Tower Air
Tower Air war eine US-amerikanische Fluggesellschaft mit Sitz in New York City und Basis am dortigen John F. Kennedy International Airport. Das Unternehmen führte neben touristischen und militärischen Charterflügen auch Linienflüge durch. Zudem betrieb die Gesellschaft ihre Flugzeuge im Wet-Lease für andere Fluglinien.
Zeitraum 1982 bis 1989
Tower Air wurde im August 1982 als Tochterunternehmen des Reiseveranstalters Tower Travel Corporation von Morris K. Nachtomi gegründet, um Flugreisen nach Israel und Europa zu vermarkten. Im ersten Jahr besaß das Unternehmen keine eigenen Flugzeuge, sondern ließ die Charterdienste von der Fluggesellschaft Metro International Airways mit einer Boeing 747-100 ausführen. Im November 1983 erwarb Tower Air dieses Flugzeug und setzte es im IT-Charterverkehr sowie auf einer gleichzeitig eröffneten Linienstrecke von New York über Brüssel nach Tel Aviv ein.[1]
Nachdem sie 1984 und 1985 je eine weitere Boeing 747-100 erworben hatte, eröffnete Tower Air ein von New York ausgehendes nationales Linienflugnetz nach Los Angeles, San Francisco und Miami, auf dem das Unternehmen mit sehr niedrigen Preisen gegen die etablierten Fluglinien sowie gegen die Billigfluggesellschaft People Express antrat. Zur Kosteneinsparung waren die Maschinen mit einer engen Bestuhlung für 480 Passagiere ausgestattet und der Umfang des Bordservices auf ein Minimum reduziert worden. Auch nach der Ausweitung der Linienflüge blieb der Charterflugverkehr das Hauptgeschäftsfeld der Gesellschaft.[2]
Daneben betätigte sich Tower Air ab 1987 im Wet-Lease-Bereich und setzte eine Boeing 747 im Auftrag von Air Jamaica ein. Im Jahr 1989 wurde ein ähnlicher Mietvertrag mit der britischen Air Europe geschlossen.
Zeitraum 1990 bis 2000
Ab August 1990 führte Tower Air während des Zweiten Golfkriegs über 300 Charterflüge für das US-Verteidigungsministerium durch, um Truppen aus den USA und Europa an den Persischen Golf zu verlegen. Durch diese Aufträge konnte die Gesellschaft weiter expandieren und ihre Flotte bis März 1991 auf sieben Boeing 747 vergrößern.[3] Weitere militärische Auftragsflüge erfolgten unter anderem im Rahmen des UNOSOM-Einsatzes in Somalia sowie während des Kosovokriegs.
Tower Air erhielt im Juli 1993 ihr erstes Frachtflugzeug des Typs Boeing 747 und setzte es weltweit für verschiedene Logistikunternehmen ein. Zwei weitere Frachtmaschinen ergänzten 1995 die Flotte.[4] Im selben Jahr führte die Gesellschaft erstmals Haddsch-Flüge für Mekka-Pilger im Auftrag von Saudi Arabian Airlines, Air India und Garuda Indonesia durch.
Ende der 1990er-Jahre geriet Tower Air aufgrund von häufigen Verspätungen und technisch bedingten Flugausfällen in die Kritik. Das Alter der eingesetzten Flugzeuge sowie der eingeschränkte Service verstärkten den negativen Eindruck in der Öffentlichkeit.[5] Am 29. Februar 2000 beantragte die Gesellschaft Gläubigerschutz nach dem Chapter 11 des US-Insolvenzrechts.[6] Im Folgemonat wurden Verhandlungen mit der israelischen Fluglinie El Al über eine Beteiligung an dem Unternehmen geführt.[7] Diese Gespräche blieben erfolglos. In Ermangelung eines Investors stellte Tower Air den Flugbetrieb am 1. Mai 2000 ein und gab am 28. November 2000 ihr Air Operator Certificate zurück.[8][9]
Ziele
Tower Air führte zivile Charterflüge nach Israel, Europa, Südamerika (insbesondere Brasilien), in die Karibik und ab Mitte der 1990er-Jahre auch nach Ostasien durch. Das Unternehmen bot zum Zeitpunkt der Betriebseinstellung von New York ausgehende Linienverbindungen nach Miami, San Juan und Tel Aviv an.[10] Zuvor wurden im Linienflugverkehr folgende Städte bedient: Athen, Berlin, Brüssel, Fort Lauderdale, Köln, Kopenhagen, Las Vegas, Los Angeles, Paris, San Francisco und Santo Domingo. Einige dieser Zielorte wurden nur einmal wöchentlich angeflogen.
Flotte
Zum Zeitpunkt der Einstellung des Flugbetriebs bestand die Flotte der Tower Air aus 16 Maschinen der Typen Boeing 747-100 und Boeing 747-200, von denen bereits mehrere in einem luftuntüchtigen Zustand eingelagert waren.
Zwischenfälle
- Am 20. Dezember 1995 verunglückte eine mit 468 Personen besetzte Boeing 747-100 (Kennzeichen: N605FF) der Tower Air beim Start auf dem New Yorker John F. Kennedy International Airport. Bei einer Geschwindigkeit von 80 Knoten (148 km/h) begann die Maschine auf der schneebedeckten Startbahn 4L nach links auszubrechen. Die Besatzung entschied sich zu einem Startabbruch. Weil die Bremsen sowie die Lenkung des Bugrades auf der rutschigen Piste nicht ansprachen und die Besatzung es versäumte die Schubumkehr der Maschine einzusetzen, verließ das Flugzeug die Startbahn, kollidierte mit einem Transformatorenhäuschen und kam mit abgerissenen Fahrwerken zum Stillstand. Eine Flugbegleiterin wurde schwer, 24 Passagiere leicht verletzt. Das Flugzeug wurde als Totalverlust abgeschrieben.[11][12]
Weblinks
Einzelnachweise
- World Airline Colours 2, M. N. Tomkins, 1986
- Fluggesellschaften Weltweit, B. I. Hengi, 4. Auflage 2000
- jp airline-fleets international, Edition 92/93
- jp airline-fleets international, Edition 96/97
- The New York Times, 11. März 1998
- The New York Times, 1. März 2000
- The New York Times, 7. März 2000
- The New York Times, 3. Mai 2000
- Information for Consumers Regarding the Cessation of Service by Tower Air Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. April 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Tower Air Destinations, March 2000 (Memento vom 6. März 2000 im Internet Archive)
- Aviation-Safety-Network, Boeing 747-100 N605FF
- NTSB, Runway Departure During Attempted Takeoff (PDF)