Utz Podzeit
Utz Podzeit (* 25. Jänner 1942 in Salzburg) ist ein österreichischer Indologe. Er ist emeritierter Universitätsdozent für Indologie am Institut für Asien-, Tibet- und Buddhakunde (vormals Indologie) der Universität Wien.
Leben
Podzeit wurde als Sohn des Werbegraphikers Theodor Paul und Hilde Podzeit, geb. Kurz-Thurn-Goldenstein geboren. Die Matura erfolgte am Akademischen Gymnasium Salzburg. Er studierte von 1961 bis 1965 am Mozarteum Oboe, Klavier und Orgel mit Abschluss im Fach Oboe und nahm als Oboist an Tourneen des Kammerorchesters Camerata Academica des Mozarteums unter der musikalischen Leitung von Bernhard Paumgartner teil. 1965 wechselte er zu einem Studium der Indologie (Sanskrit, Tamil, Hindi) sowie Theaterwissenschaft, Musikwissenschaft und Philosophie als Nebenfächer an die Universität Wien. Nach seinem Studium war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter des Institutes für Indologie der Universität Wien unter Gerhard Oberhammer. Lehraufträge für Sanskrit hatte Podzeit seit 1969 inne, 1972 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Von 1972 bis 1974 folgte ein Forschungsaufenthalt an der University of Madras (Government of India Scholarship).
Podzeit war seit 1985 Leiter der Fachbibliothek für Indologie der Universität Wien. Im Jahre 1997 erhielt er die Venia Legendi zum Universitätsdozenten. Forschungsgebiete waren Indische Religionsgeschichte, Indische Literatur (kavya), Handschriftenkunde und Wissenschaftsgeschichte. Die Forschung am Institut unter Gerhard Oberhammer – auch unter dem Aspekt des interreligiösen Dialogs der Religionen – führte zu Gastvorträgen u. a. von Karl Rahner und zum Austausch mit Franz König. Der Standortwechsel des Institutes mit der Gesamtfachbibliothek vom Neuen Institutsgebäude der Universität Wien (NIG) an das Campusareal des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses (nunmehr Universität Wien), erforderte eine Neuaufstellung/Archivierung, Verschlagwortung, Inventarisierung und Digitalisierung des gesamten Bestandes der Indologischen Fachbibliothek. Podzeit war als Leiter an der Digitalisierung des Bestandes der Fachbibliothek und in der Forschung im Rahmen der Sammlung de Nobili (SDN)[1] tätig.
Interreligiöser Dialog
Anfang der 1980er Jahre konvertierte Podzeit zur katholischen Kirche und ließ sich von Kardinal Groer in St. Augustin firmen. Über Paul Weß, die Auseinandersetzung mit dem Befreiungstheologen Leonardo Boff, entschied er sich für die Wiener Augustinerkirche, an der er im Rahmen als Pfarrgemeinderat in Gremien mit den Patres des Konventes in Dialog trat. Dieser Dialog manifestierte sich auch in ökumenischer Sichtweise: Martin Luther als Augustiner-Eremit. Vis a vis in der Dorotheergasse befindet sich die Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnis; er war Mitbegründer der bis heute bestehenden gemeinsamen Arbeitsgruppe Blickwinkel. Den Gründungsinitiatoren gehörten neben Podzeit u. a. Prior Johannes Steinbach, Albin Scheuch, Hermann Miklas, Mechthild Podzeit und Hans Jonke an.
Des Weiteren steht Podzeit im Dialog mit dem Judentum, z. B. auch aktiv im Mauthausen Komitee Österreich.
Privates
Podzeit war seit 1976 mit der Schriftstellerin Mechthild Podzeit-Lütjen verheiratet; der Ehe entstammen drei Kinder. Sein Bruder war der promovierte Archäologe Wulf Podzeit (1940–2009).[3]
Publikationen (Auswahl)
- The connection between Kamsa and Kalanemi. In: Kumarapuram Kunjunni Raja: Silver Jubilee Volume. Annals of Oriental Research University of Madras. University of Madras, 1975.[4]
- Duisternis uit het oosten. Goeroes, sekten en valse hoop als voorlopers van de antichrist. Mit einem Vorwort von W. J. Ouweneel, Übersetzt ins Niederländische von R. C.Vink. Medema, Vaassen 1982, ISBN 90-6353-123-0.
- Seelenwanderung oder Wiedergeburt? Schwengeler, Berneck, 1984. ISBN 3-85666-123-9.
- Die indischen Handschriften an der Universitätsbibliothek Wien. Zusammengestellt und mit Indizes u. Appendizes versehen.1988.
- Indian manuskripts in Vienna. In: Philosophy, Grammar and Indology. Essays in Honour of Professor Gustav Roth. (Hrsg.: H.S.Prasad), 1992, ISBN 8170303621.
- A philological reconstruction of the oldest Krsna-epic. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens 36, 1992.
- Begegnung im „sich-öffnend-dasein-für“. Die Sammlung De Nobili als Ort des Dialogischen Gesprachs. In: Hermeneutics of encounter. Hrsg.: Francis X. D'Sa, Roque Mesquita. Gerold Verlag, Wien 1994, ISBN 3-900271-25-9.
- Devaki, die Mutter des Krsna. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens 39, 1995.
- Bemerkungen zum „Sinn“ des Namens Vasudeva (Orbis Indicus). In: Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens und Archiv für indische Philosophie. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Vol. 38, 1994, S. 191–200.
- Die Wandlungen Krsnas zum höchsten Gott. Philologische Studie zur Kṛṣṇa-Gopāla-Legende. Peter Lang, 1997. ISBN 3-631-30717-9.
- mit Gerhard Oberhammer, Karin Preisendanz: Publications of the De Nobili Research Library. Sammlung de Nobili (SDN), ab 2002.
- als Hrsg.: Gerhard Oberhammer: Ausgewählte Kleine Schriften. Gerold Verlag, Wien 2007. ISBN 978-3-900271-39-8.
- Die Freude an der Tora als Weisung des Weges zum Vater. Auslegungen der Rabbinen und des Aurelius Augustinus zu Psalm 1. Peter Lang, 2009. ISBN 978-3-631-59067-6.
- „Pfuy, schämt euch, ihr Juden!“ Der Prediger Abraham a Sancta Clara und die Juden. In: Dialog-Du Siach, christlich-jüdische Informationen 81, 2010.
Literatur
- Utz Podzeit. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. De Gruyter, Berlin, Boston 2010. ISSN 2193-2786 Online (nur mit Authentifizierung)
Weblinks
- Literatur von und über Utz Podzeit im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Utz Podzeit in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Publikationen von Utz Podzeit im Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek
- Utz Podzeit Lehrendenprofil auf der Website der Universität Wien
- Publikationen von Utz Podzeit auf der Website der Universität Wien
Einzelnachweise
- Sammlung de Nobili (SDN). Abgerufen am 21. April 2021.
- Johann Kirste: Kleine Schriften. F. Steiner, 1993, ISBN 978-3-515-06130-8, S. VI (google.com [abgerufen am 26. April 2021]).
- Außenministerium der Republik Österreich: Wulf Podzeit: Eigentlich glücklich. Abgerufen am 21. April 2021.
- Kumarapuram Kunjunni Raja: Silver Jubilee Volume: Annals of Oriental Research University of Madras. University of Madras, 1975 (google.de [abgerufen am 21. April 2021]).