Tibiri (Maradi)
Tibiri, früher auch Chibiri und Tsibiri, ist eine Landgemeinde im Departement Guidan Roumdji in Niger. Sie ist der Sitz des Sultans von Gobir.
Landgemeinde Tibiri | |||
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Koordinaten | 13° 34′ N, 7° 3′ O | ||
Basisdaten | |||
Staat | Niger | ||
Maradi | |||
Departement | Guidan Roumdji | ||
Einwohner | 125.806 (2012) |
Geographie
Tibiri liegt in der Großlandschaft Sudan und grenzt im Südwesten an den Nachbarstaat Nigeria. Die Nachbargemeinden in Niger sind Chadakori und Guidan Sori im Norden, Maradi und Saé Saboua im Osten sowie Safo und Sarkin Yamma im Südosten.
Das Gemeindegebiet ist in 84 administrative Dörfer, 15 traditionelle Dörfer, 31 Weiler und fünf Lager gegliedert.[1] Südwestlich des Ortszentrums befindet sich das Flussbett des Trockentals Goulbi de Maradi. Auf der gegenüberliegenden Seite, im Nordosten, führt die Nationalstraße 1 am Ortszentrum vorbei. Tibiri ist halbkreisförmig angelegt, wobei das Straßennetz strahlenförmig von einem Mittelpunkt ausgeht.
Geschichte
Tibiri wurde im Jahr 1836 unter dem Herrscher Mayaki als neue Hauptstadt des Hausastaats Gobir gegründet, die dessen im 18. Jahrhundert gegründete alte Hauptstadt Alkalawa im heutigen Nigeria ersetzte. 1899 erreichte die französische Mission Voulet-Chanoine die Stadt. Wenige Jahre später geriet Tibiri unter französische Herrschaft. Das Amt des traditionellen Herrschers von Gobir blieb weiterhin bestehen, auch nach der Unabhängigkeit Nigers, wobei es sich zunehmend auf rein repräsentative Funktionen beschränkte. Bereits in der Kolonialzeit ging folglich die politische Bedeutung Tibiris verloren, erhalten geblieben ist jedoch die herausragende kulturelle Bedeutung des Orts für die Hausa.
Bis 1972 hatten in Niger nur die Großstädte Niamey, Maradi, Tahoua und Zinder den Status einer eigenständigen Gemeinde. In diesem Jahr wurde Tibiri zeitgleich mit sechs weiteren nigrischen Orten zur Gemeinde erhoben.[2] 1985 trat in Zusammenhang mit erhöhten Fluorwerten in der kommunalen Wasserversorgung erstmals das Tibiri-Syndrom in Erscheinung. Die Erkrankung trat bei Kindern im Alter von bis zu fünf Jahren auf und äußerte sich unter anderem in Minderwuchs, Missbildungen des Kopfes und Zahnverfärbungen. Über einen Zeitraum von 16 Jahren wurden mehr als 10.000 Kinder Opfer des Tibiri-Syndroms.[3] Die Regierung Nigers erhob 2010 den traditionellen Herrscher von Gobir zum Sultan.[4]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2001 hatte Tibiri 82.053 Einwohner.[5] Bei der Volkszählung 2012 betrug die Einwohnerzahl 125.806.[6] 95 % der Bevölkerung gehören der Volksgruppe der Hausa an, darunter gibt es auch assimilierte Kanuri. Fulbe stellen 3 % und Tuareg 2 % der Bevölkerung.[3]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Alljährlich findet bei einem saisonalen See zwölf Kilometer östlich von Tibiri eine große traditionell religiöse Zeremonie von überregionaler Bedeutung statt. Zu den Sehenswürdigkeiten in Tibiri zählen die chefferie traditionnelle, das ist der Sitz des Sultans, sowie der Palast der Herrscherin von Gobir.[3]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Lage Tibiris in der Sudanregion schafft für nigrische Verhältnisse günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Mehr als 90 % der Bevölkerung betreiben traditionellen Ackerbau. Zur Eigenversorgung werden Hirse und Sorghum angebaut. Die Kultivierung von Erderbsen, Erdnüssen, Sauerampfer und Sesam geschieht hingegen vor allem zu Handelszwecken. Die Viehzucht umfasst Geflügel, Rinder, Esel, Pferde, Kamele, Schafe und Ziegen. Von besonderer wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung ist eine vor allem in Tibiri gezüchtete robuste rothaarige Ziegenart (chèvre rousse de Maradi).[3]
Der Markttag in Tibiri ist der Mittwoch.[7] Wichtige Güter des blühenden informellen Handels sind Vieh und Artikel des täglichen Gebrauchs wie Zucker, Reis, Weizenmehl, Tee, Hygieneartikel und Kleidung. Es gibt verschiedene Handwerksbetriebe wie Schmiede, Schuhmacher, Töpfer und Weber.
Zu den zahlreichen infrastrukturellen Problemen zählen zum Teil gravierende Mängel bei der Wasserversorgung, Kanalisation, Straßenbeleuchtung und Qualität des Straßenbelags, schlechter Zugang zu Gesundheitseinrichtungen sowie zu geringe Qualifikation der Arbeitskräfte. Unvorteilhaft ist auch das Fehlen einer Brücke über den Goulbi de Maradi.[3]
Einzelnachweise
- Répertoire National des Communes (RENACOM). Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010.
- Historique de la décentralisation au Niger (Memento des Originals vom 18. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 93 kB). Website des Programme nigéro-allemand de lutte contre la pauvreté dans les zones de Tillabéri et Tahoua-Nord, veröffentlicht im Mai 2008, abgerufen am 21. Januar 2012.
- Présentation de la commune de Tibiri-Gobir (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Website der ANIYA Coopération Décentralisée Niger-France, abgerufen am 27. Januar 2011.
- Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 978-0-8108-6094-0, S. 118.
- Institut Nationale de la Statistique du Niger (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendance du Niger. Niamey 2010 (Online-Version; PDF; 3,1 MB), S. 55.
- Présentation des résultats globaux définitifs du Quatrième (4ème) Recensement Général de la Population et de l’Habitat (RGP/H) de 2012. (PDF) Institut National de la Statistique, 2014, abgerufen am 21. April 2014 (französisch).
- Jolijn Geels: Niger. Bradt, Chalfont St Peter 2006, ISBN 1-84162-152-8, S. 210.