Waltershausen (Saal an der Saale)
Waltershausen ist ein Ortsteil des Marktes Saal an der Saale im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld (Bayern).
Waltershausen Markt Saal a.d.Saale | |
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Höhe: | 278 m |
Fläche: | 6,01 km² |
Einwohner: | 475 (25. Mai 1987) |
Bevölkerungsdichte: | 79 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 97633 |
Vorwahl: | 09762 |
Kirche und Schloß Waltershausen |
Geografie
Waltershausen liegt südlich der Rhön im Tal der Milz auf einer Höhe von 278 m ü. NN.
Geschichte
Eine aus Bayern vertriebene welfische Fürstin namens Waltrat soll sich um 830 in Hohirod niedergelassen haben, das später nach ihr den Namen „Waltratehusen“ erhielt. Die älteste Nachricht vom Bestehen unseres Dorfes gibt uns also ein Schenkungsbrief vom Jahre 867. In einer späteren Schenkungsurkunde von 874 wird es nun mehr Waltershausen genannt. Kunihilt, eine Tochter der Waltrat, übereignet darin dem Bonifatius-Kloster zu Fulda, alles, was ihr ihre Mutter Waltrat vermacht hatte. (Waltrat soll einer Seitenlinie des Welfischen Geschlechts entstammen.)
Diese Schenkung wurde im Dorfe Hohireod, welches von manchen auch Waltradehus genannt wird, vorgenommen. Daraus geht klar hervor, dass unser Ort – ursprünglich Hohenrod genannt – schon bedeutend älter ist. Er erhielt seinen Namen sicher, weil die ersten Ansiedler das Gehölz auf den Höhen um das Dorf rodeten und Äcker daraus machten. Nach dem Namen der Dorfherrin Waltrat bekam unser Dorf dann erst später seine jetzige Bezeichnung Waltershausen.
Seit dem 13. Jahrhundert ist ein Rittergeschlecht „von Waltershausen“ nachgewiesen, das mit Antonius von Waltershausen 1448 ausstarb, fiel das Schloss nebst den zugehörigen Gütern an seine vier Schwestern. Durch Heirat dieser vier Schwestern waren die Familien von Herbilstadt, Steinau, Bibra und Kehr nun die Hauptbesitzer von Waltershausen geworden.
Die beiden Schwestern Katharina von Herbilstadt und Eyta von Steinau gaben das von ihrem Bruder Antonius vererbte, frei eigene Schloss, Erbe und Gut Waltershausen ausgenommen, im Jahre 1448 dem Grafen Georg von Henneberg dergestalt zu Lehen, dass es der Hennebergische Stamm ihnen und ihren sowohl männlichen als weiblichen Nachkommen so oft willig leihen sollte, als es zum Fall käme.
Dagegen sollten die Grafen von Henneberg die Besitzer des hiesigen Dorfes bei allen Rechten und Freiheiten schützen. Katharina, die älteste Schwester des Antonius von Waltershausen, hatte Eucharius von Herbilstadt zum Gemahl. Sie löste zwei Höfe, die ihr Bruder seiner Gemahlin Felicitas geschenkt hatte, wieder ein. Aus diesen zwei Höfen die weder zum Würzburgischen noch zum Hennebergischen Lehen gehörten, sondern freies Eigentum waren, entstand nachher das so genannte Schloßgut. Katharinas Tochter, Fräulein Eyta von Herbilstadt, vermählte sich 1456 mit Christoph Marschalk von Ostheim.
So gelangte die alte und reiche Familie der Marschalke von Ostheim zum Mitbesitz von Waltershausen. Christoph M. v. O. war also der erste seines Geschlechtes, welcher Teil an Waltershausen bekam. Er wurde bereits im Jahre 1456 mit der Hälfte des hiesigen Hennebergischen Söhn- und Töchterlehens belehnt. Die andere Hälfte erhielt sein Schwager Dietz von Herbilstadt. Die Freiherrn Marschalk von Ostheim gaben sich von dieser Zeit an Mühe, den hiesigen Ort in ihren alleinigen Besitz zu bekommen. Dies glückte ihnen erst im Jahre 1522 völlig.
Die Familie Marschalk von Ostheim war fortan im Besitz von Waltershausen; sie führten die Reformation ein und erbauten Kirche und Schloss neu.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 setzte die Mediatisierung reichsunmittelbarer Stände in größerem Maßstab ein. Die reichsfreien Herrschaften im Grabfeld wurden durch die Rheinbundakte von 1806 aufgehoben und dem Großherzogtum Würzburg angegliedert. Mit der Auflösung des Rheinbundes 1814 und den Beschluss des Wiener Kongresses fiel das Großherzogtum Würzburg größtenteils an das Königreich Bayern. Waltershausen gehörte ab 1817 zum Untermainkreis, der 1838 in Unterfranken und Aschaffenburg (später nur noch Unterfranken) umbenannt wurde.
Das Gut und Schloss Waltershausen, vormals im Besitz der Familie von Kalb, ging zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das Eigentum des Göttinger Gelehrten und Wirtschaftshistorikers Georg Friedrich Sartorius über, der aufgrund des Erwerbs als Freiherr von Walterhausen in den erblichen bayerischen Adelsstand erhoben wurde. Das Gut mit dem Schloss blieb im Wesentlichen bis ins 20. Jahrhundert im Eigentum der Familie Sartorius von Waltershausen. Im Jahr 1944 wurde das Schloss von der Deutschen Reichspost als Erholungsheim für Postbedienstete übernommen.
Am 1. Mai 1978 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Waltershausen in den Markt Saal an der Saale eingegliedert.[1]
Zur ehemaligen Gemeinde gehörten neben dem Pfarrdorf noch die drei Einöden Buchmühle, Papiermühle und Weidachsmühle, frühere Wassermühlen an der Milz. Die Gemeinde hatte zum Stichtag der Volkszählung am 25. Juni 1961 eine Fläche von 600,85 Hektar.[2]
Zum Stichtag der Volkszählung am 25. Mai 1987 wurden auf dem Gebiet der früheren Gemeinde 475 Einwohner gezählt, in 142 Gebäuden mit Wohnraum und 161 Wohnungen.[3]
Religion
Der Ort ist ein evangelisches Pfarrdorf, welches zum Evangelisch-Lutherischen Dekanat Bad Neustadt an der Saale gehört. Die evangelische Pfarrkirche entstand in heutiger Gestalt im späten 16. Jahrhundert. Emporen umziehen den Innenraum auf drei Seiten, die Orgel befindet sich über dem Altar. An den Wänden sind 10 Epitaphien der Marschalk v. Ostheim (16./18. Jh.) angebracht.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Schloss Waltershausen
Wo einst eine Wehrburg stand, ließ Georg Philipp Marschalk von Ostheim von 1619/27 eine Burg erbauen und 1723 durch die Marschalk von Ostheim zu einem dreiflügeligen Schloss mit vier behelmten Rundtürmen umgestaltet. Die letzte dieses Geschlechtes, Charlotte, verheiratete v. Kalb, ging als geistreiche Freundin Schillers und Jean Pauls in die Literaturgeschichte ein. Als Erzieher ihres Sohnes weilte der junge Friedrich Hölderlin 1793/95 auf Schloss Waltershausen.[4] Das Schloss ging später noch durch mehrere Hände, bis es als Erholungsheim der Bundespost eingerichtet wurde. Seit 1986 ist es im Privatbesitz einer Berliner Familie.
Im Innern birgt es einen Saal mit schön bemalter Holzdecke aus der Erbauungszeit; ein anderer Saal und mehrere Zimmer im 2. Stockwerk haben eine Stuckdekoration, die zu den feinsten Schöpfungen des fränkischen Rokoko gehört.
Baudenkmäler
Weblinks
- Waltershausen. In: Rhoen.info (Rhönlexikon)
- Waltershausen. In: Grabfeld-Grenzenlos.de
- Schloss Waltershausen. In: Rhoen.info (Rhönlexikon)
- Schloss Waltershausen. In: Grabfeld-Grenzenlos.de
- Norbert Dümpert: Private Informationen über die Chronik von Waltershausen (Memento vom 6. Januar 2014 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 741.
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus d. Volkszählung 1961, München, 1964, Spalte 886.
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991, S. 375.
- Regina Vossenkaul: Wie Hölderlin irrtümlich im Grabfeld landete. In: Mainpost.de. 28. Juni 2011, abgerufen am 30. Juli 2018.