Vetropack
Die Vetropack Holding AG mit Unternehmenszentrale in Bülach und rechtlichem Sitz in Saint-Prex ist ein international tätiger Schweizer Verpackungsglashersteller für die Getränke und Nahrungsmittelindustrie. Die Vetropack-Gruppe beschäftigt rund 3'800 Mitarbeitende und erwirtschaftet 2020 einen Umsatz von etwa 660 Millionen Schweizer Franken. Das Unternehmen ist an der Schweizer Börse SIX kotiert.[3]
Vetropack Holding AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0530235594 |
Gründung | 1911 |
Sitz | Bülach[1] Schweiz |
Leitung | |
Mitarbeiterzahl | 3882 |
Umsatz | 662.6 Mio. CHF |
Branche | Behälterglas |
Website | www.vetropack.com |
Tätigkeitsgebiet
Die Vetropack-Gruppe verfügt über neun Glaswerke mit insgesamt 20 Schmelzwannen, in denen Glasverpackungen für die Getränke- und Lebensmittelindustrie hergestellt werden. Sie bietet auch verschiedene damit zusammenhängende Dienstleistungen wie Beratung und Support im Bereich Verpackungsanalyse, Abfüll-, Konditionierungs- und Verschliesstechnik, Glasveredlung und Etikettierung.
Die neun Glaswerke der Unternehmensgruppe befinden sich in der Schweiz, in Österreich, in der Tschechischen Republik, in Kroatien, in der Slowakei, in der Ukraine, in Italien und in Moldawien.
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1911 von Henri Cornaz in Saint-Prex als Glashütte Verrerie S.A. gegründet. 1917 übernahm die Verrerie S.A. die Aktienmehrheit der im Jahre 1891 gegründeten Glashütte Bülach AG.
Das legendäre Einmachglas, das ab 1920 den Namen Bülach bis "in das hinterste Schweizer Dorf" bekannt machte, war aufgrund der Knappheit von Einmachgläsern im Ersten Weltkrieg vom Bund angeregt worden.[4]
Mit der 1959 erfolgten Übernahme des Handelshauses Müller + Krempel AG als Besitzerin der Glashütte Wauwil gewann die Verrerie S.A. die führende Marktstellung für Verpackungsglas in der Schweiz.
1966 wurde für die bis anhin im Markt selbständig agierenden drei Glaswerke in Saint-Prex, Bülach und Wauwil die Vetropack AG mit Sitz in Bülach als zentrale Verkaufs- und Managementgesellschaft gegründet und gleichzeitig das gemeinsame Vetropack-Logo als Markenzeichen eingeführt. 1969 gab sich die Unternehmensgruppe mit der Gründung der Vetropack Holding AG eine Holdingstruktur.
Um das vermehrt anfallende Altglas in den eigenen Glaswerken sinnvoll wiederzuverwerten, organisierte Vetropack 1974 in der Schweiz das flächendeckende Einsammeln von Altglas und gründete hierzu als Betriebsgesellschaft die Vetro-Recycling AG.
Aufgrund der Marktsättigung für Glasverpackungen diversifizierte Vetropack in Kunststoffverpackungen und übernahm 1981 die Wirth-Plast AG und 1985 die Afex Folien AG. 1986 wurde die Produktion von PET-Flaschen aufgenommen (Claropac) und mit der Übernahme der Femit im Jahre 1987 auf Kunststoffverpackungen für Pharma und Kosmetik ausgeweitet. 1993 wurde der Folienbereich verkauft. 1996 trennte sich Vetropack im Zuge der geografischen Expansion wegen der anhaltenden Verluste von der PET-Flaschenproduktion, und konzentrierte sich auf das Kerngeschäft.[5]
In der Zwischenzeit expandierte das Unternehmen in das europäische Ausland und übernahm 1986 das Glaswerk Pöchlarn in Österreich, 1991 das Glaswerk Moravia Glass in Tschechien, 1993 die Lutzky Glas in Österreich, 1996 die Glashütte Straža in Hum na Sutli in Kroatien, 2002 die Verpackungsglashütte Skloobal in der Slowakei und 2006 das Glaswerk Gostomel Glass Factory in der Ukraine.
Die Produktion in der Glashütte Bülach wurde Ende Februar 2002 nach 111 Jahren ihres Bestehens eingestellt.[6] Als Ursache der Betriebsschliessung galt der Preisverfall, bedingt durch die Internationalisierung der Absatzmärkte, sowie das generell hohe Kostenniveau in der Schweiz. Die Versorgung des Schweizer Marktes erfolgt aus dem Produktionswerk in Saint-Prex sowie den Vetropack Werken in Österreich.
Vetrorecycling
Vetrorecycling[7] ist der Geschäftsbereich der Vetropack, der das gesamte Glas-Recycling übernimmt. Die Abteilung Vetrorecycling trägt zu etwa einem Drittel zur Gesamt-Sammelmenge der Schweiz bei (110'371 Tonnen von 345'443 Tonnen Altglas 2010),[8] und ist damit der grösste Glasrecycler der Schweiz. Die Abwicklung der Kosten des Recyclings erfolgt über die VetroSwiss (CCC AG), dem schweizerischen Beauftragten für die vorgezogene Entsorgungsgebühr.
Die Glasabfälle können zu einem Gutteil in der firmeneigenen Schmelzhütte St-Prex wiederverwertet werden.
2009 wird die Vetro-Recycling AG mit der Schweizer Tochtergesellschaft Vetropack AG fusioniert und als eigenständige Abteilung weitergeführt.
Vetropack Austria
Die österreichische Tochter besteht aus der operativen Vetropack Austria Holding AG[9] und der Vetropack Austria GmbH.[9] Sie gehört zu den führenden Behälterglas-Herstellern Europs.[10] Sie betreibt zwei Glaswerke:
- Das Glaswerk in Pöchlarn, Niederösterreich (gegr. 1979 von Stölzle Oberglas, übernommen 1986)[10] verfügt in zwei Schmelzöfen über eine Ofenkapazität von insgesamt 470 t/Tag.
- Das Lutzkyglas-Stammwerk in Kremsmünster, Oberösterreich (gegr. 1949, übernommen 1993)[11] kommt mit
Vetropack Austria betreibt drei Schmelzöfen auf eine Kapazität von 570 t/Tag.
Vetropack Austria beschäftigte im Jahr 2020 709 Mitarbeiter, der Jahresumsatz betrug 203,5 Mio. €.[12]
Außerdem hält Vetropack einen 50-%-Anteil an der Austria Glas Recycling GmbH, die das gesamte Recycling von Verpackungsglas managt, und eine Branchenrecyclinggesellschaft im österreichischen Recyclingverbund Altstoff Recycling Austria (ARA) ist.
Literatur
- Fabienne Abetel-Béguelin: Vetropack. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Karl Lüönd: Zeitgeist im Glas. In 100 Jahren von der Verrerie de St-Prex zu Vetropack. Ein dynamisches Schweizer Familienunternehmen im Wandel von Technik, Markt und Umwelt. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2011, ISBN 978-3-03823-705-1.
Film
- Vetropack – aus dem Leben eines Allwegglases. Auftragsfilm von Gaudenz Meili mit Musik von Bruno Spoerri, Zürich 1982
Weblinks
Einzelnachweise
- Vetropack Holding AG: Geschäftsbericht und Vergütungsbericht 2016. Bülach 2017, S. 90.
- Organisation. In: www.vetropack.com. Abgerufen am 7. September 2019.
- Vetropack Holding AG: Geschäftsbericht und Vergütungsbericht 2016. Bülach 2017, S. 5, 44, 54, 90.
- Beschrieb Bülachglas des Museums für Gestaltung, Zürich
- Zehn Jahre erfolglos. In: Handelszeitung. Nr. 12/96, 21. März 1996 (Artikel online, schweizerversicherung.ch).
- Ofen in der Glashütte Bülach gelöscht, NZZ, 25. Februar 2002
- Vetrorecycling
- Glasrecycling 2010: Sehr gutes Resultat für die Schweiz, vetrorecycling.ch → News, 15. August 2011, abgerufen 27. März 2012
- Vetropack Austria Holding Aktiengesellschaft, Firmenbuchdaten, Creditreform/firmenabc.at
- Gerhard A. Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte, Technik, Architektur. Böhlau Verlag Wien, 2006, Pöchlarn, S. 548 f, ISBN 978-320577460-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- Lutzkyglas Ges.m.b.H. (Hrsg.): Lutzky-Glas 1924-1984. Kremsmünster 1984. 41 S. sowie Jahre Lutzkyglas 1924-1989. Kremsmünster 1989. O. Pag. (Gegründet 1924 in Wien-Floridsdorf, seit 1949 in Kremsmünster).
- Kennzahlen. Abgerufen am 28. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).