Triple Agent

Triple Agent ist ein Film von Éric Rohmer aus dem Jahr 2004.

Film
Titel Triple Agent
Originaltitel Triple agent
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2004
Länge 115 Minuten
Altersfreigabe FSK 0[1]
Stab
Regie Éric Rohmer
Drehbuch Éric Rohmer
Produktion Françoise Etchegaray,
Jean-Michel Rey,
Philippe Liégeois
Musik Dmitri Schostakowitsch
Kamera Diane Baratier
Schnitt Mary Stephen
Besetzung
  • Serge Renko: Fjodor Voronine
  • Katerina Didaskalou: Arsinoé
  • Dimitri Rafalsky: General Dobrinsky
  • Amanda Langlet: Janine (Nachbarin)

Handlung

Paris, 1936, 1937. Arsinoé und Fjodor Voronine führen ein zurückgezogenes Privatleben. Sie ist Griechin und widmet sich vor allem ihrer Malerei. Er ist Russe und Funktionär einer exil-russischen Organisation. Im Alter von nur zweiundzwanzig Jahren hatte er es zum General in der Weißen Armee gebracht, war dann aber nach ihrer Niederlage im Russischen Bürgerkrieg ins Exil gegangen. In jener in Paris ansässigen Organisation der Exil-Russen ist er zweiter Mann hinter ihrem Präsidenten, General Dobrinsky, und dort zuständig für den „Nachrichtendienst“, was verbunden ist mit zahlreichen Reisen ins Ausland.

Dass ein Mann, der für den „Nachrichtendienst“ zuständig ist, selbst seiner Ehefrau nicht alles über seine berufliche Tätigkeit sagen kann, ist beiden klar. Aber dass Arsinoé von anderen erfahren muss, wo Fjodor sich aufgehalten hat, mit wem er sich getroffen hat, und dass er auf ihre Nachfragen wieder und wieder mit einem unschuldig spielenden „ach, habe ich das gar nicht erzählt ?“ reagiert, das steht mehr und mehr zwischen ihnen.

Diese Situation dauert schon länger an, und sie spitzt sich zu, als er versucht, sie sogar bewusst zu täuschen. Von einer seiner Reisen schickt er eine Postkarte aus Brüssel. In Brüssel war er jedoch nur auf der Durchreise – auf der Durchreise nach Berlin, wo er sich, wie er ihr später gestehen wird, mit einem ranghohen Nazi, mit Heydrich, getroffen hat.

Trotz dieser angespannten Situation gibt es aber auch eine andere Seite in der Beziehung Fjodors zu Arsinoé. Immer stärker leidet sie unter Beschwerden der Lunge und Schmerzen im Fuß, als deren Ursache später Knochentuberkulose diagnostiziert wird. Wenn er dafür sorgt, dass sie aus der Stadt aufs Land ziehen, dann wirkt er durchaus als liebevoller Ehemann. Oder hat er doch die ganze Zeit nur seine eigene Karriere vor Augen? Denn was ist davon zu halten, wenn er mit der Überlegung spielt, nach Russland – in die UdSSR – zurückzugehen? Dort sei die Medizin weit fortgeschritten und nach Stalins Säuberungen suche man erfahrene Militärs.

Dazu kommt es nicht. Im September 1937 wird General Dobrinsky vor den Augen Fjodors in einen Wagen gedrängt und entführt. Nicht ausgeschlossen, dass Fjodor dabei von den Entführern überrumpelt wurde. So jedenfalls will er es Arsinoé weismachen. Viel wahrscheinlicher allerdings, dass er selbst Dobrinsky in einen Hinterhalt gelockt hat.

Die Wahrheit wird man nie erfahren. Fjodor Voronine flieht, bevor es zu spät ist für ihn.

Hintergrund

Der Handlung des Films, eher: den in den Dialogen erörterten Ereignissen, liegen tatsächliche Geschehnisse zugrunde. Im September 1937 wurde Jewgeni Miller, Präsident der Russischen All-Militärischen Union, in Paris entführt und in die Sowjetunion gebracht, wo er später hingerichtet wurde. An dem Komplott gegen Miller war maßgeblich Nikolai Skoblin, Vorbild für die Figur des Fjodor Voronine, beteiligt.

Auch ein Treffen Skoblins mit Heydrich gilt als historisch gesichert. Es ging dabei um gefälschte, Marschall Tuchatschewski belastende Dokumente.

Den zeitgeschichtlichen Hintergrund vergegenwärtigt der Film immer wieder, indem wesentliche Ereignisse der damaligen Zeit durch Ausschnitte aus Kino-Wochenschauen (dafür jeweils die eigentliche Handlung unterbrechend) bzw. durch Radio-O-Töne (als Teil der Handlung) präsentiert werden, so u. a. der Wahlsieg der französischen Volksfront 1936, der Spanische Bürgerkrieg, die Eröffnung der Weltausstellung 1937 in Paris.

Rezeption

Seine Uraufführung hatte Triple Agent bei den Berliner Filmfestspielen 2004.

Nahezu alle Kommentatoren stellten in den Vordergrund, einerseits bewege sich Rohmer auf für ihn ungewohntem Terrain, einer Agenten-Intrige aus der Zeit der Volksfront. Andererseits sei auch Triple Agent ein typischer Rohmer-Film, in dem es wieder „vor allem auch um das Reden, das Zwiegespräch, das Sich-Äußern, den Umgang mit Sprache (geht) – was sie verbirgt, wie sie eingesetzt wird, was sie bewirkt“, (dass) „man ... sich, quasi naturnotwendig, in sie verstrickt“.[2]

Zwei Beispiele aus Kommentaren, die unmittelbar nach der Premiere auf der Berlinale erschienen:

Ekkehard Knörer: „Die Wahrheit, die Politik, alles unterliegt dem Ränkespiel, in dem, das ist nur die konsequente Pointe, auch Woronin selbst, dem Hauptbeteiligten, nicht mehr klar ist, ob er die Figuren des Spiels noch führt oder selbst geführte Figur ist. Und nur einer behält den Überblick über das Spiel, sein Regisseur und Autor, der für die überaus raffinierte Einfachheit, mit der das alles in Szene gesetzt ist, nur zu bewundern ist: Eric Rohmer.“[3]

Diedrich Diederichsen: „Bei Rohmer waren Liebende jahrzehntelang konstruiert wie politisch Handelnde: Sie hatten Interessen, Überzeugungen und ... vor allem Geheimnisse. Logisch, dass der 84-Jährige nun an einer Serie arbeitet, die diese Liebespolitik vor der Kulisse historischer Unübersichtlichkeiten entfaltet.“[4]

DVD

Der Film liegt in verschiedenen DVD-Veröffentlichungen vor, u. a. ist er 2005 erschienen bei Artificial Eye.

Literatur

  • Éric Rohmer: Triple agent – scénario. Petite bibliothèque des Cahiers du cinéma, Paris 2004, ISBN 978-2-8664-2387-2.

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Triple Agent. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juni 2006 (PDF; Prüf­nummer: 106 612 DVD).
  2. Johannes Beringer in seiner späteren Beschreibung des Films; in: Viennale (Hrsg.): Retrospektive Eric Rohmer. Schüren Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-89472-699-7.
  3. Ekkehard Knörer, Berlinale-Blog Eintrag vom 13. Februar 2004; in: perlentaucher.de (abgerufen am 15. April 2021).
  4. Diedrich Diederichsen, ursprünglich in: taz; wiederveröffentlicht in: filmzentrale.com (abgerufen am 15. April 2021).
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