Charles Wilkes
Charles Wilkes (* 3. April 1798 in New York City; † 8. Februar 1877 in Washington, D.C.) war ein US-amerikanischer Marineoffizier und Polarforscher. 1840 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Leben und Wirken
Wilkes leitete die United States Exploring Expedition oder Wilkes Expedition, eine amerikanische Expedition von 1838 bis 1842, die weite Teile des Pazifik und das „unbekannte Land im Süden“ (die Antarktis) erforschen sollte. Dabei erkannte er die Antarktis als selbständigen Kontinent. Der von ihm entdeckte Landesteil wurde Wilkesland genannt.
Wilkes war als Leiter dieser Expedition nicht unumstritten. Zu Beginn der Reise bekleidete er den Rang eines Leutnants, ernannte sich jedoch eigenmächtig selbst zum Kapitän und Kommodore. Nachdem er sich während der Seereise als despotischer Offizier gab und auf den heute zu Fidschi gehörenden Mamanuca-Inseln ein Massaker unter der einheimischen Bevölkerung anordnete, wurde er nach seiner Rückkehr vor ein Kriegsgericht gestellt, welches diese Vorfälle untersuchte. Er wurde in den meisten Anklagepunkten freigesprochen, nur seine Bestrafungsmethoden innerhalb der Mannschaft wurden ihm zur Last gelegt. Daher wurde er für einige Zeit zur Küstenwache versetzt. Aber schon bald hatte er mit der Ausarbeitung der Expeditionsberichte zu tun, was ihn von 1844 bis 1861 beschäftigte.
Im Amerikanischen Bürgerkrieg war er als Admiral für die Union im Einsatz. Als Kommandant der San Jacinto überfiel er am 8. November 1861 in internationalem Gewässer den britischen Postdampfer Trent, der sich auf dem Weg von Havanna nach England befand. Von seinen Spionen hatte er erfahren, dass sich zwei Abgesandte der Südstaaten auf diesem Schiff befanden, die er verhaften ließ. Vom Amerikanischen Kongress wurde er zunächst für dieses Vorgehen gelobt, Präsident Abraham Lincoln distanzierte sich jedoch aufgrund der daraus entstandenen politischen Verwirrungen. Der Vorfall hätte beinahe dazu geführt, dass mehrere europäische Mächte, u. a. Großbritannien, auf Seiten der Konföderierten in den amerikanischen Bürgerkrieg eingegriffen hätten (siehe dazu Trent-Affäre). Später wurde Wilkes gegen die Blockadebrecher in der Karibik eingesetzt.
Wilkes soll Herman Melville für den Roman Moby Dick als Vorbild für die Figur des Kapitäns Ahab gedient haben.
Nach ihm ist die Wilkes-Station in der Antarktis benannt.
Literatur
- Nathaniel Philbrick: Sea of Glory: America’s Voyage of Discovery. The U.S. Exploring Expedition, 1838–1842. Viking, New York City, USA 2003, ISBN 0-67003231X.
- deutsch von Enrico Heinemann und Andrea Kann: Dämonen der See. Die dramatische Expedition zur Erschließung des Pazifik und der Antarktis (1838–1842). Blessing, München 2004, ISBN 3-89667-182-0.
Weblinks
- Eintrag in der Washington-Enzyklopädie HistoryLink (englisch)
- Eintrag zu Wilkes bei arlingtoncemetery.net (englisch)
- Eintrag zu Wilkes im Dictionary of American Naval Fighting Ships (englisch)
- Literatur von und über Charles Wilkes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek