Trent-Affäre
Die Trent-Affäre, auch als Mason-und-Slidell-Affäre bekannt, war ein diplomatischer Zwischenfall im November 1861, der beinahe zum Kriegseintritt Großbritanniens auf Seiten der Konföderierten im Sezessionskrieg geführt hätte.
Hintergrund: Anglo-Amerikanische Beziehungen anno 1861
Die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien waren seit Jahren angespannt. Mitte 1856 kam es zu einer weiteren Verschlechterung, als bewaffnete US-Freischärler von Nicaragua aus in die Miskitoküste einrückten, ein britisches Klientelgebiet, und Greytown besetzten.[1] Premierminister Palmerston drohte daraufhin mit einer militärischen Intervention, woraufhin die USA eine diplomatische Lösung der Krise erwirkten.[2]
Nach Ausbruch des Sezessionskriegs zwischen USA und den Konföderierten Staaten von Amerika 1861 verhängten die USA eine Seeblockade der Konföderierten Küsten. Die Konföderierten Staaten rechneten mit der diplomatischen Anerkennung durch Großbritannien und sahen hier in diplomatisches Hauptziel.[3] Zudem stoppten sie den Export ihres landwirtschaftlichen Hauptartikels, der Baumwolle. Die mittelenglische Textilindustrie war von den amerikanischen Importen in hohem Maße abhängig; die Konföderierten erhofften sich hierdurch eine Intervention Großbritanniens auf ihrer Seite erzwingen zu können. Bereits im Mai 1861 erklärte die britische Regierung ihre Neutralität und wertete damit die Konföderierten Staaten – von US-Präsident Abraham Lincoln zur “Aufrührern” erklärt – zu einer kriegführenden Macht auf.[4] Weiter wurden in Großbritannien Schiffe der Konföderierten ausgerüstet, da Großbritannien sich von der Sezession ein Gleichgewicht der Macht in Nordamerika erhoffte. Königin Victorias Regierung erklärte zunächst aber die Neutralität Großbritanniens im inneramerikanischen Konflikt. Die Situation zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten war aber angespannt.[5]
Verlauf
In dieser Situation stoppte am 8. November 1861 die USS San Jacinto unter dem Kommando von Charles Wilkes im Bahamakanal das unbewaffnete britische Postschiff Trent.[6] Dieses war auf dem Wege von Havanna nach Saint Thomas. An Bord befanden sich James Murray Mason und John Slidell, zwei konföderierte Politiker, die für den Fall einer Anerkennung der Konföderierten durch Großbritannien und Frankreich als Botschafter in London und Paris vorgesehen waren. Wilkes hatte von seinen Spionen erfahren, dass sich zwei Abgesandte der Südstaaten auf diesem Schiff befanden, die er verhaften und mit der USS San Jacinto nach Monroe bringen ließ. Das britische Postschiff durfte seine Fahrt nach London fortsetzen.
Die Aufbringung des britischen Postdampfers in neutralen Gewässern führte im November/Dezember 1861 zu einer weiteren Verschärfung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Am 30. November 1861 teilte das britische Foreign Office der US-Regierung mit, dass man diesen Vorfall als einen groben Verstoß gegen die Prinzipien des internationalen Rechtes ansehe, und forderte die Freilassung der inhaftierten Personen. Bestärkt wurde Großbritannien durch die Regierungen in Wien, Paris, Berlin und Sankt Petersburg. Die Situation wurde in den nächsten Tagen weiter verschärft. Großbritannien drohte mit dem Abbruch seiner diplomatischen Beziehungen und mit dem Kriegseintritt. Die Briten verstärkten ihre Truppen in Kanada. Der spätere britische Feldmarschall Garnet Joseph Wolseley wurde nach Kanada entsandt, um Vorbereitungen für einen möglichen Kriegseintritt auf Seiten der konföderierten Armee zu treffen. Am 1. Dezember verhängte London ein Ausfuhrverbot in die USA.
Folgen
Am 25. Dezember gab Washington dem Druck aus London nach und ordnete unter Berufung auf völkerrechtliche Zwänge die Freilassung der „Südstaatenagenten“ an. Am Neujahrstag des Jahres 1862 wurden Mason und Slidell freigelassen und die Affäre damit beigelegt. Mason setzte seine Reise nach London fort. Dort angekommen, repräsentierte er die Konföderierten Staaten bis zu ihrem Untergang im April 1865. Slidell reiste nach Paris, um dort die Interessen der Konföderierten Staaten zu vertreten. Seine Mission, die völkerrechtliche Anerkennung der Konföderation durch Frankreich zu erreichen, scheiterte allerdings. Es gelang ihm aber, private Investoren aufzutreiben, die ihm ein Darlehen von 15 Millionen Dollar für ein Kriegsschiff für die Südstaaten gewährten. Die französischen Gesetze verboten die Ausrüstung von Kriegsschiffen einer Konfliktpartei wie den Konföderierten Staaten von Amerika, aber Slidell und der konföderierte Agent James D. Bulloch waren zuversichtlich, dass der französische Kaiser eher in der Lage sei, seine eigenen Gesetze zu umgehen als die britische Regierung. Napoleon III. stimmte dem Bau der CSS Stonewall unter der Bedingung zu, dass ihre Bestimmung geheim gehalten werde.[7] Das Schiff spielte später eine entscheidende Rolle bei der japanischen Meiji-Restauration.
Literatur
- James Chambers: Palmerston: The People’s Darling. Thistle Publishing, London 2013, ISBN 978-1-909609-05-1.
- James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, List, Berlin, ISBN 3-471-78178-1, auch Weltbild Verlag, Augsburg 2000, und Anaconda-Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-86647-267-9; englisches Original Battle Cry of Freedom. The Civil War Era, New York: Oxford University Press, 1988, ISBN 0-19-503863-0
Anmerkungen
- James Chambers: Palmerston: The People’s Darling. Thistle Publishing, London 2013, S. 415.
- James Chambers: Palmerston: The People’s Darling. Thistle Publishing, London 2013, S. 417.
- James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, Anaconda-Verlag, Köln 2011, S. 377.
- James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, Anaconda-Verlag, Köln 2011, S. 377 f.
- George L. Bernstein, "Special Relationship and Appeasement: Liberal policy towards America in the age of Palmerston." Historical Journal 41 #3 (1998): 725–750.
- James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Die Geschichte des amerikanischen Bürgerkrieges, Anaconda-Verlag, Köln 2011, S. 379.
- Lynn M. Case, Warren F. Spencer: The United States and France. Civil War Diplomacy. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1970 S. 429–33