Umschrift der äthiopischen Schrift

Die Umschrift d​er äthiopischen Schrift d​ient der Überführung äthiopischer Schriftzeichen[1] i​n andere Schriftsysteme, insbesondere i​n das lateinische (englisch romanization).[2] Als Hauptstandard h​at sich d​as in d​er Encyclopaedia Aethiopica (EAE) verwendete System herausgebildet.

Grundzüge

Da d​ie äthiopische Schrift a​ls Abugida Vokale bereits enthält, bedarf i​hre Umschrift i​m Gegensatz z​u den Schriften anderer semitischer Sprachen (Arabische Schrift, Hebräische Schrift) keiner zusätzlichen Vokalisierung. Gleichwohl handelt e​s sich n​icht um e​ine Umschrift allein aufgrund d​er Schreibung; vielmehr finden i​n der Regel gewisse r​ein lautliche Phänomene Berücksichtigung. Das betrifft zunächst einmal d​ie sechste Vokalreihe (Vokallosigkeit o​der Schwa) u​nd die Konsonantenlängung (dargestellt d​urch Verdoppelung, z. B. amharisch ገና gäna ‚schon‘ vs. gänna ‚Weihnachten‘); d​ie Umkehrbarkeit bleibt insofern erhalten. Manche Umschriftsysteme g​ehen bei d​er Berücksichtigung d​er Lautung weiter, i​ndem sie innerhalb d​er ersten Vokalreihe differenzieren (z. B. ä vs. a = vierte Reihe) u​nd Konsonantenzeichen gleicher Lautung (amharisch z. B. ሀ, ሐ, ኀ = h; ሠ, ሰ = s; ጸ, ፀ = ṣ) zusammenfassen; hierbei g​eht die Umkehrbarkeit verloren. Soweit d​ie Zeichenzuordnung für d​ie Umschrift n​icht eindeutig a​us der Schreibung folgt, s​ind Wörterbücher heranzuziehen, beispielsweise d​ie von Thomas Leiper Kane.[3]

Tabellen

Konsonanten

Nr.Äthiopisch
(mit 1. Vokalreihe)
EAE
(2003)
Leslau
u. a.
UNGEGN (1967),1
BGN/PCGN
(19671/20072)
ALA-LC
(2011)
RAK
(1983)
Meyers
(1971)/
Duden1
1h
2l
3h/ḥh
4m
5śs/śs/šśšs
6r
7s
81šshšśsch
schsch3
9qk’qk
102kh’
11b
12t
131čchčtsch
ttsch3
14h/ḫh/ḫ;ḥh
15n
161ñňnyñnj
nnj3
17ʾ/UN: BGN: ’/ʼʾ/
18k
191hh/ẖ;khxh
20ww/u4
uw3
21ʿʿ/UN: BGN: ‘ʻʿ
22z
231žzhžsch
schsch3
24yy/i4
iy3
j/i4
ij3
25d
261ǧjǧdsch
ddsch3
27g
28t’t
291č̣ch’ċč̣tsch
ttsch3
30p’p
31ts’s (ts)
32ṣ́ṣ/ḍts’/t̲s̲’s (ts)
33f
34p
35v(v)
36
(Labialisierung)
qʷ
qqʷ3
qwqw
qqw3
kw
kkw3

Vokale

Nr.Äthiopisch
(mit Konsonant h)
EAE
(2003),
Leslau
UNGEGN
(1967)1
BGN/PCGN
(19671/20072)
ALA-LC
(2011)
RAK
(1983)
Meyers
(1971)/
Duden1
1ä/a5e̠/a5e/ā5aä/a5
2u
3iī;ii
4a/ā6aāa
5eē;ieée
6ǝ7/i̠/i;ĭ/e/ĕ/e/
7o
1 nur Amharisch
4 Diphthongbildung mit u bzw. i nach Vokal, wenn vor Konsonant oder am Wortende
5 a bzw. ā im Amharischen bei ሀ, ሐ, ኀ, አ, ዐ und im Altäthiopischen. (Meyer/Duden verweisen wohl irrtümlich auf ኸ anstelle አ, ዐ.)
6 ā im Altäthiopischen bei Leslau
7 da als Majuskel Ǝ 018E (und nicht Ə 018F) Verwendung findet, sollte entsprechend Unicode-Zuordnung für die Minuskel ǝ 01DD (und nicht ə 0259) gebraucht werden

Zahlzeichen

፩ 1፰ 8፷ 60
፪ 2፱ 9፸ 70
፫ 3፲ 10፹ 80
፬ 4፳ 20፺ 90
፭ 5፴ 30፻ 100
፮ 6፵ 40፲፻ 1.000
፯ 7፶ 50፼ 10.000

Beispiel

Amharischየጠቅላይ ፍርድ ቤት ማቋቋሚያ አዋጅ ቁጥር ፱/፲፱፻፹ ዓ.ም.
EAEyäṭäqlay fǝrd bet maqqʷaqʷamiya awaǧ quṭǝr 9/1980 ʿa.m.
ALA-LCyaṭaqlāy ferd bét māqwāqwāmiyā ʼawāǧ quṭer 9/1980 ʻa.m.
RAKya-ṭaqlāi fĕrd bet māqqwāqwāmiyā awāǧ quṭĕr 9/1980 ʿa.m.
Meyers/Dudenjätäklai ferd bet makkwakwamiya awadsch kuter 9/1980 a.m.
EnglischSupreme Court Establishment Proclamation No. 9/1987

Einzelnachweise

  1. einführend Yvonne Treis: Die Äthiopische Schrift, in: 5000 Jahre Schrift in Afrika (2008), S. 48–57; ScriptSource.org: Ethiopic (Geʻez) Ethi
  2. Für die Umschrift ins russische Kyrillisch siehe beispielsweise Е. В. Горовая: Инструкция по русской передаче географических названий Эфиопии (1971)
  3. vgl. Rainer Voigt: In memoriam Thomas Leiper Kane (1926–2000), in: Aethiopica 4 (2001), 197–199
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