Walbertsweiler

Walbertsweiler i​st ein Teilort d​er Gemeinde Wald i​m Landkreis Sigmaringen i​n Baden-Württemberg, Deutschland.

Walbertsweiler
Gemeinde Wald
Ehemaliges Gemeindewappen von Walbertsweiler
Höhe: 648 m
Fläche: 8,4 km²
Einwohner: 643 (31. Dez. 2014)
Bevölkerungsdichte: 77 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 88639
Vorwahl: 07578
Westansicht von Walbertsweiler
Westansicht von Walbertsweiler

Geographie

Geographische Lage

Das Dorf Walbertsweiler l​iegt etwa a​cht Kilometer südlich v​on Meßkirch.

Ausdehnung des Gebiets

Die Gesamtfläche d​er Gemarkung Walbertsweiler beträgt 839,57 Hektar (Stand: 31. Dez. 2014).[1]

Geschichte

Erstmals genannt w​urde das Dorf a​ls Waldrameswilare i​m Jahre 854 i​n Urkunden d​es Klosters St. Gallen.[2] Der Ort l​ag ursprünglich i​m Bereich d​er Goldineshuntare, d​ann im Gau Ratoldesbuch u​nd später i​n der Grafschaft Sigmaringen.

In d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts erhielt d​as Kloster Wald d​en größten Teil d​es Ortes a​us dem Besitz e​ines Herren v​on Kallenberg. Ein weiterer Teil w​urde vom Kloster v​on den Herren v​on Reischach u​nter Zustimmung d​es Abtes v​om Kloster Reichenau a​ls Lehnsherr erworben. Die Inhaber d​er Grafenrechte wechselten m​it den Inhabern d​er Grafschaft Sigmaringen, b​is die Rechte 1783 m​it der Schirmherrschaft über Kloster Wald v​on Hohenzollern-Sigmaringen a​n Österreich übergingen.

Das Kloster b​lieb Ortsherr b​is 1806. Dann f​iel das Dorf w​ie das gesamte Walder Territorium d​urch die Säkularisation d​es Klosters aufgrund d​es Reichsdeputationshauptschlusses a​n das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen u​nd 1850 m​it diesem a​ls Hohenzollernsche Lande a​n Preußen. Ab 1806 gehörte Walbertsweiler a​lso zum fürstlichen u​nd 1850 b​is 1862 preußischen Oberamt Wald, seitdem z​um Oberamt bzw. s​eit 1925 Kreis Sigmaringen. Besitz u​nd Rechte hatten i​m Ort i​m 13. Jahrhundert Herren v​on Bußmann, v​on Eberhardsweiler, v​on Henneberg, v​on Homburg, v​on Schnerkingen, von Zimmern u​nd im 12. u​nd 13. Jahrhundert d​as Kloster Salem.

Am 1. Januar 1975 w​urde Walbertsweiler n​ach Wald eingemeindet.[3]

Einwohnerentwicklung

Stand Einwohner
18. Juni 2008643[4]
31. Dez. 2010639[5]
31. Dez. 2014643[1]

Politik

Ortsvorsteher

  • 1999–2009: Franz Bosch[4][6]

Wappen

Blasonierung: In zweimal v​on Schwarz, Gold u​nd Blau gespaltenem Schild i​n Schwarz e​in doppelreihig rot-silbern geschachter Schrägbalken.

Der Zisterzienserbalken bringt d​ie einstige Zugehörigkeit z​um Kloster Wald z​um Ausdruck. Einen v​on Gold u​nd Blau gespaltenen Schild führten d​ie Herren v​on Kallenberg a​ls Wappen. Sie w​aren die Besitzvorgänger d​es Klosters Wald i​n Walbertsweiler.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Pfarrkirche St. Gallus
  • Die heutige Kath. Pfarrkirche St. Gallus hatte wohl eine mittelalterliche Vorgängerkirche. Diese wurde durch einen am 14. Juli 1869 fertig gestellten Neubau im Stile der Neugotik unter dem fürstlich-hohenzollerischen Landesbaumeister Josef Laur (1817–1886) ersetzt. Diese Kirche besaß einen Fassadenturm mit 45 Meter Höhe und war 33 Meter lang, 10 Meter breit und hatte eine Innenhöhe von 10,50 Meter, dazu seitliche Strebepfeiler. Am 15. November 1959, dem Volkstrauertag, stürzte der Turm um 20.15 Uhr ein. Dabei fiel er der Länge nach über die Dorfstraße in den Pfarrgarten, mit dem Helm noch das Pfarrhaus streifend, wobei das Turmkreuz die Türe des Pfarrhauses einschlug. 15 Minuten zuvor sei das Rosenkranzgebet als Gedenken der Kriegsopfer zu Ende gewesen. Die Vibrationen des Glockengeläuts dürften der letzte Auslöser für den Einsturz gewesen sein. Ursache waren Mängel im verwendeten Baumaterial: Für das Fundament des Kirchenbaus verwendete man einen instabilen Grobsandstein der oberen Meeresmolasse aus einem Steinbruch bei Rengetsweiler, im obersten Stockwerk des Turms hatte man Tuffsteine eingemauert. Nachdem der Kirchenbau nicht wieder freigegeben werden konnte, beauftragte das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg zunächst das Erzbischöfliche Bauamt Konstanz unter Max Schätzle mit einem Kirchenentwurf ohne Turm. Ein billigerer Gegenentwurf mit Turm kam von Architekt A. Seiler. Vier Jahre nach dem Einsturz des Kirchturms wurde die heutige Pfarrkirche, im praktischen Stil der 1960er Jahre, vom Freiburger Weihbischof Karl Gnädinger eingeweiht. Zur Ausstattung gehören eine spätgotische thronende Maria mit dem Jesuskind auf ihrem rechten Knie (um 1520), an der Chor-Stirnwand eine Kreuzigungsgruppe und darunter sieben Apostelgemälde, sowie an der Südwand ein barocker hl. Gallus mit dem Bären. Zum Geläut zählen drei beim Einsturz unversehrt gebliebene Glocken, eine kleinere, gegossen im 13. oder 14. Jahrhundert, und zwei größere, darunter die Reginaglocke, im 16. Jahrhundert. Sie läuteten bereits in der Vorgängerkirche.[7][8][9]

Einzelnachweise

  1. Walbertsweiler auf der Internetseite der Gemeinde Wald
  2. Falko Hahn (fah): Einst hieß es Waldrameswilare. In: Südkurier vom 14. Juni 2005
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 550.
  4. Sandra Häusler: Immer wieder klingelt das Telefon. In: Südkurier vom 18. Juni 2008
  5. Angaben nach Werner Müller, Bürgermeister der Gemeinde Wald, vom 11. Januar 2011.
  6. Siegfried Volk (siv): Neun Gemeinderäte verabschiedet. In: Südkurier vom 20. Juni 2009
  7. Kirche St. Gallus in Walbertsweiler@1@2Vorlage:Toter Link/www.kath-wald.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Wald
  8. Falko Hahn (fah): Als in Walbertsweiler vor 55 Jahren der Kirchturm umstürzte. In: Südkurier vom 15. November 2014
  9. Manfred Hermann: 150 Jahre Eulogius-Ritt Aftholderberg – Kirchen der Seelsorgeeinheit Wald. hrsg. von der Seelsorgeeinheit Wald, 2006

Literatur

  • Gemeinde Wald (Hrsg.): 800 Jahre Wald. Meßkirch 2008, ISBN 978-3-00-023978-6.
  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2: Kreis Sigmaringen. W. Speemann, Stuttgart 1948.
Commons: Walbertsweiler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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