springen“ kann. Mathematisch ausgedrückt: Die Wegstrecke, die der Massepunkt zurücklegen kann, geht gegen Null, wenn das zur Verfügung stehende Zeitintervall ebenfalls gegen Null geht. Ferner ist die Weg-Zeit-Funktion – mindestens abschnittsweise – einmal differenzierbar; falls sich die Geschwindigkeit nicht ruckartig ändert, sogar zweimal. Die erste Ableitung nach der Zeit, nach Isaac Newton oft mit bezeichnet, ist die Momentangeschwindigkeit . Diese Funktion wird auch Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz oder Zeit-Geschwindigkeits-Funktion genannt. Die zweite Ableitung ergibt die Beschleunigung .

Die Darstellung der Koordinaten des Orts hängt vom gewählten Koordinatensystem ab. So ist für eine Bewegung in einer Ebene etwa in einem zweidimensionalen kartesischen Koordinatensystem, oder alternativ in Polarkoordinaten. Die Anzahl der Komponenten von ist gleich der Anzahl der Dimensionen des Raums, in dem die Bewegung stattfindet.

Beispiele

Die folgenden Beispiele beschreiben idealisiert vereinfachte Verläufe. Alle Bewegungen starten zum Zeitpunkt am durch bezeichneten Startpunkt.

  • Im Stillstand hängt die Position nicht von der Zeit ab und der Massenpunkt bleibt für immer am Startpunkt :
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Falls die (konstante) Beschleunigung und Anfangsgeschwindigkeit parallel bzw. antiparallel sind, handelt es sich um eine gleichmäßig beschleunigte bzw. verzögerte geradlinige Bewegung. Ansonsten ist es eine parabelförmige Bewegung wie etwa beim schiefen Wurf.
  • Harmonische Schwingung, wie sie etwa die Masse an einem Federpendel entlang der Achse der Feder ausführt, wenn sie um aus der Gleichgewichtslage schwingt:
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Einzelnachweise

  1. Rainer Müller: Klassische Mechanik: Vom Weitsprung zum Marsflug. Walter de Gruyter, 22. September 2010, ISBN 978-3-11-025003-9, S. 58.
  2. Herbert A. Stuart, Gerhard Klages: Kurzes Lehrbuch der Physik. Springer-Verlag, 14. März 2013, ISBN 978-3-662-08228-7, S. 10.
  3. Ekbert Hering, Rolf Martin, Martin Stohrer: Physik für Ingenieure. Springer-Verlag, 1. Juli 2013, ISBN 978-3-662-09314-6, S. 349–.
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