Warten auf Godot
Warten auf Godot[1] (französischer Originaltitel: En attendant Godot) ist ein Theaterstück von Samuel Beckett, das im Herbst 1948 begonnen, Anfang 1949 fertiggestellt und 1952 publiziert wurde. Es gilt als Inbegriff des absurden Theaters.
Daten | |
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Titel: | Warten auf Godot |
Originaltitel: | En attendant Godot |
Gattung: | Meistens als Absurdes Theater eingeordnet |
Originalsprache: | Französisch |
Autor: | Samuel Beckett |
Erscheinungsjahr: | 1952 |
Uraufführung: | 5. Januar 1953 |
Ort der Uraufführung: | Théâtre de Babylone, Paris |
Personen | |
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Nachdem Beckett lange vergeblich nach einer Aufführungsmöglichkeit gesucht hatte, wurde es schließlich am 5. Januar 1953 vom Théâtre de Babylone in Paris uraufgeführt. Regisseur der Premiere war Roger Blin, der selbst als Pozzo mitspielte. Die Aufführung war überraschend erfolgreich und verhalf Beckett zu seinem Durchbruch als Autor. Die erste Inszenierung im deutschsprachigen Raum (Übersetzung von Elmar Tophoven) fand am 8. September 1953 im Schlosspark Theater in Berlin statt. 1955 kam Becketts englischsprachige Fassung des Stückes als Waiting for Godot in London auf die Bühne.[2]
Becketts Weltruhm beruht nicht zuletzt auf diesem Theaterstück, dessen Titel inzwischen international zur Redewendung wurde und mit dem – dem Stück nicht ganz folgend – ein Zwang zu langem und vergeblichem Warten gemeint ist.
Inhalt
Übersicht
Einer wenig wichtigen Anfrage wegen warten die beiden seit Langem befreundeten Landstreicher Estragon und Wladimir den zweiten und dritten Tag auf eine Antwort des ihnen nur vage bekannten Godot.[3] Vor allem Estragon, der diese Selbstverpflichtung immer wieder vergisst und damit auf das Hauptthema der lückenhaften Erinnerung anspielt, beginnt an dem damit verbundenen ereignislosen Nichtstun so zu leiden, dass er mehr als zehnmal den Wunsch äußert, das Warten abzubrechen.[4] Aber diese sie in „Bittsteller“ verwandelnde Anfrage blockiert alle Versuche des Weggehens bzw. der Neuorientierung: „Nichts zu machen!“[5] Mit einer Reihe von Spielen vertreiben sie sich die Zeit. An beiden Tagen erscheint ein Junge als Bote Godots, der ihnen jeweils mitteilt, Godot werde nicht heute, bestimmt aber morgen kommen. Ihr herausforderndes Warten wird durch den Auftritt eines Herrn Pozzo und seines Dieners Lucky unterbrochen, die zeitweilig für Abwechslung sorgen. Das Stück endet mit dem nicht endenden Warten.
Verantwortungsverweigerung
Neben den titelgebenden Verlust an Initiative, der nur die beiden betrifft, treten im ersten und vor allem zweiten Akt Themen von allgemeiner Relevanz: die Gewalt auf der Straße,[6] die Ausbeutung anderer,[7] der Tod von Millionen Menschen, deren Asche und Gebeine, die die Überlebenden zu einer Reaktion auffordern.[8] Estragon und Wladimir fühlen sich stellvertretend für die ganze Menschheit angesprochen: „An dieser Stelle und in diesem Augenblick sind wir die Menschheit, ob es uns passt oder nicht.“[9] Es ist der im Hinblick auf Godot so vergessliche Estragon, der mehrfach die Hinweise auf eine globale christliche Verantwortung in die Gespräche einflechtet.[10]
Um der Reflexion über die Ursachen der Katastrophe, dem „Denken“ zu entgehen, erfinden Estragon und Wladimir nun eine Reihe von „Spielen“, die ihre Denk- und Empathieverweigerung entschuldigen, den Erinnerungsfokus der Gräuel zerstreuen und diese kaschieren sollen: das An- bzw. Ausziehen der Schuhe, das schnelle Tauschen ihrer Hüte, das Nachahmen von Pozzo und Lucky, die wechselseitige Beschimpfung – und dann wieder die Bekräftigung ihrer Freundschaft, dann Leibesübungen, dann die Suche nach Namen … In diesem Ausweichen vor Verantwortung spiegeln die beiden ein gesellschaftliches Lebenskonzept, das an der Oberfläche ein aktives Warten aus tödlicher Langeweile ist, darunter aber die Verweigerung moralischer Konsequenzen nach dem massenhaften Tod.[11] Wladimir kann daher irritiert fragen, ob die Zerstreuungsspiele „unseren Verstand vor dem Untergang“ bewahren oder ihn im Gegenteil in eine moralische „Nacht unergründlicher Tiefen“ führen.[12]
Auch die Detailanalyse einer Handlungssequenz verdeutlicht das Thema der moralischen Inkonsequenz in einer allegorischen Handlungsstruktur: Beckett lässt seine Figuren mehrfach das Ende des Wartens vereinbaren, das sie dann, performativ widersprüchlich, nicht umsetzen: „Wir gehen? – Gehen wir! Sie gehen nicht von der Stelle.“[13] Wie die beiden Landstreicher sich eine Handlung versprechen, die sie nicht ausführen, so versagt auch die von ihnen repräsentierte Menschheit bei der Einlösung ihrer zivilisatorischen Versprechen, auf millionenfachen Tod und Massenmord zu reagieren.
Verwirrung der Intellektuellen
Auch der sich später mit seinem Diener-Sklaven Lucky (!) vorübergehend zu ihnen gesellende Landbesitzer Pozzo unterstreicht die ethische Dimension der Handlung. Pozzo ist ein reicher Tyrann, der sich Lucky als Lastenträger und als Intellektuellen für „die allerletzten Wahrheiten“, als modernen „Hofnarren“ hält.[14] Er treibt seinen mehrfach als „Schwein“ angesprochenen[15] und mit Koffern schwer beladenen Diener im ersten Akt wie einen entkräfteten Packesel an einem Strick um den Hals vor sich her, lässt ihn auf Kommando apportieren und tanzen. Mit knallender Peitsche fordert er, gleichsam als Höhepunkt seiner Darbietungen, Lucky auf, „laut zu denken“. Was dabei herauskommt, ist die Parodie einer Theodizee, ein wirrer, hastig abgespulter Monolog, in dem Theologie, Kunst und Philosophie zu Kulturmüll zerfallen und das „Abmagern“, das „Kleiner-Werden“ und das „Unvollendete“ der Menschheit dennoch mehrmals herauszuhören ist.[16] Pozzo und Lucky, aufeinander angewiesen wie Herr und Knecht, demonstrieren in einem grotesken Spiel-im-Spiel, wie auch das systematische Denken intellektueller Hofnarren ad absurdum führen kann. Bei ihrem späteren Erscheinen im zweiten Akt, nach einem Zeitsprung, ist Pozzo inzwischen blind und Lucky stumm geworden – mit ihrer Hinfälligkeit personifizieren sie die Hinfälligkeit der gesellschaftlichen Moral.[17]
Deutung und Rezeption
Moralische Interpretation
Eine plausible Interpretation muss die Textur der Wiederholungen – vor allem das Warten auf die Erfüllung eines Versprechens, Estragons Vergesslichkeit, die Spiele-Sequenz und die folgenlose Bewegungsankündigung – kohärent verbinden können, sonst wäre sie gescheitert. Im Kern geht es in Warten auf Godot um eine Doppelstruktur der Selbstfesselung: Im Ausharren einer Nebensächlichkeit wegen geht es darum, sich die Zeit zu vertreiben; in der Auseinandersetzung mit den drängendsten Fragen der Nachkriegszeit geht es darum, damit auch das Denken zu vertreiben und den Fragen nach der Ursache millionenfachen Sterbens durch immer neue Spiele auszuweichen. Was im ersten Fall noch als Clownerie oder „absurdes Theater“ zweier Landstreicher erscheint, wird im zweiten Fall zur Kritik an der moralischen Verweigerung einer Welt, sich rückblickend mit ihren Traumata zu beschäftigen und an der Verhinderung der nächsten zu arbeiten. Die das Stück eröffnende und mehrfach wiederholte Formel „Nichts zu machen“[18] beschreibt daher an der Oberfläche die Unmöglichkeit, Godots Antwort zu beschleunigen, darunter liegend aber die Ablehnung von Ursachenfragen und humaner Verantwortung. Ohne diesen tieferen Blick wird die moralische Kritik Becketts unsichtbar im rein Absurden.
Die Entstehung des französischen Originals und der Originaltext stützen eine moralische Interpretation: In einer frühen Manuskriptfassung trug die Figur des Estragon den Namen „Levy“ und im französischen Original gibt es weiterhin mehrere Ortsbezeichnungen, die sich auf jüdische Einrichtungen in Paris beziehen.[19] Diese sind in der mit Beckett abgestimmten deutschen Übertragung nicht mehr zu erkennen. Dennoch nähert sich der in Warten auf Godot dramatisch gestaltete moralische Vorwurf auch in der deutschen Fassung der später so genannten „zweiten Schuld“, die Ralph Giordano im Verdrängen und Leugnen der „ersten Schuld“ sah, der im Kontext des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen. Der Godot des Titels wird dann mit Verweis auf das englische Wort God und die französische Diminutiv-Endung -ot als kleiner Gott, des Menschen besseres Ich, gedeutet, auf dessen Ankunft der Mensch vergeblich hofft. Im Kontext der „moralischen Interpretation“ personifiziert Godot sowohl die Verheißung der moralischen Verantwortung als auch ihre Korruption.[20]
Historische Interpretation
2008 wurde in Deutschland die bereits 2004 in Frankreich veröffentlichte These von Pierre Temkine[21] bekannt, wonach auch eine historische Lesart des Zweiakters möglich sei. Aufgrund zahlreicher Hinweise im französischen Original kommt Temkine zu dem Schluss, dass Warten auf Godot auch auf die Situation der Ausländer und französischen Juden anspielt, die um 1942/1943 ins nichtbesetzte Restfrankreich geflohen waren, dann aber wegen der deutschen Besetzung mit Hilfe von Schleusern nach Savoyen flüchten mussten. Wladimir und Estragon könnten flüchtige Juden aus Paris sein, Godot ein Schleuser der Résistance, der aber nicht wie verabredet erscheint.[22] Die mit Beckett abgestimmte, um die historischen Bezüge bereinigte deutsche Version, die Grundlage der moralischen Interpretation, ist damit kein Gegenkonzept, sondern die Erweiterung in eine „universelle Dimension“ des moralischen Versagens.[23]
Absurdes Theater
Dagegen sieht die traditionelle Deutung der Literaturwissenschaft Warten auf Godot als Paradebeispiel des „absurden Theaters“.[24] In seiner Monografie meint z. B. Esslin, die „metaphysische Angst“ sei das Thema aller Stücke Becketts und das „Warten als wesenhaftes Merkmal menschlichen Seins“ von Warten auf Godot im Besonderen.[25] Die quälenden Stimmen der Millionen Toten fragen bei Esslin nur „nach den Geheimnissen des Seins und des Ich“. Estragon und Wladimir seien „Partner in einem Komiker-Duett“,[26] die Kritiker befänden sich in einem „Trugschluss“, wenn sie nach einem „verborgenen Sinn“, einem „versteckten Schlüssel“ suchten. Kindlers Neues Literatur Lexikon assistiert, die beiden Figuren seien nur „metaphysische Clowns“, die „die existenzielle Unbehaustheit des Menschen verkörpern. (…) Im Zyklus solcher apokalyptischen Szenarien zeigt Warten auf Godot das menschliche Ableben auf der vergeblichen Suche nach Formen des Überlebens, nach Variationen des Endzeitvertreibs. (...) Die menschliche Existenz als Grenzsituation zwischen Leben und Tod, Gestalten, die auf der ewig enttäuschten Illusion des Wartens beharren oder in tragikomischer Hilflosigkeit die Gewissheit ihres Verfalls überspielen – darum geht es in allen Stücken Becketts.“[27] Sie würden die Weltanschauung des Existenzialismus spiegeln, dass es keinen eigentlichen „Sinn des Lebens“ und demzufolge auch keine grundlegenden ethischen Normen für den Menschen gebe.[28]
In dieser Sichtweise, die zentrale Elemente des Textes ignoriert, wird die für Beckett in Warten auf Godot gegenüber seinem späteren Endspiel noch relativ deutliche Kritik am moralischen Versagen der Nachkriegsgesellschaft unsichtbar und sein Ansatz auf ein triviales L’art pour l’art reduziert.[29] Aber schon Wolfgang Hildesheimer mahnte, man dürfe die Darstellung von Absurdem nicht mit einer absurden Darstellung verwechseln.[30] Zum Etikett „Absurdes Theater“ stellen Aleksandra Kwasnik und Florian Dreyßig fest: „Absurd, das lohnt die Richtigstellung, war nie sein Theater. […] Absurdität, das war Becketts Thema, der Mensch als Witz im Kosmos, das er mit den Mitteln des Theaters konventionell spielen ließ.“[31] Daher muss bei Beckett unterschieden werden zwischen einem absurden Theater als Begriff einer Kritik der Darstellung und einem Theater des Absurden als Begriff einer Darstellung von Kritik, das ein als absurd/abwegig/töricht angesehenes Verhalten dramatisch gestaltet.
Weitere Impulse
Eine indirekte moralphilosophische Interpretation liefert die pessimistische Politsatire, die der serbische Schriftsteller Miodrag Bulatović aus Warten auf Godot geformt hat. In seiner Parodie Godot ist gekommen (1966), die gleichsam als Akt 3 und 4 des Beckettschen Originals fungieren sollen, zeigt er, was geschehen würde, wenn tatsächlich ein Erlöser erschiene. Schonungslos attackiert er Egoismus und Machtstreben als typisch menschlich. Bei ihm ist Godot ein Mann aus dem Volke, ein gutmütiger Bäcker, der den Menschen „ihr täglich Brot gibt“, trotzdem aber zum Tode verurteilt wird.[32]
Der norwegische Schriftsteller Johan Harstad greift in seinem 2019 auf Deutsch erschienenen Roman Max, Mischa und die Tet-Offensive Becketts Warten auf Godot als Leitmotiv wieder auf und lässt den Roman, wie auch Beckett sein Theaterstück, mit der Formel „Nichts zu machen“ beginnen. Schon im Romantitel klingt der Vietnamkrieg an, es geht wieder um den millionenfachen Tod von Menschen und die Kraft, sich dieser historischen Verantwortung auch moralisch zu stellen.
Beckett über Warten auf Godot
Die Idealbesetzung von Estragon und Wladimir sah Samuel Beckett im Dick-und-Doof-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy.[33] Estragons und Wladimirs Äußeres, schwarzer Anzug und Melone, ist der Erscheinung von Charlie Chaplin nachgebildet, sie wirken „wie ein auf den Hund gekommenes Komikerpaar“ (Gina Thomas, FAZ). In einer Inszenierung von Luc Bondy (1999) erinnerte das Paar an den berühmten Film „The Odd Couple“ mit Jack Lemmon und Walter Matthau (Richard Reich, BZ). Jean Anouilh nannte Warten auf Godot „Pascals ‚Gedanken‘ bei den Fratellini“, bei den Weißclowns.[34]
Der Titel Warten auf Godot soll, so eine Anekdote, auf eine Tour-de-France-Etappe zurückgehen, die sich Beckett irgendwo in Frankreich angesehen habe. Als alle Rennfahrer vorbei waren, habe er gehen wollen, aber gesehen, dass einige Zuschauer noch blieben. Auf seine Frage, worauf sie warteten, hätten sie geantwortet: „Auf Godeau!“ Dieser war angeblich der langsamste Fahrer des Rennens. Die Geschichte ist vermutlich nur Legende, da es nie einen Fahrer dieses Namens bei der Tour de France gab (siehe aber Roger Godeau).
Beckett weigerte sich stets, Interpretationen zu seinen Stücken abzugeben. So hat er es auch abgelehnt, die Spekulationen darüber, wer Godot sei oder wofür er stehe, zu beantworten: „Hätte ich gewusst, [wer Godot ist,] hätte ich das Stück nicht geschrieben.“[35]
Beckett selbst soll gesagt haben, der Name Godot gehe auf godillot zurück, ein umgangssprachliches französisches Wort für „Schuh“. Dies könne man, so ein Deutungsvorschlag, darauf beziehen, dass Estragon Probleme mit den Füßen hat, ständig an seinen Schuhen herumwerkelt und im Verlauf des zweiten Akts seine Fähigkeit zu gehen ganz verliert.
Eine weitere – angeblich auf Beckett zurückgehende – Deutung findet sich im Buch „An den Ufern der Seine“ von Agnès Poirier. Danach hat Beckett seinem Freund Con Leventhal im Vertrauen mitgeteilt, der Name Godot gehe auf einen Besuch in der Rue Godot de Mauroy im 9. Arrondissement zurück. Als er dort das Angebot einer Prostituierten abgelehnt habe, hätte das Mädchen gefragt: „Ach ja? Und auf wen warten Sie? Auf Godot?“. Poirier gibt als ihre Quelle an: Anthony Cronin, „Samuel Beckett, The last Mordernist“, S. 386–394.[36]
Berühmte Inszenierungen
- 1954: Münchner Kammerspiele – Regie: Fritz Kortner (mit Ernst Schröder als Wladimir, Heinz Rühmann als Estragon, Friedrich Domin als Pozzo und Rudolf Vogel als Lucky)
- 1961: Théâtre de l’Odéon, Paris – Regie: Roger Blin, Bühnenbild Alberto Giacometti
- 1972: Staatstheater Stuttgart – Regie: Peter Palitzsch (mit Gerhard Just als Wladimir und Peter Roggisch als Estragon)
- 1975: Schillertheater Berlin – Regie: Samuel Beckett (mit Stefan Wigger als Wladimir, Horst Bollmann als Estragon, Carl Raddatz als Pozzo und Klaus Herm als Lucky)
- 1984: Münchner Kammerspiele – Regie: George Tabori (mit Peter Lühr als Wladimir und Thomas Holtzmann als Estragon)
- 1987: Staatsschauspiel Dresden – Regie: Wolfgang Engel (mit Peter Kube als Wladimir, Lars Jung als Estragon, Roland May als Pozzo und Matthias Nagatis als Lucky) – erste Godot-Inszenierung der DDR
- 1988: Mitzi E. Newhouse Theatre, Lincoln Center, New York City – Regie: Mike Nichols (mit Steve Martin, Robin Williams, F. Murray Abraham und Bill Irwin)
- 1991: Burgtheater Wien – Regie: Cesare Lievi (mit Traugott Buhre als Wladimir, Branko Samarovski als Estragon und Paulus Manker als Pozzo)
- 1993: Nationaltheater Sarajevo – Regie: Susan Sontag – Die Inszenierung fand mitten im Bosnienkrieg statt.
- 1999: Théâtre Vidy Lausanne, Regie: Luc Bondy
- 2002: Schauspielhaus Bochum – Regie: Matthias Hartmann (mit Michael Maertens als Wladimir, Ernst Stötzner als Estragon, Fritz Schediwy als Pozzo und Harald Schmidt als Lucky)
- 2006: Berliner Ensemble – Regie: George Tabori (mit Axel Werner als Wladimir, Michael Rothmann als Estragon, Gerd Kunath als Pozzo und Roman Kaminski als Lucky)
- 2009: Theater der Altmark Stendal – Regie: Hannes Hametner – Die Inszenierung setzte erstmals den Gedanken "Schleuser Godot" von Pierre Temkine aus "Das Absurde und die Geschichte" (siehe Literatur) für die Bühne um.[37]
- 2009: The Theatre Royal Haymarket – Regie: Sean Mathias (mit Ian McKellen und Patrick Stewart)
- 2014: Deutsches Theater Berlin (in Memoriam Dimiter Gotscheff) (mit Samuel Finzi als Wladimir, Wolfram Koch als Estragon, Andreas Döhler als Pozzo und Christian Grashof als Lucky)
- 2015: Saarländisches Staatstheater Saarbrücken – Regie: Dagmar Schlingmann (mit Christian Higer als Wladimir, Andreas Anke als Estragon, Klaus Meininger als Pozzo und Cino Djavid als Lucky)
Ausgaben
- Warten auf Godot. Deutsche Übertragung von Elmar Tophoven. Vorwort von Joachim Kaiser. Suhrkamp (= suhrkamp taschenbücher. Band 1). dreisprachig.
Siehe auch
Literatur
- Ruby Cohn (Hrsg.): Samuel Beckett, Waiting for Godot: a casebook. Macmillan, Basingstoke 1987, ISBN 0-333-34487-1
- Ramona Cormier und Janis L. Pallister: Waiting for death: the philosophical significance of Beckett’s En attendant Godot. University of Alabama Press, 1979
- Thomas Cousineau: Waiting for Godot: form in movement. Twayne, Boston 1990, ISBN 0-8057-7974-4
- Ursula Dreysse (Hrsg.): Materialien zu Samuel Becketts „Warten auf Godot“. 3. Aufl., Suhrkamp, Frankfurt 1979, ISBN 3-518-06604-8
- Martin Esslin: Das Theater des Absurden. Rowohlt, Hamburg 1965, Übersetzung aus dem Englischen von Marianne Falk, ISBN 3-499-55234-5.
- Lawrence Graver: Samuel Beckett, Waiting for Godot. Cambridge University Press 1999, ISBN 0-521-35513-3
- Maria-Felicitas Herforth: Samuel Beckett: Warten auf Godot. Königs Erläuterungen und Materialien, 206. C. Bange Verlag, Hollfeld 2003, ISBN 3-8044-1770-1[38]
- Edgar Neis: Beckett, „Warten auf Godot“, „Endspiel“ und Ionesco, „Die Nashörner“. Königs Erläuterungen und Materialien 206/7. C. Bange, Hollfeld 1991, ISBN 978-3-8044-0174-7.[39]
- Fränzi Maierhöfer: Beckett, Warten auf Godot. Reihe: Oldenbourg Interpretationen. R. Oldenbourg, München 1973, ISBN 9783486088229.
- Henning Mehnert: Samuel Becketts Neuinszenierung als Deutungshilfe für „En attendant Godot“, in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, 214, Jg. 129, 1. Halbjahr 1977, S. 94–100.
- Peter Münder: Warten auf Godot; Endspiel; Das letzte Band. Unterrichtsbezogene Untersuchungen. Joachim Beyer, Hollfeld 1995, ISBN 978-3-9212-0239-5.
- Paul Lawley: Waiting for Godot: character studies. Continuum, London 2008, ISBN 978-0-8264-9380-4.
- Mark und Juliette Taylor-Batty: Samuel Beckett’s Waiting for Godot. Continuum, London 2008, ISBN 978-0-8264-9593-8.
- Pierre Temkine: „Warten auf Godot“. Das Absurde und die Geschichte. Matthes & Seitz, Berlin 2008, ISBN 978-3-88221-714-8.
- Günther Anders: Sein ohne Zeit. Zu Becketts Stück „En attendant Godot“. In: ders.: Die Antiquiertheit des Menschen. Beck, München 1956 u. ö., S. 213–231 Volltext (PDF; 4,7 MB).
Weblinks
- Matthias Heine: Die Nazis und die Wahrheit über Becketts Godot, in: Die Welt am 20. Juni 2008, zuletzt aufgerufen am 1. Januar 2021
- Christian Rakow: Schleuser Godot, in: www.hannes hametner.de. Theater heute, 1. Februar 2010, abgerufen am 12. Januar 2021
- Rudolf Walther: Die andere Hölle, in: Der Freitag, 10. Februar 2013, zuletzt abgerufen am 1. Januar 2021
- Wissenswerkstatt: „Warten in Absurdistan – Vor 55 Jahren wurde Samuel Becketts »Warten auf Godot« uraufgeführt“, abgerufen am 12. Januar 2021
- Englische Fassung
- En attendant Godot, 1989, franz. TV Fassung mit Jean-François Balmer als Estragon, Jean-Pierre Jorris als Pozzo und Roman Polański als Lucky, Regie: Walter D. Asmus
Anmerkungen
- Samuel Beckett: Theaterstücke. Übertragen von Elmar Tophoven, Erika Tophoven und Erich Franzen. In: Elmar Tophoven und Klaus Birkenhauer (Hrsg.): Dramatische Werke 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, S. 9–99.
- Vgl. Hans Ulrich Seeber, Hubert Zapf und Annegret Maack: Samuel Beckett und das absurde Theater. In: Hans Ulrich Seeber (Hrsg.): Englische Literaturgeschichte. 4. erw. Aufl. J. B. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-02035-5, S. 383–385, hier S. 383 f.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 19 f., 25, 58, 69.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 14, 19, 21 f., 53, 63, 66, 71, 74, 88, 95, 98.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 20.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 9, 77.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 30.
- Diese Schlüsselstelle des Stücks wird von Esslin (siehe Literatur, S. 45) so interpretiert, dass hier die Stimmen „nach den Geheimnissen des Seins und des Ich fragen“ und die beiden Landstreicher vor dem Leiden und der Angst fliehen, „die aus der Konfrontation mit der Wirklichkeit menschlicher Existenz entspringen“ – ein Zusammenhang mit dem hier offenbar gemeinten Holocaust und den Opfern des Zweiten Weltkriegs (die Millionen Tote, das Rauschen ihrer Asche…) wird nicht gesehen.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 83 f.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 13 f., 57, 65, 88.
- Beckett, Warten auf Godot, S. 67 ff., 84 ff. Esslin subsumiert diese Denk-Verhinderungs-Spiele als „Ulk“, Wladimir und Estragon seien „Partner in einem Komiker-Duett.“ (Siehe Literatur, S. 33)
- Beckett, Warten auf Godot, S. 84. Esslin, siehe Literatur, S. 33, zitiert eine Dissertation über Beckett, in der „nicht weniger als fünfundvierzig Szenenanweisungen“ im Stück aufgezählt werden, in denen „eine Figur die aufrechte Haltung, das Symbol der menschlichen Würde, verliert“, durch die Wiederholungen eine Hervorhebung des moralischen Versagens.
- Beckett: Warten auf Godot, S. 99; ebenfalls 13, 46, 51, 59, 71.
- Beckett,: Warten auf Godot, S. 37: „Früher hatte man Hofnarren. Heutzutage hat man Knucks. Wenn man es sich leisten kann.“
- Beckett: Warten auf Godot. S. 30, 33, 41, 44, 46, 49.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 46 ff.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 80, 94.
- Beckett: Warten auf Godot. S. 9, 23, 28 f., 71, 74, 78.
- Vergleiche Temkine (siehe Literatur).
- Matthias Heine: Die Nazis und die Wahrheit über Becketts Godot. In: Die Welt vom 20. Juni 2008, S. 21.
- Pierre Temkine (Hg.): Warten auf Godot. Das Absurde und die Geschichte. Berlin 2008.
- Jörg Drews: Das Ach so!-Erlebnis. Worum es in Becketts „Warten auf Godot“ wirklich geht. In: Süddeutsche Zeitung vom 17. November 2008, S. 14.
- Matthias Heine, siehe Weblinks.
- Walther (siehe Weblinks) resümiert: „Literaturgeschichtlich wird Becketts Werk unter dem Begriff absurdes Theater eingeordnet, aber diese Kategorie umfasst so viel Gegensätzliches und so unterschiedliche Autoren wie Alfred Jarry (1873–1907) und Václav Havel (1936–2011), dass man davon abgekommen ist.“ Ein epigrammatisches Beispiel der Rezeption als „Absurdes Theater“ vgl. „Warten in Absurdistan“, in: Wissenswerkstatt (siehe Weblinks).
- Beispielhaft für die Flucht der Kritiker in die ahistorische Abstraktion ist Esslin : „Thema des Stückes ist nicht Godot, sondern das Warten, das Warten als ein wesenhaftes Merkmal menschlichen Seins.“ (siehe Literatur, S. 35)
- Esslin, siehe Literatur, S. 14, 31, 33, 45.
- Kindlers Neues Literatur Lexikon, Ba-Boc, Seite 380.
- Walther (siehe Weblinks) widerspricht: „In der Tat porträtiert Beckett sie nicht als Nihilisten, sondern wollte den Selbstwiderspruch und die Sackgasse des radikalen Nihilismus philosophisch demonstrieren: Zumindest der Nihilismus gilt diesem selbst nicht als nichts. Für diese Lesart spricht, dass Luckys letztes Wort in seinem „heulend“ vorgetragenen Monolog „Unvollendete!“ lautet.“ Denn „unvollendet“ ist der zivilisatorische Anspruch einer Moral des Erinnerns.
- Den Grundton der Absurditätsthese setzte die Monografie von Esslin (siehe Literatur).
- Wolfgang Hildesheimer: Über das absurde Theater. Eine Rede. In: ders.: Theaterstücke. Über das absurde Theater. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, S. 169–183. Die Rede wurde im August 1960 in Erlangen gehalten.
- Aleksandra Kwasnik, Florian Dreyßig: Das Warten geht weiter. Immer nur weiter. In: Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010.
- Miodrag Bulatovic, Godot ist gekommen, München: Hanser (1966).
- Manuela Reichart: Späte Ehrenrettung eines Komikerduos. Über Sven Hanuscheck: Laurel und Hardy. Eine Revision. Zsolnay Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-552-05506-3.
- „Le sketch des Pensées de Pascal par les Fratellini“, Arts, 27. Januar 1953; zit. nach Deirdre Bair, Samuel Beckett. Traduit de l‘anglais par Léo Dilé, Paris 1978.
- Ackerley, C. J. and Gontarski, S.E.: The Faber Companion to Samuel Beckett. New York: Grove Press, New York 2004, S. 232. (Im Original: „SB’s standard answer to the question ‚Who is Godot?‘ was, ‚If I knew I wouldn’t have written the play.‘“)
- Agnès Poirier, An den Ufern der Seine, Klett-Cotta, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-608-96401-1.
- Heine, Rakow (siehe Weblinks).
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