Herrenhaus Lenderscheid

Herrenhaus Lenderscheid
Deutschland

Das Herrenhaus Lenderscheid i​st ein a​us dem späten 18. Jahrhundert stammendes, a​uf einem Vorgängerbau fußendes herrschaftliches Gutshaus i​n Lenderscheid, e​inem Ortsteil d​er Gemeinde Frielendorf i​m nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geographische Lage

Der Bau befindet s​ich am Südrand d​es historischen Ortskerns i​m Winkel d​er beiden Straßen „Am Schwimmbad“ u​nd „Zur Knüllhöhe“, unmittelbar südlich gegenüber d​er 1735 b​is 1740 erbauten barocken Dorfkirche. Die Landesstraße 3158 v​on Großropperhausen i​m Süden n​ach Wernswig i​m Norden, i​n der Dorflage „Zur Knüllhöhe“ genannt, verläuft unmittelbar westlich d​es Anwesens.

Der Bau

Herrenhaus Lenderscheid

Das Gebäude i​st das einstige Herrenhaus d​es örtlichen Gutshofs e​ines Zweigs d​er Herren von Baumbach. Der zweigeschossige Bau v​on etwa 20 × 12 Meter Grundfläche besteht a​us einem gemauerten u​nd verputzten Erdgeschoss a​uf aus d​em Mittelalter stammenden Grundmauern u​nd Kellergeschoss e​ines Vorgängerbaus u​nd einem Obergeschoss a​us Fachwerk. Die z​um Hof gewandte nördliche Vorderfront i​st sechsachsig, m​it einer steinernen Freitreppe mittig u​nter dem vier-fenstrigen Zwerchhaus m​it der großen Uhr i​m Dachgeschoss. Das Haus i​st mit e​inem Walmdach a​us roten Ziegeln gedeckt u​nd das Zwerchhaus h​at ein Krüppelwalmdach. Auf d​er Südseite befindet s​ich mittig e​in etwa 12 m langer, rechtwinkliger Anbau m​it Satteldach.

Der südlich anschließende große Park m​it altem Baumbestand gehört h​eute nicht m​ehr zum Anwesen.

Geschichte

Der ursprünglich d​em Prämonstratenserstift Spieskappel gehörende Wirtschaftshof Lenderscheid, 1156 erstmals urkundlich erwähnt, k​am mit d​em dort entstandenen kleinen Dorf w​ohl bereits i​m 14. Jahrhundert a​ls Lehen a​n einen Zweig d​es sogenannten Ludwigschen Asts[1] d​er Herren v​on Gilsa.[2]

Im Jahre 1699 verkauften die Brüder Philipp Wilhelm und Georg Christoph von Gilsa, Erben des letzten männlichen Sprosses der Ropperhäuser Linie derer von Gilsa, die ihnen zustehenden drei Viertel von Burg und Gericht Ropperhausen, das Hofgut in Lenderscheid und ihren Teil des Guts in Siebertshausen an Hans Ludwig (II.) von Baumbach.[3] Er hatte am 21. Juli 1698 seinen Anteil an den Baumbachschen Gütern in und um Nentershausen an Landgraf Karl von Hessen-Kassel verkauft und nutzte den Erlös 1699 zu diesem Kauf.[4][5] 1701 wurde er vom Landgrafen mit diesem Besitz belehnt. Am 31. März 1719 erwarb Baumbach, nachdem er das von seinem unverheiratet verstorbenen Bruder Hermann (1678–1716) geerbte Gut in Dippach verkauft hatte, von Johann Ludwig von Gilsa auch das restliche Viertel von Burg und Gericht Ropperhausen.[6] Der Anbau an der Südseite des Herrenhauses stammt aus dieser Zeit.[7] Nach seinem Tod 1734 teilten seine beiden Söhne Carl Ludwig und Wilhelm Ludwig (I.) das väterliche Erbe und begründeten die Baumbachschen Linien zu Ropperhausen und zu Lenderscheid.[6] Das Gut Lenderscheid blieb bis 1956 im Besitz der Nachkommen des Wilhelm Ludwig von Baumbach. Dann wurde es mitsamt der Hofanlage an die “Hessische Heimat” Siedlungsgesellschaft mbH[8] verkauft und von dieser aufgeteilt und an private Interessenten weiterverkauft.[9] Das ehemalige Herrenhaus, in den 1980er Jahren saniert, befindet sich heute als Wohnhaus in Privatbesitz und ist Besuchern nicht zugänglich.

Literatur

  • Bianca Weyers: Lenderscheid. In: Marcus Angebauer u. a. (Hrsg.): Herrenhäuser, Schlösser, Burgen, Gutshöfe – Fotografische Spaziergänge zwischen Diemel, Schwalm, Eder, Fulda, Werra und Weser. Verlag M. Faste, Kassel 2004, ISBN 3-931691-39-X, S. 32–35.

Fußnoten

  1. Zum Ludwigschen Ast der Familie von Gilsa gehörten letztlich die Häuser Nassenerfurth, Ropperhausen, Lenderscheid und Siebertshausen. (HStAM Fonds Urk. 103)
  2. Werner von Gilsa kaufte 1354 von Ludwig von Heimbach dessen Anteil am Gericht Ropperhausen und den dazu gehörigen Dorfschaften.
  3. 1664–1734, zuletzt hessischer Generalleutnant.
  4. August von Baumbach: Geschichte der zur althessischen Ritterschaft gehörenden Familie von Baumbach. Elwert, Marburg 1886, S. 69–70 (digital.ub.uni-duesseldorf.de).
  5. August von Baumbach: Geschichte der zur althessischen Ritterschaft gehörenden Familie von Baumbach. Elwert, Marburg 1886, S. 92 (books.google.de oder digital.ub.uni-duesseldorf.de).
  6. Georg Landau: Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer. 3. Band, Bohné, Kassel 1836, S. 156 (books.google.de).
  7. Lenderscheid, Hofgut von Baumbach, Herrenhaus, bei AlleBurgen.de
  8. Die Hessische Heimat, zuständig für Kurhessen und Waldeck, wurde am 1. Januar 1972 mit der Nassauischen Siedlungsgesellschaft mbH, für den restlichen Teil Hessens zuständig, zur Hessische Landgesellschaft mbh verschmolzen. Diese ist seitdem die staatliche Treuhandstelle für ländliche Bodenordnung in Hessen. Das gemeinnützige Siedlungsunternehmen befindet sich im mehrheitlichen Landesbesitz. Weitere Beteiligungen halten die Landesbank Hessen-Thüringen, andere Bankinstitute und zahlreiche Gebietskörperschaften.
  9. Lenderscheid, Hofgut von Baumbach, Herrenhaus, bei AlleBurgen.de
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