Traishöchstädt
Traishöchstädt ist ein Gemeindeteil des Marktes Dachsbach im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).
Traishöchstädt Markt Dachsbach | |
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Höhe: | 305 (310–300) m ü. NHN |
Einwohner: | 97 (2013) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91462 |
Vorwahl: | 09163 |
Geographische Lage
Das Haufendorf liegt zwischen Neustadt und Höchstadt am Aschenbach, der dreieinhalb Kilometer nordöstlich der Aisch zufließt. Südwestlich befinden sich die Aschenbachweiher und die Klingerweiher. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Arnshöchstädt (1,6 km östlich) bzw. zur Bundesstraße 470 (3 km westlich), eine weitere führt nach Peppenhöchstädt (1,3 km nördlich).[1]
Geschichte
Wie im ganzen Aischtal bestimmten die Nürnberger Burggrafen die Geschicke der Region. Von Neustadt an der Aisch als Vicedomsitz verwalteten sie wie Peppenhöchstädt auch Traishöchstädt ab 1285.[2] Der Ort wurde am 4. April 1285 als „Trabishofestetten“ erstmals urkundlich erwähnt, als der Nürnberger Burggraf Friedrich III. den Ort dem Kölner Erzbischof Siegfried zu Lehen auftrug.[3] Eine deutlich frühere Besiedelung ist anzunehmen. Seit Jahrhunderten wird Landwirtschaft, Viehzucht, Jagd und insbesondere Fischerei betrieben. Die systematisch angelegten Teiche zur Karpfenzucht übersteigen die Ortsfläche um mehr als das Dreifache.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Traishöchstädt 16 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-bayreuthische Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach aus. Grundherren waren das Fürstentum Bayreuth (Kasten- und Jurisdiktionsamt Dachsbach: 1 Hof, 4 Güter, 1 Schmiede, 4 Gütlein, 1 Haus; Klosteramt Birkenfeld: 1 Hof), die Pfarrei Oberhöchstädt (1 Gut) und das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Hof, 2 Halbhöfe).[4]
Im Jahre 1810 kam Traishöchstädt an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Traishöchstädt zunächst dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Kairlindach zugeordnet, 1813 dann dem neu entstandenen Steuerdistrikt Birnbaum. Im gleichen Jahr wurde es der Ruralgemeinde Traishöchstädt gebildet, zu der Arnshöchstädt, Gottesgab, Göttelbrunn, Peppenhöchstädt und Rohensaas gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstanden daraus zwei Ruralgemeinden:
- Peppenhöchstädt mit Gottesgab und Rohensaas;
- Traishöchstädt mit Arnshöchstädt und Göttelbrunn.[5][6]
Die Ruralgemeinde Traishöchstädt war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Neustadt an der Aisch zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch (1919 in Finanzamt Neustadt an der Aisch umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim).[7] Ab 1862 gehörte Traishöchstädt zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Neustadt an der Aisch (1879 in das Amtsgericht Neustadt an der Aisch umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 7,549 km².[8]
Am 1. Januar 1972 wurde Traishöchstädt im Zuge der Gebietsreform nach Dachsbach eingemeindet.[9]
Zur Stromerzeugung Traishöchstädts tragen heute ein Dutzend auf den Dächern installierte Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von über 125 kW bei. Die Anwohner wehren sich daher gegen die geplante Errichtung dreier 200 Meter hoher Windkraftanlagen auf den benachbarten bewaldeten Anhöhen.
Ehemalige Baudenkmäler
- Haus Nr. 11⁄2: Schulhaus. Zweigeschossiger Quaderbau am Westeingang des Ortes, um 1860. 2 zu 5 Achsen, stichbogige Fenster mit profilierten Bänken und Gurtgesimsen, Giebel mit Konsolauskragungen, Dreipassfenster.[10]
- Haus Nr. 14: Eingeschossiges Doppelwohnstallhaus des 18. Jh., im 19. Jh. umgebaut. Östliche Hälfte Frackdachbau, westliche mit Ecklisenen, Sockel und verkröpftem Gurtband. Mehrere Hofeinfahrtpfeiler mit profiliertem Kämpfer und Pyramidenstumpfaufsatz.[10]
- Haus Nr. 16: Eingeschossiges Wohnstallhaus mit Ecklisenen und verkröpftem Gurtband. Im Sturz der Haustür „17 IMD 56“.[10]
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Traishöchstädt
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 189 | 262 | 277 | 260 | 278 | 263 | 247 | 237 | 243 | 226 | 202 | 217 | 228 | 242 | 245 | 224 | 211 | 199 | 178 | 234 | 251 | 218 | 169 | 137 |
Häuser[11] | 38 | 46 | 44 | 47 | 43 | 39 | 35 | 35 | ||||||||||||||||
Quelle | [12] | [13] | [14] | [14] | [15] | [14] | [16] | [14] | [14] | [17] | [14] | [14] | [18] | [14] | [14] | [14] | [19] | [14] | [14] | [14] | [20] | [14] | [8] | [21] |
Ort Traishöchstädt
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2013 |
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Einwohner | 117 | 144 | 164 | 145 | 124 | 149 | 125 | 166 | 100 | 88 | 97 | 97 |
Häuser[11] | 22 | 27 | 27 | 25 | 22 | 21 | 21 | 21 | ||||
Quelle | [12] | [13] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [8] | [21] | [22] |
Religion
Traishöchstädt ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Marien (Dachsbach) gepfarrt.[4][8]
Veranstaltungen
An Pfingsten wird im Ort die Kärwa gefeiert und ein Umzug mit Themenwagen veranstaltet.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Traißhöchstett. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 568 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Neustadt-Windsheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1953, DNB 452071216, S. 134 (Digitalisat). Ebd. S. 191 (Digitalisat).
- Hans Sponholz u. a. (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch. Verl. f. Behörden u. Wirtschaft Hoeppner, Aßling-Pörsdorf/Obb. 1972, DNB 720137675, S. 127.
- Richard Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 32). Deutscher Kunstverlag, München 1972, DNB 730125742, S. 170–171.
Weblinks
- Traishöchstädt in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 8. September 2021.
- Traishöchstädt in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 20. September 2019.
- Traishöchstädt im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Traishöchstädt im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 28 (Erstausgabe: 1950).
- H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 127.
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 134.
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 60 (Digitalisat).
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 220.
- H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 191.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 808 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 536.
- R. Strobel: Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 170 f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 92 (Digitalisat). Für die Gemeinde Traishöchstädt zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Arnshöchstädt (H. H. Hofmann, S. 191) und Göttelbrunn (S. 30).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 203 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 180, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1058, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1224, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1158 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1230–1231 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1268 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1102 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 175 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 338 (Digitalisat).