Thyssenkrupp Steel Europe
Die thyssenkrupp Steel Europe AG, mit Sitz in Duisburg, ist die Führungsgesellschaft des Segments Stahl der ThyssenKrupp AG. Die Kerngeschäftsfelder sind die Stahlerzeugung und die Herstellungen von Flachprodukten aus Qualitätsstahl, sowie die Erbringung von Dienstleistungen im Stahlbereich.
thyssenkrupp Steel Europe AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Sitz | Duisburg |
Leitung | Bernhard Osburg (Sprecher des Vorstands) |
Mitarbeiterzahl | 27.434 (Gj.2019/2020) |
Umsatz | 7,269 Mrd. EUR (Gj. 2019/2020) |
Branche | Stahlindustrie |
Website | https://www.thyssenkrupp-steel.com/de/ |
Stand: 30. September 2020 |
Gliederung und Standorte
Der Konzern gliedert sich in die so genannten Business Units Corporate, Steelmaking, Industry, Auto und Processing. Zu den Tochterunternehmen gehören unter anderem die börsennotierte Eisen- und Hüttenwerke Aktiengesellschaft sowie die Rasselstein GmbH in Andernach,[1] und die Eisenbahn und Häfen GmbH in Duisburg. Das Unternehmen ist des Weiteren an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (3.300 Mitarbeiter) in Duisburg beteiligt. Ein weiterer Standort des Unternehmens ist das Dortmunder Oberflächenzentrum auf dem Gelände der Westfalenhütte. Zur europäischen Stahlsparte von ThyssenKrupp gehört unter anderem die August Thyssen-Hütte in Duisburg-Bruckhausen mit 14.000 Mitarbeitern (zuzüglich Partner + Fremdfirmen). Mit einer Fläche von ca. 10 km² ist das Stahlwerk fast fünfmal so groß wie Monaco. Im Duisburger Süden ist mit dem Grobblech-Walzwerk, mit knapp 1.200 Mitarbeitern, ein weiterer Standort vorhanden. Kaltgewalzter Flachstahl macht 70 % des Produktmixes von ThyssenKrupp Steel Europe aus,[2] insgesamt gehen 57 % der Produkte in den Fahrzeugbau (Stand 2014).
2018 hat thyssenkrupp im 160 km nordöstlich von Mumbai gelegenen Nashik (Indien) eine Anlage zur Herstellung von kornorientiertem Elektroband in Betrieb genommen.[3]
Stahlerzeugung bei der thyssenkrupp Steel Europe
Bei der ThyssenKrupp Steel Europe AG wird Stahl auf der klassischen Hochofenroute gewonnen. Die Hochöfen des Unternehmens stehen allesamt im Duisburger Norden in den Stadtteilen Hamborn (ThyssenKrupp-Stahlwerk Schwelgern) und Bruckhausen. Im Februar 2008 wurde in Hamborn mit dem in Rot-Tönen auffällig gestalteten Hochofen 8 eine der modernsten Anlagen dieser Art eingeweiht. Der Standort Duisburg ist damit eines der größten integrierten Hüttenwerke der Welt und damit auch einer der größten regionalen Arbeitgeber.
Im Rahmen einer Wachstumsstrategie baute das Unternehmen ein neues Hüttenwerk in Brasilien (ThyssenKrupp CSA) und einen Weiterverarbeitungsstandort in Mobile (Alabama). Beide Werke erwirtschafteten seit Inbetriebnahme erhebliche Verluste und wurden im Jahr 2012 zum Verkauf angeboten. Das Stahlwerk in Alabama wurde im November 2013 von einem Joint Venture der Konkurrenten ArcelorMittal und Nippon Steel-Sumitomo Metal Industries erworben.[4] Das Stahlwerk in Brasilien wurde zunächst in das Geschäftsfeld „ThyssenKrupp Steel Americas“ ausgegliedert und Anfang 2017 für 1,5 Milliarden € von dem argentinischen Stahlkonzern Ternium übernommen[5]. ThyssenKrupp Steel Europe und ThyssenKrupp Steel Americas erzeugten 2014 zusammen 16,3 Mio. t Stahl.[6] Der in Deutschland produzierte Anteil (inkl. HKM-Anteil) liegt bei 12,3 Mio. Tonnen Rohstahl. Hierzu werden täglich ca. 60.000 Tonnen Erz und Kohle verarbeitet.[7]
Jüngere Geschichte
Tuchfilteranlage
Am 16. Mai 2017 hat thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg die weltweit größte Tuchfilteranlage für die Sintererzeugung in Betrieb genommen. Sie entstaubt stündlich bis zu 1,3 Millionen Kubikmeter Abluft, die beim Sintern – also beim Vermengen und Zusammenbacken von feinkörnigen Eisenerzen mit Koks und anderen Stoffen wie Kalk – entsteht. Mehr als 44.000 extrem feine Filterschläuche und ein 45.000 Quadratmeter großer Tuchfilter sorgen dafür, dass kaum Staub in die Außenluft gerät. Thyssenkrupp Steel Europe hat rund 46 Millionen Euro in die neue Filteranlage investiert. Weitere 19 Millionen Euro flossen in die Modernisierung des Sinterprozesses. Dies ist bereits der zweite Gewebefilter innerhalb der Anlage, bis 2020 soll ein dritter gebaut werden.
Gescheiterte Fusion mit Tata Steel
Am 20. September 2017 gab die thyssenkrupp AG bekannt, die europäischen Stahlaktivitäten mit Tata Steel in einem Joint Venture zusammenschließen zu wollen. Nach erfolgter Fusion soll der Konzernsitz nach Amsterdam in die Niederlande verlagert werden und der künftige Konzernname thyssenkrupp Tata Steel B.V. lauten.[8] Am 30. Juni 2018 haben thyssenkrupp und Tata Steel einen bindenden Vertrag zur Schaffung des neuen Joint Ventures unterschrieben.[9] Am 11. Juni 2019 veröffentlichte die EU-Kommission ihre Entscheidung, die geplante Fusion wegen Wettbewerbsbedenken nicht zu genehmigen.[10]
Übernahmeangebot von Liberty Steel
Im Oktober 2020 wurde ein Übernahmeangebot der Liberty Steel Group für Thyssenkrupp Steel Europe bekannt.[11] Im Vorfeld forderten die IG Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp Steel Europe einen Staatseinstieg. Dieser wurde vorerst vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bund abgelehnt.[12]
Grüner Stahl
Thyssenkrupp plant, bis 2025[13] eine Direktreduktionsanlage mit Einschmelzaggregat mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen Roheisen zu bauen. Darin soll mittels Wasserstoff und Ökostrom CO2-freier Stahl hergestellt werden.[14] Für die Anlage werden etwa 1 Mrd. Euro investiert.[15] Bis 2030 sollen 3 Millionen Tonnen grüner Stahl produziert werden – bei Investitionen von rund 2 Milliarden Euro.[16] Neuere Aussagen beziffern die Gesamtinvestitionen auf 3,5 Milliarden Euro.[17]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Organigramm der Eisen- und Hüttenwerke Aktiengesellschaft, Andernach, im ThyssenKrupp-Konzern (PDF)
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Unternehmenspräsentation S. 54
- http://www.stahl-online.de/index.php/indien-tk-nimmt-produktionsanlage-fuer-elektroband-in-betrieb/
- Pressemitteilung vom 29. November 2013
- Weiterer Meilenstein bei Strategischer Weiterentwicklung erreicht: thyssenkrupp verkauft brasilianisches Stahlwerk CSA an Ternium. Abgerufen am 1. April 2017.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 23. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Thyssen-aendert-Logistik-nach-Rhein-Niedrigwasser-article20879437.html
- Gemeinsamer Stahl: Thyssen und Tata sind kurz davor. In: FAZ.net, abgerufen am 26. März 2018.
- Tata Steel und thyssenkrupp unterschreiben bindenden Vertrag zur Schaffung eines neuen europäischen Stahl Champions
- http://europa.eu/newsroom/rapid-failover/ip-19-2948_de.pdf
- Liberty greift nach Thyssen-Stahl - Jubel und Entsetzen In: reuters.com, abgerufen am 17. Oktober 2020.
- Land steigt nicht bei ThyssenKrupp ein In: tagesschau.de, abgerufen am 18. Dezember 2020.
- https://www.thyssenkrupp-steel.com/de/newsroom/pressemitteilungen/bluemint-steel-thyssenkrupp-steel-startet-produktion-von-staehlen-mit-verminderter-co2-intensitaet.html
- https://www.thyssenkrupp.com/de/newsroom/pressemeldungen/pressedetailseite/elektro-roheisen-aus-hochofen-20--thyssenkrupp-stellt-bundeswirtschaftsminister-altmaier-und-ministerprasident-laschet-innovatives-konzept-zur-grunen-transformation-der-stahlhutte-duisburg-vor-85722
- https://www.sueddeutsche.de/wissen/stahl-wasserstoff-klimawandel-1.5065080
- https://www.pressebox.de/pressemitteilung/thyssenkrupp-steel-europe-ag/Gruener-Stahl-als-Chance-fuer-das-Ruhrgebiet-NRW-Politik-IG-Metall-und-thyssenkrupp-draengen-auf-Transformation-zur-klimaneutralen-Stahlproduktion/boxid/1060792
- https://www.waz.de/staedte/duisburg/thyssenkrupp-neuer-hubbalkenofen-fuer-bessere-bleche-id234513547.html