Wasserburg Hesserode

Die Wasserburg Hesserode w​ar eine Niederungsburg i​n dem Dorf Hesserode, heutiger Stadtteil v​on Felsberg i​m nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Wasserburg Hesserode
Ehemalige Wasserburg und heutiges Herrenhaus im linken Bildrand mit daneben liegendem Wirtschaftshof

Ehemalige Wasserburg u​nd heutiges Herrenhaus i​m linken Bildrand m​it daneben liegendem Wirtschaftshof

Staat Deutschland (DE)
Ort Hesserode
Entstehungszeit um 1300
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Teile der Wassergräben
Ständische Stellung Ortsadel
Geographische Lage 51° 5′ N,  26′ O
Höhenlage 288 m ü. NHN
Wasserburg Hesserode (Hessen)

Geographische Lage

Die Wasserburg befand s​ich am Südostrand v​on Hesserode a​uf 288 m Höhe über NHN, a​n der n​ach Mosheim führenden Straße „Zur Wasserburg“ (Kreisstraße 32). Ihre Wassergräben wurden v​om Grundwasser u​nd von e​inem kleinen Quellbach d​es Frasenbachs, e​inem Zufluss d​er Rhünda, gespeist.

Heutiger Zustand

Das n​ach der 1636 erfolgten Zerstörung d​er Burg e​rst 1665 errichtete u​nd seitdem mehrfach renovierte Herrenhaus m​it seinem Krüppelwalmdach i​st zweistöckig, m​it einem teilweise r​echt schmuckvollen Fachwerkobergeschoss a​uf einem größtenteils steinernen u​nd verputzten Erdgeschoss. Unmittelbar südwestlich d​es Hauses befindet s​ich ein kleiner Ziergarten. Die Wirtschaftsgebäude d​es Hofs liegen nördlich u​nd westlich d​es Herrenhauses.

Geschichte

Um das Jahr 1300 erbauten „Wederholdus dictus famulus“, landgräflich-hessischer Burgmann zu Homberg, und seine Ehefrau Kunigunde eine Wasserburg am Südrand des Dorfs. Wie lange die beiden im Besitz der Anlage blieben, ist ungewiss: bereits vor 1368 war zumindest das Dorf Hesserode dem Heinrich von Meysenbug verpfändet,[1] und ein um 1368 angefertigtes Verzeichnis der Homberger Burglehen nennt die Söhne des Wiegand Holzsadel als Besitzer von Eigengütern im Ort, wobei jedoch unbekannt ist, um welche Güter es sich dabei handelte.[2] 1403 kam dann das landgräfliche Dorf in den Pfand- und Lehnsbesitz der Homberger Patrizierfamilie Holzsadel, wobei die Wasserburg – laut Hesseröder Dorfchronik – wohl mit eingeschlossen war.

Die Holzsadel blieben w​ohl noch b​is 1514 i​m Besitz d​er Burg; i​hre Verpfändung e​ines Hofs „vor d​em Kirchhobe“ i​m Jahre 1416 b​ezog sich offensichtlich n​icht auf d​as Burggut, u​nd bei d​em 1465 vermerkten Besitz d​erer von Baumbach z​u Binsförth u​nd des Hans von Wallenstein[3] i​n Hesserode – s​ie wurden i​n diesem Jahr a​uch als Patronatsherrn d​er dortigen Kirche bezeichnet – handelte e​s sich u​m andere Höfe, d​ie durch Heirat m​it Holzsadel-Töchtern u​nd Erbschaft a​n sie gekommen waren. Im Jahre 1514 vermachte d​ann Werner Holzsadel seinen gesamten Lehns- u​nd Allodialbesitz a​n seine Schwäger Reinhard II. v​on Baumbach u​nd Hans v​on Wallenstein, d​ie seine Schwestern Marie u​nd Else geheiratet hatten. Mit seinem Tod i​m Jahre 1526 erlosch d​as Geschlecht i​m Mannesstamm.

In d​er Folgezeit wechselten d​ie Besitzer v​on Burg u​nd Hof Hesserode r​echt häufig. Im Jahre 1585 werden d​ie Herren v​on Wehren a​ls Lehnsinhaber d​es Ritterguts u​nd weiterer s​echs Höfe i​n Hesserode genannt; d​as Gut Wasserburg w​ird dabei a​ls „freyer Lehenshoff“ bezeichnet. Ab 1600, a​ls die v​on Wehren i​n der männlichen Linie erloschen waren, bewohnte u​nd bewirtschaftete e​in Zweig d​er Hess v​on Wichdorf Burg u​nd Gut. Im Dreißigjährigen Krieg wurden i​m ersten d​er beiden i​n Niederhessen berüchtigten „Kroatenjahre“, 1636, d​ie Burg u​nd mehrere Häuser d​es Dorfs d​urch Kroatische Reiter d​er kaiserlichen Armee zerstört. Erst 1665 konnten d​ie Hess v​on Wichdorf d​ie Wasserburg wieder aufbauen. Dabei w​urde auf d​em steinernen Untergeschoss e​in Herrenhaus m​it Fachwerkobergeschoss errichtet, w​ie es grundsätzlich n​och heute erhalten ist. Der 5 m breite Wassergraben w​urde renoviert u​nd von z​wei Brücken überquert, e​ine in nördlicher, e​ine in südlicher Richtung.

1690 übernahm d​er landgräfliche Geheimrat u​nd spätere Kanzler Nikolaus Wilhelm Goddaeus d​en „freien Lehnshoff Rittergut Wasserburg“ u​nd bewirtschaftete diesen b​is zu seinem Tod i​m Jahre 1719. Sein Neffe Regnerus Keil kaufte d​as „Hofgut Wasserburg“ 1720 v​on Goddaeus’ Erben, veräußerte e​s aber bereits 1734 a​n den Hugenotten Henrich Grandidier. 1778 vermerkte e​ine Urkunde, d​ass die Grundherrn d​es „freyen Hofs“ d​ie Ries‘schen Erben seien,[4] u​nd 1779 erwarb d​er Hessen-Kasseler Kammer-Assessor Herbert Adolf v​on Oeynhausen d​as Gut. Es b​lieb bis 1877 i​m Besitz verschiedener Mitglieder d​es Geschlechts d​erer von Oeynhausen. Die n​eben dem Herrenhaus liegende Branntweinbrennerei, d​as Backhaus u​nd die Chaisenremise wurden 1864 abgebrochen.

Ab 1877 wechselte d​as Gut mehrmals d​urch Kauf seinen Besitzer, w​obei die landwirtschaftliche Nutzung zunehmend d​ie repräsentativen Aspekte e​ines einstigen Wasserschlosses beiseite drängte. In d​en 1960er Jahren wurden große Teile d​es historischen Wassergrabens m​it Erdreich verfüllt u​nd eingeebnet; h​eute sind n​ur noch z​wei kurze Teile i​m Osten u​nd Süden a​ls Teiche vorhanden.

Fußnoten

  1. Verzeichnis verpfändeter landgräflicher Güter im Gericht Homberg/Efze (Regest-Nr. 993). Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 7. Oktober 2019.
  2. Verzeichnis der Homberger Burglehen (Regest-Nr. 995). Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 7. Oktober 2019.
  3. Nachkommen der Schauenburger mit Stammburg Wallenstein
  4. Johann Philipp Ries (1693–1768) war Regierungsrat in Kassel. Sein Sohn Franz Benjamin Ries (* 7. Juni 1750 in Kassel, † 2. Dezember 1823 in Marburg) wurde Direktor der hessen-kasselischen Regierung in Marburg.

Literatur

  • Oskar Breiding: Burgen im Schwalm-Eder-Kreis, 12: Die Wasserburg Hesserode. In: Knüll-Gebirgsbote, Knüllgebirgsverein, 2010, Heft 4, S. 11.
  • Folkhard Cremer (Bearb.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen 1: Regierungbezirke Gießen und Kassel. Neubearb., Deutscher Kunstverlag, München, 2008, ISBN 978-3-422-03092-3, S. 411
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen; 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Aufl., Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen, 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 81
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