Vestischer Höhenrücken
Der Vestische Höhenrücken ist ein flachwelliger, maximal 113 m über NN hoher und damit seine umgebenden Flusstäler um rund 60 bis 70 m überragender Höhenzug im nördlichen Ruhrgebiet. Er ist naturräumlich Teil der Haupteinheit Emscherland und erhebt sich zwischen dem Übergang des Dortmund-Ems-Kanals in den Rhein-Herne-Kanal im Osten, der Emscher im Süden, der Boye im Südwesten bis Westen, dem Schölsbach im Nordwesten, der Lippe im Norden und dem Sickingmühlenbach und dessen Quelllauf Silvertbach im Nordosten. Emscher, Boye und Lippe fließen in einiger Entfernung.
Vestischer Höhenrücken | ||
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Höchster Gipfel | Fritzberg (113 m ü. NN) | |
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Koordinaten | 51° 37′ N, 7° 14′ O |
Der Vestische Höhenrücken liegt größtenteils im Kreis Recklinghausen und bildet das Kernland des ehemaligen Vestes, aus dem der Kreis, mit einigen Grenzänderungen, hervorgegangen ist. An seiner Südflanke, im Norden des Ballungsraumes Ruhrgebiet, berührt er von Ost nach West die Kreisstadt Recklinghausen (ohne Südstadt), den Norden der Stadt Herten, die ehemalige Stadt Buer (heute Teil der Stadt Gelsenkirchen, ohne deren Süden) und den Norden der Stadt Gladbeck. Die Nordflanke umfasst neben dem größten Teil der Stadt Marl und dem Norden Buers (mit Hassel und Scholven) auch ländliche Gebiete.
Die höchsten künstlichen Erhebungen der Landschaft stellen heute die Kohlehalden dar, allen voran die Halde Oberscholven mit 201,8 m über NN. Die Letztere wird noch deutlich von den benachbarten, vom Bodenniveau aus 302 m hohen Schornsteinen überragt.
Naturräumliche Gliederung
Der Vestische Lößrücken gliedert sich wie folgt:[1]
- (zu 543 Emscherland)
- 543.0 Vestischer Höhenrücken (Recklinghäuser Landrücken)
- 543.00 Recklinghäuser Lößrücken → Kammlinie
- 543.01 Buerscher Höhenrücken → Kammlinie
- 543.02 Marler Flachwellen
- 543.0 Vestischer Höhenrücken (Recklinghäuser Landrücken)
Der Vestische Höhenrücken teilt sich auf in den bis 113 m über NN hohen Recklinghäuser Lößrücken um Recklinghausen im Osten, den bis 94 m über NN hohen Buerschen Höhenrücken bei und nordwestlich von Gelsenkirchen-Buer im Westen sowie die Marler Flachwellen um Marl im Norden.
Der Recklinghäuser Lößrücken zieht sich in Form eines nach Süden offenen Halbkreises vom Wasserturm auf dem Fritzberg (113 m) im Osten zum Wasserturm Herten-Scherlebeck (110 m), dicht der westlichen Stadtgrenze, um die Recklinghäuser Innenstadt. Er weist insgesamt einen höheren Lößanteil – Lößlehm, randlich auch Sandlöß – als die anderen Teillandschaften auf. Die natürliche Waldgesellschaft stellt der Rotbuchenwald dar, woran kleine Inseln, wie z. B. das Loh im Osten der Kreisstadt erinnern.
In Herten-Westerholt geht der Recklinghäuser Lößrücken nach Westen in den Buerschen Höhenrücken über, der auf der Löchterheide, im Osten der (ehemaligen) Kernstadt Buers, seinen Höhenschwerpunkt mit 94 m bereits im Südosten findet und nach Nordwesten hin sehr allmählich abflacht. Am Südrand sind noch inselartig im kleinen Naturschutzgebiet Im Deipen Gatt Reste des ursprünglichen Buchen-, Eichen-Hainbuchen- und Erlen-Eschen-Auwaldes erhalten.
Nach Nordwesten wird der Recklinghäuser Lößrücken von den flachwelligen, nur 50–85 m hohen Marler Flachwellen im Norden des Vestischen Höhenrückens um Marl zur Lippe hin abgedacht. Hier treten nur am Südrand vereinzelt noch Sandlöß-Inseln auf. Die Flächen der Geländewellen werden landwirtschaftlich genutzt, die etwa 10 Meter tiefer liegenden Bachtäler neigen zur Versumpfung und dienen als Weideland.
Kammlinie
Der naturräumlichen Gliederung analog teilt sich die Kammlinie, die gleichzeitig die Wasserscheide zwischen Emscher und Lippe darstellt, in einen östlichen Teil, der sich um die Recklinghäuser Innenstadt zieht, und einen westlichen Teil, der von Gelsenkirchen-Buer aus nach Nordwesten ausläuft.
Recklinghäuser Lößrücken
Im Osten beginnt die Kammlinie des Höhenrückens bei Datteln-Meckinghoven. Unmittelbar östlich passiert das Verbindungsstück zwischen dem Rhein-Herne-Kanal und dem Dortmund-Ems-Kanal auf 56,6 m, auf das von Südosten der Stichkanal vom Hafen Dortmund in etwa 70 m Höhe stößt, welches auszugleichen Aufgabe der Schleuse Henrichenburg ist. Südlich Horneburgs erreichen die Randhöhen des Rückens (Lohkamp) hier 78,8 m. Die Kammlinie verläuft, bei zunächst je nur leichtem Anstieg, in Richtung Südwesten und folgt in etwa der Straße Hochfeld zwischen Horneburg und Suderwich.
Erst auf Recklinghäuser Stadtgebiet, kurz vor Erreichen der Verbindungslinie zwischen Essel im Norden und Suderwich im Süden, wendet sich der Kamm nach Westnordwest bei kurzzeitig stärkerem Anstieg. In Querrichtung, zwischen den beiden genannten Recklinghäuser Ortsteilen, nimmt der Kamm eine Rippenform an und erhebt sich insbesondere vergleichsweise steil zu beiden Ortsteilen. So steigt das Gelände z. B. von Essel bis zum Anfang des Lohwegs auf 500 Metern waagerechter Strecke von 80 auf 100 m (4 % Steigung). Hier verläuft also auch die Nordflanke vergleichsweise steil, was weiter westlich der zur Emscher weisenden Südflanke vorbehalten bleibt.
Auf den in etwa dem Lohweg folgenden 2 Kilometern zum Fritzberg steigt der Kamm nach Westnordwesten nur noch auf 114 m an, was etwa 0,7 % entspricht.
Erstaunlich für die hiesige Höhenlage ist die Fernsicht nach Südosten und Süden über das Ardeygebirge hinweg bis zur knapp 50 km entfernten, bis 546 m hohen Iserlohner Höhe (siehe nebenstehendes Bild, unmittelbar hinter dem Kraftwerk Knepper) und darüber hinaus; bei optimaler Sicht können auch um 90 km entfernte Einzelberge des Rothaargebirges ausgemacht werden.
Am höchsten Punkt des Rückens steht der alte Wasserturm Recklinghausen, 150 m südwestlich davon der 90 m hohe Fernmeldeturm auf fast gleicher Höhe. Der Höhenweg fällt südlich des Fernmeldeturmes auf nur 250 Metern um 20 m von 105 m auf 85 m (8 % Gefälle) zum Wohngebiet Quellberg, wo das Gelände nach Südwesten bis zum Hellbach an der Eisenbahntrasse noch weiter zunächst steiler, dann sanft bis auf 60 m absinkt (durchschnittlich 25 m auf 1,2 km, also rund 2 %). Vom Funkturm zur Innenstadt hin nach Westen fällt das Gelände auf gut 1,5 km auf etwa 70 m (durchschnittlich 2,7 %).
Die Kammlinie umkreist nunmehr die Innenstadt nördlich, wobei das Gelände immer über 93 m bleibt (Sportplatz Lange Wanne: 93,6 m), bis die Bahntrasse die Wasserscheide auf etwa 85 m kreuzt. Am Nordrand des Nordfriedhofes werden wieder 100 m erreicht, westlich des Stadtgartens, zwischen der Sternwarte und dem Knappschaftskrankenhaus, am Stübbenberg, werden fast wieder Fritzberghöhen erreicht: Unmittelbar südöstlich der Kreuzung der Dorstener Straße mit Zeppelinstraße und Westring (Einmünden in die B225) sind es 110,8 m.[2] Weiter südwestlich erreicht das Gelände unmittelbar nordwestlich der Wassertürme (Herten-Scherlebeck, unmittelbar westlich der Stadtgrenze) nochmals um 108 m.[3] Weiter nach Südwesten bleibt der Kamm bis zur Anhöhe unmittelbar südlich der Westerholter Straße, im Norden des Stadtteils Paschenberg (101 m) über 98 m. Im Stadtteil Paschenberg nimmt nach Süden die Höhe innerhalb von 440 m Strecke von 90 m auf 60 m an der Bahntrasse ab (7 % Gefälle), schließlich westlich des Schlosses Herten auf unter 50 m. Dieser Hang ist Namensgeber von Paschenberg. Das Feld im Westen des Stadtteils hat den Flurnamen Ebbelicher Berg und liegt auf dem Gebiet der früheren Bauerschaft Ebbelich, deren Wohnplatz im Westen des Stadtteils Mitte liegt.
Der Kamm indes läuft demgegenüber in westsüdwestliche Richtung bis zum Ortsteil Westerholt aus, wo er unmittelbar östlich der Kirche seine Scharte auf etwa 71 m erreicht. Hier ist die westliche Nahtstelle zum Buerschen Höhenrücken.[4][5]
Buerscher Höhenrücken
Von Westerholt aus steigt der Rücken nach Südsüdwesten wieder an, um auf der Löchterheide im Osten (Gelsenkirchen-)Buers 94,3 m zu erreichen, an der Einmündung der Westerholter Straße in den Ostring sind es noch 94,0 m. Im Süden Buers fällt dabei der Hang nach Süden innerhalb von nur 250 Metern von 80 auf 60 m über NN (8 % Gefälle). 5 km südsüdwestlich der erwähnten Kreuzung liegt der Wasserspiegel des niedrigeren Beckens am Hafen Gelsenkirchen auf nur 29 m über NN und damit 65 m tiefer als der Rücken.
Der fortan durchgehend nach Westnordwesten verlaufende Kamm fällt in Kammrichtung zunächst wieder, erreicht aber im Westen der Bülser Straße im Nordosten Gladbecks wieder 82,6 m. Weiter in jene Richtung werden 70 m kurzzeitig unterschritten, an der Nordwestgrenze des Ortsteiles Zweckel zu Bottrop-Kirchhellen bleibt der Kamm schließlich nur knapp über 60 m. Unmittelbar östlich des Kernortes Kirchhellens werden noch einmal 75,2 m erreicht, bis die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Trasse der A 31 auf nur etwa 55 m den Naturraum nach Westen begrenzt.[6][7]
Fließgewässer
Der Vestische Höhenrücken wird, im Uhrzeigersinn, beginnend im Südosten, von den folgenden Flüssen und Bächen entwässert:[6]
- zur Emscher
- Hellbach (Recklinghausen)
- Resser Bach (RE-Hochlar und Herten-Disteln, zum Holzbach)
- Holzbach (Herten-Westerholt)
- Börnchenbach (Osten Gelsenkirchen-Buers)
- Lanferbach (Süden Buers)
- linke Boye-Zuflüsse
- Wittringer Mühlenbach (Osten und Süden Gladbecks)
- Haarbach (Gladbeck)
- Brabecker Mühlenbach (Nordosten Gladbecks)
- zur Lippe
- Mühlenbach (über Schölsbach zum Rapphoffs Mühlenbach, äußerster Norden Gladbecks)
- Picksmühlenbach (zum Rapphoffs Mühlenbach, Gelsenkirchen-Hassel)
- Rapphoffs Mühlenbach (Herten-Bertlich)
- Weierbach (Marl)
- linke Sickingmühlenbach/Silvertbach-Zuflüsse
- Loemühlenbach (Marl-Drewer)
Der Rapphoffs Mühlenbach bildet die Trennlinie zwischen Buerschem Höhenrücken und Marler Flachwellen im Nordwesten; ihm südöstlich gegenüber entspringt der Holzbach im südöstlichen Sattelgebiet zwischen Recklinglauser und Buerschem Rücken.
Einzelnachweise
- Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 95/96 – Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Einheiten auf 543.0 im Osten des Blattes) – Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg → Karte (PDF, 7 MB)
- Digitales Geländemodell
- Die die Grundkarte zeigt hier nur die 107 m-Linie an und einen Punkt auf 107,5 m, das digitale Geländemodell zeigt nur die 107er Linie an.
- Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise), – Gewässerstationierung, Grundkarte 1:5.000 und Neuaufnahme 1891–1912 zuschaltbar
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise) – im Kartendienst Schutzgebiete sind Gemeindegrenzen zuschaltbar
- Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise),
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
Weblinks
- Naturraumkarten aus den Einzelblättern 1:200.000 des Bundesinstituts für Landeskunde – relevant sind hier alle auf "543.0" beginnenden Einheiten auf Blatt 95/96 – Kleve/Wesel (Osten)
- Berechnetes 360°-Panorama (U. Deuschle; Hinweise) vom Dach des Wasserturms auf dem Fritzberg (ca. 134 m ü. NHN)