Vareler Nebenbahnen
Als Vareler Nebenbahnen bezeichnet man ein Netz von Eisenbahnstrecken in Deutschland rund um die Stadt Varel am Jadebusen. Es handelt sich dabei ausschließlich um normalspurige Nebenbahnen, die zwischen 1893 und 1896 eröffnet wurden. Keine von ihnen wird heute mehr befahren, und fast alle Strecken sind komplett abgebaut.
Varel–Neuenburg (Oldb) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer: | 1532 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke: | 221 m (1944), 199n (1935) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Vorgeschichte
Die Stadt Varel war bereits im Jahr 1867 durch die Hauptstrecke Wilhelmshaven (damals: Heppens) – Oldenburg an das Eisenbahnnetz der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn (GOE) angebunden worden.
In den Folgejahren wurden die Stimmen lauter, die auch eine Anbindung der westlich Varels gelegenen Friesischen Wehde forderten. Grund hierfür waren unter anderem die Textil- und Klinkerindustrie sowie die Landwirte, deren Erzeugnisse über etliche Kilometer mühsam mit Fuhrwerken zum nächsten Bahnhof gebracht werden mussten. Zwar hatte Bockhorn damals in Ellenserdamm bereits einen Bahnhof an der Hauptstrecke nach Wilhelmshaven, jedoch lag dieser Bahnhof fünf Kilometer vom Ort entfernt und war somit recht unattraktiv.
Auch benötigten die schnell wachsenden Dörfer Zetel, Bockhorn und Neuenburg (Oldb) eine Verbindung in den von Preußen 1854 gegründeten Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Anfang der 1890er Jahre begannen schließlich die Bauarbeiten, und 1896 war mit dem Anschluss Neuenburgs das Netz der Vareler Nebenbahnen vollständig.
Strecken
Bahnstrecke Varel–Neuenburg (Oldb)
mit den Stichstrecken zum Vareler Hafen und nach Bramloge
Streckenverlauf | Länge (km) | Eröffnung[1] | Stilllegung PV | Stilllegung GV | Zustand |
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Varel–Vareler Hafen | 1,60 | 15. Mai 1893 | nur GV | 1992 | Abgerissen; Bahndamm teilweise zum Fußweg umgebaut; am Hafen noch Gleisreste |
Varel–Langendamm-Borgstede | 4,00 | 1. Januar 1893 | 23. Mai 1954 | Varel–Varel West: 31. Dezember 2002; Varel West–Langendamm: 1. März 1998; Langendamm–Borgstede: 1. Juni 1997; |
Strecke bis Kartonfabrik noch vorhanden; restliche Strecke abgerissen; Verbindungsweiche in Varel ausgebaut; Bahnhof Borgstede gut erhalten, Bahnhofsgelände Langendamm jetzt Mc Donald's |
Borgstede–Bramloge | 3,63 | 1. Januar 1893 | 23. Mai 1954 | Borgstede–Bramloge: 25. September 1966, bis 1992 Bahnhofsgleis | Bahndamm zwischen Borgstede und Bramloge Wanderweg |
Borgstede–Bockhorn | 7,00 | 1. Dezember 1893 | 23. Mai 1954 | Borgstede–Rahling: 1. Juni 1997; Rahling–Bockhorn: 31. Dezember 1991 | Abgerissen 2002; in Bockhorn teilweise überbaut; noch Gleisreste in Bahnübergängen |
Bockhorn–Zetel | 3,63 | 10. Mai 1894 | 23. Mai 1954 | 31. Dezember 1991 | Abgerissen 2002; Bahndamm 2009 zum Wanderweg umgebaut; Umgehungsstraße auf Bahnhofsgelände Bockhorn; Neubaugebiet auf Bahnhofsgelände Zetel |
Zetel–Neuenburg (Oldb) | 4,37 | 1. April 1896 | 23. Mai 1954 | 31. Dezember 1991 | Abgerissen 2002; in Zetel größtenteils überbaut; Bahndamm zum Teil zum Wanderweg umgebaut; Bahnhofsgebäude in Neuenburg (Oldb) und Zetel gut erhalten; in Neuenburg (Oldb) Gleise und ein alter Eisenbahnwaggon. |
Bahnstrecke Ellenserdamm–Ocholt
Streckenverlauf | Länge (km) | Eröffnung[2] | Stilllegung PV | Stilllegung GV | Zustand |
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Ellenserdamm–Ellenserdammersiel | 1,40 | 15. April 1894 | nur GV | 10. August 1926 | Abgerissen; keine Spuren mehr sichtbar |
Ellenserdamm–Bockhorn | 5,42 | 1. Januar 1893 | 23. Mai 1954 | 23. Mai 1954 | Abgerissen, Bahndamm zwischen Bockhorn und Steinhausen noch erkennbar |
Bockhorn–Grabstede | 2,88 | 1. November 1893 | 23. Mai 1954 | 31. Dezember 1991 | Abgerissen; Bahndamm südlich B 437 vorhanden |
Die Strecken Varel–Rodenkirchen (1913 eröffnet) und Grabstede–Westerstede–Ocholt (1904/05 eröffnet), werden aufgrund des späteren Baus nicht zu den Vareler Nebenbahnen gezählt. Der letzte Streckenteil Varel – Diekmannshausen wurde 1994 abgebaut. Auf dem letzten vorhandenen Teilstück Westerstede-Ocholt – Westerstede-Stadt besteht Draisinenverkehr.
Entwicklung
Der Güter- und Personenverkehr entwickelten sich nach der Eröffnung der Strecken positiv. Klinker, Textilien und landwirtschaftliche Produkte wurden auf den zahlreichen Stationen in großem Umfang verladen. Arbeiter nutzten die Personenzüge von Neuenburg (Oldb) über Bockhorn nach Wilhelmshaven. Wenige Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wiesen die Strecken teilweise eine für Nebenbahnen erstaunlich hohe Zugdichte auf.
Nach dem Krieg erlebten die Vareler Nebenbahnen noch eine kurze Blüte, bis Anfang der 50er Jahre die Konkurrenz durch Busse und Autos stärker wurde. Verstärkt wurde der Niedergang durch die langen Fahrzeiten, da Schienen und Gleisbett vielerorts zuletzt in den 20er Jahren überarbeitet worden und somit ausbesserungsbedürftig waren. Bis 1960 war der Personenverkehr auf dem gesamten Netz eingestellt. Der Güterverkehr spielte durch die Bedienung zahlreicher Klinkerwerke und Genossenschaften sowie einer Kartonfabrik und eines Militäranschlusses in Varel noch längere Zeit eine bedeutende Rolle und wurde erst zwischen 1992 und 2002 in mehreren Schritten stillgelegt.
Einzelnachweise
- Lioba Meyer: Ganz ohne Eile. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.) 1867 - 1920. Stadtmuseum Oldenburg, 1992. ISBN 3-89442-127-4.
- Lioba Meyer: Ganz ohne Eile. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn (G.O.E.) 1867 - 1920. Stadtmuseum Oldenburg, 1992. ISBN 3-89442-127-4.