Verdrängungsreaktion

Eine Verdrängungsreaktion ist eine chemische Reaktion, bei der ein Stoff aus einem anderen verdrängt wird. Im engeren Sinne bezieht sich diese Bezeichnung vorwiegend auf Säure-Base-Reaktionen: Im Allgemeinen verdrängt die stärkere Säure (beziehungsweise Base) die schwächere Säure (beziehungsweise Base) aus deren Salz. Allerdings kann auch eine schwächere, nicht- oder schwerflüchtige Säure (oder Base) eine leichtflüchtige stärkere Säure (oder Base) aus ihrem Salz verdrängen, da es sich hierbei um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, bei der eine evtl. flüchtige Komponente ständig aus dem Gleichgewicht entfernt wird.

Die Reaktion beruht darauf, d​ass das Löslichkeitsprodukt m​it einer starken Säure/Base i. d. R. niedriger ist, a​ls jenes b​ei Salzverbindung m​it einer Schwachen Säure/Base.[1]

Beispiele: Bei der Nachweisreaktion für Acetate wird die schwache Essigsäure durch starke Säuren wie Schwefelsäure aus ihren Salzen verdrängt:

Acetat wird durch Hydrogensulfat protoniert. Es entsteht Essigsäure und Sulfat.

Die starke Säure Schwefelsäure s​etzt so a​uch aus Sulfiten Schwefeldioxid bzw. Schweflige Säure u​nd aus Chloriden Chlorwasserstoff bzw. Salzsäure a​ls die jeweils schwächere Säure frei. Konzentrierte Chlorwasserstoffsäure s​etzt nach d​em gleichen Verdrängungsprinzip a​us Sulfiden Schwefelwasserstoff u​nd aus Cyaniden Cyanwasserstoff frei. Ätznatron a​ls starke Base s​etzt aus Aminen u​nd Ammoniumverbindungen d​ie schwache Base Ammoniak frei.

Verdrängungsreaktionen kommen auch in anderen Bereichen der Chemie vor – so z. B. bei Komplexbildungsreaktionen durch Ligandenaustausch (der „stärkere“ Komplexbildner verdrängt den Schwächeren) sowie auch bei Adsorptions- und Desorptionsvorgängen. Adsorption ist die Anlagerung des Sorptivs an die Oberfläche des Sorbens – ein reversibler Gleichgewichtsprozess, der durch Konzentrationsänderungen, Temperatur oder Verdrängungsreaktionen beeinflusst und verschoben werden kann. Als Absorption bezeichnet man die irreversible Bindung, Aufnahme oder Einlagerung des Sorptivs an, durch oder in das Sorbens. Desorption ist der gegenläufige Prozess, d. h. die Ablösung adsorbierter Stoffe vom Sorbenten: Sie werden verdrängt.

Einzelnachweise

  1. Holleman, Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage, 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 216.
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