Altstoff Recycling Austria
Die Altstoff Recycling Austria (ARA) ist ein österreichisches Sammel- und Verwertungsunternehmen für Verpackungen, die im Eigentum nationaler Unternehmen steht. Die Eigentümer, die auch gleichzeitig Kunden sind, haben die ARA 1993 als Non-Profit-Organisation gegründet. Über die eigene Tarifgestaltung fließen Einsparungen an die Kunden zurück. Die ARA führt mehr als 90 % der gesammelten Verpackungen der Verwertung in Österreich zu und bietet auf diesem Weg der heimischen Industrie einen geschlossenen Rohstoffkreislauf. Die ARA übernimmt Verantwortung für Österreichs Umwelt, hat sich freiwillig zu ethischem Verhalten verpflichtet und ist Mitglied der ARGE proEthik. Die ARA Gruppe setzt sich aus ARA, ARAplus, ARES, Austria Glas Recycling, ERA, NetMan, Ökobox, DiGiDo[3] sowie der Initiative „Reinwerfen statt Wegwerfen“ zusammen und bietet umfassende Leistungen aus einer Hand. Die ARA steht – wie alle Sammel- und Verwertungssysteme – unter behördlicher Aufsicht des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW, Lebensministerium). Sie vertritt in Österreich das System Grüner Punkt (hier: Der Punkt).[4]
Altstoff Recycling Austria (ARA) | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1993 (Rechtsform)[1] |
Sitz | Wien 6, Mariahilfer Straße 123 |
Leitung | Vorstand: Christoph Scharff, Werner Knausz |
Mitarbeiterzahl | 89[2] |
Umsatz | 132,7 Mio. € (Lizenzeinnahmen)[2] |
Branche | Verpackungsrecycling |
Website | www.ara.at |
Geschichte und Organisation
Gegründet wurde die Altstoff Recycling Austria 1993 von der österreichischen Wirtschaft, die durch die Verpackungsverordnung (VVO) verpflichtet worden war, für die Erfassung und Verwertung sämtlicher in Verkehr gesetzter Verpackungen Sorge zu tragen. Rechtsgrundlage dafür ist das Abfallwirtschaftsgesetz (AWG).[5] Die Verpackungsverordnung konkretisiert die Pflichten für die Hersteller, Importeure, Abpacker, Abfüller und Vertreiber von Verpackungen sowie für Sammel- und Verwertungssysteme, etwa durch Festlegung von Zielen für die Erfassung und die stoffliche Verwertung.[6]
Die ARA ist das gemäß § 29 AWG per Bescheid genehmigte Sammel- und Verwertungssystem für im Haushalts- und Gewerbebereich anfallende Packstoffe aus Kunststoff, Holz, textilen Faserstoffen, Keramik, biogenen Packstoffen und Metall, Papier, Karton, Pappe und Wellpappe sowie Materialverbunden.[7] Für Glasverpackungen ist die Austria Glas Recycling GmbH Systembetreiber gemäß § 29 AWG.
Die ARA AG finanziert die ordnungsgemäße Sammlung, Sortierung und Verwertung gebrauchter Verpackungen aus den Lizenzentgelten ihrer Kunden. Die Lizenztarife werden getrennt für den Haushalts- und Gewerbebereich und für jede Tarifkategorie nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kalkuliert. Sie richten sich im Sinne der Kostenwahrheit nach dem Aufwand, den die einzelnen Packstoffe im Sammel- und Verwertungskreislauf verursachen. Das Lizenzentgelt ist letztlich von der lizenzierten Menge sowie den spezifischen Materialien der lizenzierten Verpackungen abhängig.
Die ARA wird als Aktiengesellschaft privatwirtschaftlich geführt. Hauptaktionär ist der Altstoff Recycling Austria Verein. Mitglied dieses Vereins kann jedes Unternehmen werden, das Verpackungen herstellt, importiert oder verpackte Waren vertreibt. Ausgenommen sind Unternehmen der Entsorgungsbranche.[8] Der Verein besteht aus drei Kurien, um den Ausgleich zwischen den drei Interessengruppen – Verpackungshersteller, Abfüller/Abpacker/Importeure und Handel – zu gewährleisten.
Jahr | Erfassung in t | Verwertung in t | Lizenz- einnahmen in Mio. € | Lizenz- kosten in € pro t | Sammelbehälter | Mitarbeiter |
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2010 | 835.146 | 784.751 | 179,8 | 146 | 1.463.750 | 81 |
2011 | 834.304 | 782.196 | 158,4 | 129 | 1.493.638 | 80 |
2012 | 829.607 | 778.240 | 144,2 | 126 | 1.540.123 | 82 |
2013 | 835.465 | 782.781 | 135,8 | 126 | 1.607.817 | 82 |
2014 | 844.948 | 805.142 | 132,7 | 123 | 1.649.366 | 89 |
- Quelle: ARA/Quality Austria[2]
Die Kontrolle obliegt einem vom Umweltministerium bestellten Expertengremium, das aus einem Wirtschaftstreuhänder, einem abfallwirtschaftlichen Sachverständigen und einem Rechtsexperten gebildet wird. Diese überwachen die Einhaltung der grundlegenden Leitlinien der ARA und der rechtlichen Rahmenbedingungen.[9]
ARA Gruppe
Die ARA Gruppe steht für umfassende Leistungen aus einer Hand: ARAplus ist die Servicemarke der ARA Gruppe. Sie bietet das gesamte Dienstleistungsangebot der ARA Gruppe sowie individuelle Serviceleistungen und Lösungen rund um die Verpackungsverordnung. Mit ihrem One-stop-shop-Konzept ist die ARAplus vor allem für Unternehmen interessant, die mehr als die reine Entpflichtung wahrnehmen und bestimmte Leistungen auslagern möchten. ARES bietet maßgeschneiderte Entsorgungslösungen für Gewerbe und Industrie. Austria Glas Recycling organisiert die Sammlung und Verwertung von Glasverpackungen im ARA System. ERA ist der Recycling-Spezialist für Elektroaltgeräte und Batterien. Öko-Box[10] liefert Datenkommunikations- und Informationsmanagementlösungen, speziell für die Abfallwirtschaft. Ökobox kümmert sich um die Sammlung von Getränkekartons sowie deren sinnvolles Recycling. Und die Initiative „Reinwerfen statt Wegwerfen“ unterstützt im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verringerung von Littering.
Aufgaben
Die ARA organisiert seit 1993 die Verpackungssammlung aus privaten Haushalten und Betrieben in ganz Österreich, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Städten, Abfallwirtschaftsverbänden, privaten und kommunalen Entsorgungsunternehmen, regionalen Experten und anderen Organisationen der Mülltrennung.[11] In den ersten 20 Jahren ab der Gründung wurde viel erreicht:
- 1.600.000 Sammelbehälter stehen den Österreicherinnen und Österreichern für die getrennte Verpackungssammlung zur Verfügung. Zum Vergleich: 1994 waren es nur halb so viele. Heute haben schon vier von fünf Häusern eine bequeme Sammlung ab Haus.
- Rund 9 Millionen Tonnen CO2 wurden in den letzten 20 Jahren durch das ARA Verpackungsrecycling eingespart. Das entspricht den Treibhausgasemissionen von fast 43 Milliarden PKW-Kilometern.
- Zu Beginn der 1990er Jahre wurden in Österreich 44 % der gebrauchten Verpackungen verwertet. 2013 kamen bereits 71 % als Recyclat wieder in den Kreislauf.
- Verpackungsrecycling high speed: Jede Sekunde werden in Österreich sechs Sammelbehälter entleert, Gelbe Säcke verladen oder Container abgeholt.
- Ein Zug gefüllt mit den von der ARA gesammelten Verpackungen würde entlang des Äquators einmal rund um die Erde reichen.
Daneben ist Abfallvermeidung ein Hauptanliegen der ARA. Dazu initiierte die ARA etwa schon 2003 den Lehrstuhl für Ressourcenmanagement an der Technischen Universität Wien.[12] Regelmäßige Veranstaltungen (ARA-Lectures)[13] fanden im Center for Sustainable Technology (CST) der TU Wien statt.[14]
Die Förderungsinitiative Abfallvermeidung unterstützt betriebliche Investitionen zu dauerhafter Abfallvermeidung. Insgesamt hat die ARA rund 4,5 Millionen Euro in Abfallvermeidung investiert und damit mehr als 350 Projekte im modernen Ressourcenmanagement unterstützt.[15]
Die ARA betreut die Öffentlichkeitsarbeit zur richtigen Verpackungssammlung.[2] Die Erfolge dieser Arbeit sind groß – Österreich nimmt im europäischen Vergleich eine Spitzenstellung ein. Eine Studie der Europäischen Kommission bescheinigt Österreich in 16 von 18 Kategorien die höchste Punktezahl.[16] Im Umweltbericht 2015 der European Environment Agency rangiert Österreich hinsichtlich der Recyclingquote auf dem zweiten Platz hinter Deutschland.[17]
Außerdem arbeitet die ARA seit 1993 mit Abfallberatern zusammen, die die Konsumenten über die getrennte Verpackungssammlung informieren. Die Abfallberater werden von der ARA mitfinanziert. Sie sind im Verband Abfallberatung Österreich (VABÖ)[18] organisiert.
Publikationen
- TRENNT – Das Magazin der ARA AG (Archiv, ara.at)
Siehe auch
- PRO EUROPE (Dachorganisation der europäischen Sammel- und Verwertungssysteme)
- Grüner Punkt (Deutschland)
- Swiss Recycling (Schweiz)
Literatur
- Altstoff Recycling Austria AG: Leistungsreport. Jahresberichte 2005 ff (Download PDF, ara.at)
Einzelnachweise
- Altstoff Recycling Austria AG, Firmenbuchdaten
- ARA-Leistungsreport 2014. (PDF) In: ara.at. Archiviert vom Original am 14. Juli 2015; abgerufen am 5. Januar 2021.
- DiGiDO. Abgerufen am 5. Februar 2018.
- Der Punkt (Memento vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive)
- Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- Packstoffe im Sinne dieser Verordnung sind folgende Erzeugnisse, aus denen unmittelbar Packmittel oder Packhilfsmittel hergestellt werden: 1. Papier, Karton, Pappe und Wellpappe; 2. Glas; 3. Holz; 4. Keramik; 5. Metalle; 6. textile Faserstoffe; 7. Kunststoffe; 8. Materialverbunde; 9. sonstige Packstoffe, insbesondere auf biologischer Basis. Begriffsbestimmungen § 2. Z. 6 VerpackVO 1996.
- Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- Eigentümer der ARA AG (Memento vom 21. März 2012 im Internet Archive)
- Rechtliche Rahmenbedingungen (Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive)
- Öko-Box. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 5. Januar 2021. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Partner der ARA (Memento vom 22. März 2012 im Internet Archive)
- Institut für Wassergüte und Ressourcenmanagement. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- ARA Lectures (Memento vom 8. April 2012 im Internet Archive)
- Center for Sustainable Technology
- Abfallvermeidung (Memento vom 21. März 2012 im Internet Archive)
- Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Studie der Europäischen Kommission (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- SOER 2015, The european environment - state and outlook 2015. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- VABÖ