Tom Schilling
Tom Schilling (* 10. Februar 1982 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler und Musiker. Seinen Durchbruch hatte er 2000 als Internatsschüler Janosch Schwarze in dem Spielfilm Crazy. Weitere Bekanntheit erlangte er in den Kinofilmen Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe, Oh Boy, Werk ohne Autor und Fabian oder Der Gang vor die Hunde.
Privates
Tom Schilling wuchs als einziger Sohn eines Kartografen-Ehepaars in Berlin-Mitte auf. Das Abitur legte er 2001 am John-Lennon-Gymnasium in Berlin ab.[1] 2006 wurde er Vater eines Sohnes. Im Frühsommer 2014 kam sein zweiter Sohn zur Welt, es ist das erste gemeinsame Kind für Schilling und seine Lebensgefährtin, die Producerin Annie Schilling (geborene Mosebach).[2][3] Anfang 2017 wurde ihre Tochter geboren.[4] Im Frühling 2019 heiratete Schilling seine langjährige Lebensgefährtin.[5] Schilling lebt in Berlin-Prenzlauer Berg.[6]
Karriere
Schauspiel
Als Sechsjähriger wurde Schilling von seiner Mutter zu einem ersten Vorsprechen gebracht und gab daraufhin als Robert, das jüngste von drei Halbgeschwistern, deren Mutter tödlich verunglückt, in dem DDR-Film Stunde der Wahrheit (1988) sein Filmdebüt. Der Regisseur und Dokumentarfilmer Thomas Heise suchte in Schillings Schule Kinder, die im Theaterstück Im Schlagschatten des Mondes auftreten sollten. Der damals Zwölfjährige absolvierte ein Casting und wurde daraufhin für das Stück engagiert. Am Berliner Ensemble trat er dann in den nächsten vier Jahren auch in anderen Stücken auf. Werner Schroeter besetzte ihn in Monsieur Verdoux, Carmen-Maja Antoni in Der Ingwertopf, B. K. Tragelehn in Leben des Galilei sowie Stephan Lose in Kleists Prinz von Homburg. Ursprünglich wollte Schilling Malerei studieren, blieb dann aber bei der Schauspielerei.
Nach einigen Rollen am Theater spielte er 1999 in der Tatort-Folge Kinder der Gewalt mit und war als „Jo“ an der Seite von Frank Giering in dem Spielfilm Der Himmel kann warten auf der Kinoleinwand zu sehen. Der Durchbruch gelang ihm im Jahr 2000 an der Seite von Robert Stadlober in dem Film Crazy nach dem gleichnamigen Roman von Benjamin Lebert. Mit Robert Stadlober zusammen drehte Schilling außerdem im Jahr 2003 den Film Verschwende deine Jugend und 2006 in der dritten Folge Die Studenten des Episodenfilms Schwarze Schafe, in der Stadlober und Schilling als Berliner Studenten zu sehen sind.[7] In Napola – Elite für den Führer spielte er an der Seite von Max Riemelt die zweite Hauptrolle. 2006 bekam er ein Stipendium für die Lee-Strasberg-Schauspielschule in New York.
2008 übernahm er in Leander Haußmanns Komödie Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe die Titelrolle eines 26-jährigen Gamedesigners. 2009 war er als junger Adolf Hitler in Mein Kampf, einem Film frei nach George Taboris gleichnamigen Theaterstück (an der Seite von Götz George), zu sehen. Regie führte Urs Odermatt.
Anerkennung brachte Schilling 2012 die Hauptrolle in Jan-Ole Gersters Tragikomödie Oh Boy ein. Für seine Darstellung des ziellosen Berliner Studienabbrechers Niko erhielt er einen zweiten Bayerischen Filmpreis, den Deutschen Filmpreis, Nominierungen für den Preis der Deutschen Filmkritik und den Europäischen Filmpreis 2014 in der Kategorie „bester Schauspieler“.[8] Ebenfalls 2012 spielte er in dem deutsch-österreichischen Historienfilm Ludwig II. den geisteskranken Otto von Bayern, der Bruder des Märchenkönigs.
2013 war er an der Seite von Volker Bruch mit der Rolle des Wehrmachtssoldaten Friedhelm Winter einer der Hauptdarsteller des dreiteiligen Fernsehfilms Unsere Mütter, unsere Väter des ZDF. Seine dortige schauspielerische Leistung brachte ihm im selben Jahr den Bayerischen Fernsehpreis, eine Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fernsehen und einen Bambi ein. In der Georg-Büchner-Verfilmung Woyzeck gab er ebenfalls im Jahr 2013 die Titelrolle des einfachen Soldaten Franz Woyzeck. In dem deutschen Thriller Who Am I – Kein System ist sicher, in dem eine Hackergruppe global auf sich aufmerksam machen will, übernahm er neben Elyas M’Barek die Hauptrolle des Hackers Benjamin Engel alias WhoAmI. In Oskar Roehlers schwarzer Filmkomödie Tod den Hippies!! Es lebe der Punk spielte er 2015 den jugendlichen Punk-Schüler Robert Rother. In dem Fernsehfilm Auf kurze Distanz verkörperte er den serbischstämmigen Polizisten Klaus Roth, der verdeckt gegen eine in Berlin agierende serbische Gangsterbande ermitteln soll. In dem ZDF-Dreiteiler Der gleiche Himmel übernahm Schilling 2017 die Rolle des 25-jährigen „Romeo-Agenten“ Lars Weber. In Florian Henckel von Donnersmarcks Künstlerbiografie Werk ohne Autor spielte er 2018 als ambitionierter Maler Kurt Barnert in der Hauptrolle. 2019 übernahm er in der zweiteiligen Filmbiografie Brecht die Titelrolle des jungen Bertolt Brecht und war in der Filmkomödie Die Goldfische als Banker und Portfoliomanager Oliver Overrath zu sehen. Im November 2019 startete mit dem Filmdrama Lara, indem er an der Seite von Corinna Harfouch den Pianisten die zweite Zusammenarbeit nach Oh Boy zwischen Schilling und Jan-Ole Gerster. In der sechsteiligen deutsch-österreichischen Fernsehserie Ich und die Anderen spielte er 2021 die Serienhauptrolle des jungen Unternehmers Tristan. In Dominik Grafs Filmdrama Fabian oder Der Gang vor die Hunde, das auf den Roman Fabian von Erich Kästner basiert, verkörperte er 2021 die Titelrolle des Germanisten und angehenden Schriftstellers Dr. Jakob Fabian.
Er ist Mitglied im Bundesverband Schauspiel (BFFS).[9]
Musik
Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit ist Tom Schilling auch Frontmann der Band Tom Schilling & The Jazz Kids, die im Mai 2017 ihre erste Tour startete.[10] Im gleichen Jahr veröffentlichten Tom Schilling & The Jazz Kids ihr Debütalbum Vilnius.[11] Im Mai 2021 kündigte Schilling die Zusammenarbeit mit dem Berliner Record Label Virgin Music Label & Artist Services an.[12]
Filmografie
Kinofilme
- 1999: Schlaraffenland
- 2000: Crazy
- 2000: Der Himmel kann warten
- 2001: Herz im Kopf
- 2003: Verschwende deine Jugend
- 2004: Napola – Elite für den Führer
- 2004: Egoshooter
- 2004: Agnes und seine Brüder
- 2004: Kurz – Der Film
- 2006: Elementarteilchen
- 2006: Der Feind im Inneren (Joy Division)
- 2006: Schwarze Schafe
- 2007: Pornorama
- 2007: Neben der Spur
- 2007: Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken
- 2008: Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe
- 2008: Der Baader Meinhof Komplex
- 2009: Mein Kampf
- 2009: Zarte Parasiten
- 2010: Das Leben ist zu lang
- 2012: Oh Boy
- 2012: Ludwig II.
- 2013: Hai-Alarm am Müggelsee
- 2014: Who Am I – Kein System ist sicher
- 2014: Die Kunst des Liebens (Posthumous)
- 2015: Suite française – Melodie der Liebe (Suite française)
- 2015: Die Frau in Gold (Woman in Gold)
- 2015: Tod den Hippies!! Es lebe der Punk
- 2018: Werk ohne Autor
- 2019: Die Goldfische
- 2019: TKKG
- 2019: Lara
- 2020: In Berlin wächst kein Orangenbaum
- 2021: Fabian oder Der Gang vor die Hunde
Fernsehfilme
- 1988: Stunde der Wahrheit
- 2002: Weil ich gut bin!
- 2005: Die letzte Schlacht
- 2007: Einfache Leute
- 2008: Mordgeständnis
- 2010: Ken Folletts Eisfieber
- 2010: Ich, Ringo und das Tor zur Welt
- 2012: Das Adlon. Eine Familiensaga (Dreiteiler)
- 2013: Woyzeck
- 2013: Unsere Mütter, unsere Väter (Dreiteiler)
- 2016: Auf kurze Distanz
- 2016: Die Opfer – Vergesst mich nicht (Dreiteiler)
- 2017: Der gleiche Himmel (Dreiteiler)
- 2019: Brecht (Zweiteiler)
Fernsehserien und -reihen
- 1996: Hallo, Onkel Doc! (Folge Manege frei)
- 1999: Tatort: Kinder der Gewalt
- 2001: Tatort: Tot bist Du!
- 2005: Tatort: Wo ist Max Gravert?
- 2007: KDD – Kriminaldauerdienst (5 Folgen)
- 2008: Tatort: Der frühe Abschied
- 2009: Bloch: Tod eines Freundes
- 2010: Tatort: Am Ende des Tages
- 2010: SOKO Köln (Folge Ein Bund fürs Leben)
- 2011: Polizeiruf 110: Die verlorene Tochter
- 2011: Tatort: Auskreuzung
- 2021: Ich und die Anderen (6 Folgen)
Kurzfilme
- 2002: Mehmet
- 2002: Weichei
- 2002: Schlüsselkinder
- 2002: Fetisch
- 2006: Wigald
Audiografie
- 2003: Die Meute der Mórrígan (Pidge)
- 2003: Das Geheimnis der verborgenen Insel
- 2003: Hanni und Nanni und ihre Gäste (Peter)
- 2008: 19 Minuten von Jodi Picoult (Hörbuch, Charakter-Erzähler: Peter Houghton), der Hörverlag, ISBN 978-3867172523
- 2011: Übernacht (Jan) von Johanna Steiner
- 2012: Als ich meine Eltern verließ von Michel Rostain (Hörbuch)
- 2012: Christoph Buggert: Domino – Regie: Walter Adler (Hörspiel – MDR/WDR)
- 2014: Tom Peukert Autsystem (Jan Lanbecker) – Regie: Nikolai von Koslowski (Radio-Tatort – RBB)
- 2014: In Stahlgewittern von Ernst Jünger (Hörbuch)
- 2017: Vilnius (ft. The Jazz Kids)
Auszeichnungen
- 2000: Bayerischer Filmpreis als Bester Nachwuchsdarsteller für Crazy
- 2005: Undine Award
- Bester jugendlicher Charakterdarsteller für Napola – Elite für den Führer
- Publikumspreis
- 2008: Deutscher Fernsehkrimipreis, Sonderpreis für herausragende schauspielerische Leistung in Tatort – Der frühe Abschied
- 2012: Internationales Filmfest Oldenburg: Seymour-Cassel-Award für herausragende schauspielerische Leistung in Oh Boy
- 2013: Bayerischer Filmpreis in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Oh Boy
- 2013: Deutscher Filmpreis in der Kategorie Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle für Oh Boy
- 2013: Bayerischer Fernsehpreis Sonderpreis der Jury für die darstellerische Leistung in Unsere Mütter, unsere Väter (gemeinsam mit Katharina Schüttler, Miriam Stein, Volker Bruch und Ludwig Trepte)
- 2013: Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie „Schauspieler Hauptrolle“ für Unsere Mütter, unsere Väter
- 2013: Bambi in der Kategorie „Schauspieler National“ für Unsere Mütter, unsere Väter
Literatur
- Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 362 ff.
Weblinks
- Literatur von und über Tom Schilling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tom Schilling in der Internet Movie Database (englisch)
- Tom Schilling bei filmportal.de (mit Fotogalerie)
- Tom Schilling in der Deutschen Synchronkartei
- Agenturprofil bei der Agentur Players, abgerufen am 22. Dezember 2020
- FAZ.net: Interview (September 2014)[13]
Einzelnachweise
- Tom Schilling im Munzinger-Archiv, abgerufen am 29. März 2013 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Berlin-Film mit Tom Schilling kommt in US-Kinos, abgerufen am 7. Juli 2014.
- Annie Schilling. Abgerufen am 14. Juni 2020.
- Interview Tom Schilling im ZDF-Morgenmagazin 27.3.2017. (Nicht mehr online verfügbar.) 27. März 2017, archiviert vom Original am 2. April 2017; abgerufen am 1. April 2017.
- Sie haben geheiratet. Abgerufen am 14. Juni 2020.
- TV Today, Beilage F.F.dabei Nr. 7/2014
- Peter Zander: Robert Stadlober und Tom Schilling: "Du passt viel besser für die Rolle". In: DIE WELT. 6. August 2007 (welt.de [abgerufen am 6. August 2007]).
- European Film Academy European Film Awards Nominations for the European Film Awards 2013, abgerufen am 10. November 2013.
- BFFS: Mitgliederliste, Bundesverband Schauspiel, abgerufen am 14. Dezember 2015.
- Waleczek, Agata: „Etwas sehr Melancholisches steckt in mir drin“ , auf: jetzt.de vom 21. April 2017, abgerufen am 3. Oktober 2018.
- Vilnius. Abgerufen am 26. Mai 2021.
- Virgin Music arbeitet mit Tom Schilling an neuem Album. Abgerufen am 26. Mai 2021.
- Printversion: FAS 21. September 2014, Seite 48