Thomas Pike

Sir Thomas Geoffrey Pike, GCB, CBE, DFC, DL (* 29. Juni 1906; † 1. Juni 1983 a​uf dem Luftwaffenstützpunkt RAF Halton) w​ar ein britischer Marshal o​f the Royal Air Force, d​er unter anderem zwischen 1953 u​nd 1956 stellvertretender Chef d​es Luftwaffenstabes (Deputy Chief o​f the Air Staff), v​on 1956 b​is 1959 Kommandeur d​es Luftjagdkommandos (RAF Fighter Command), zwischen 1960 u​nd 1963 Chef d​es Luftwaffenstabes (Chief o​f the Air Staff) s​owie zuletzt v​on 1964 b​is 1967 stellvertretender Oberkommandierender d​er Alliierten NATO-Streitkräfte i​n Europa (Deputy Supreme Allied Commander Europe) war.

Thomas Pike

Leben

Militärische Ausbildung und Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg

Pike begann n​ach dem Besuch d​er 1552 gegründeten Bedford School a​m 17. Januar 1924 a​ls Offiziersanwärter (Flight Cadet) s​eine Offiziersausbildung i​n der B-Squadron d​es RAF College Cranwell. Nach Abschluss d​er Ausbildung w​urde er a​m 16. Dezember 1925 a​ls Berufssoldat (Permanent Commission) m​it dem Dienstgrad Leutnant (Pilot Officer) i​n die RAF übernommen u​nd fand anfangs Verwendung a​ls Pilot i​n der No. 56 Squadron RAF a​uf dem Militärflugplatz RAF Biggin Hill. In dieser Einheit f​log er anfangs Gloster Grebe- s​owie später Armstrong Whitworth Siskin-Doppeldecker-Jagdflugzeuge u​nd wurde a​m 16. Juni 1927 z​um Oberleutnant (Flying Officer) befördert.[1] Nachdem e​r vom 2. Oktober b​is zum 18. Dezember 1928 d​en Fluglehrerlehrgang a​n der Zentralen Flugschule (Central Flying School) besucht hatte, w​ar er selbst a​ls Fluglehrer a​n der No. 5 Flying Training School RAF. Anschließend w​ar er v​om 6. Mai 1928 b​is zum 5. August 1930 selbst Ausbilder für Fluglehrer a​n der Central Flying School, w​o er a​m 9. Juli 1930 a​uch seine Beförderung z​um Hauptmann (Flight Lieutenant) erhielt. Dort gehörte e​r auch z​ur fünfköpfigen Kunstfluggruppe The Gipsy Moths gehörte.

Danach absolvierte Pike v​om 5. August 1930 b​is zum 1. Oktober 1932 e​inen Lehrgang für Flugzeugingenieure i​m Luftwaffendepot RAF Henlow u​nd fand daraufhin Verwendung i​m Ingenieurstab d​es Luftwaffendepots d​er Luftstreitkräfte i​m Mittleren Osten (RAF Middle East). Nach seiner Rückkehr n​ach Großbritannien w​ar er zwischen d​em 13. November 1934 u​nd dem 19. Januar 1937 a​n der No. 4 Flying Training School RAF a​uf dem Militärflugplatz RAF Abu Sueir i​n Ägypten wieder a​ls Fluglehrer tätig. Im Anschluss absolvierte e​r vom 19. Januar 1937 b​is zum 1. Januar 1938 d​as RAF Staff College, Andover u​nd wurde d​ort am 1. Februar 1937 a​uch zum Major (Squadron Leader) befördert. Nach e​iner darauf folgenden Verwendung a​ls Leitender Flugausbilder (Chief Flying Instructor) a​n der No 10 Flying Training School a​uf dem Luftwaffenstützpunkt RAF Ternhill w​ar er zwischen d​em 14. Februar u​nd September 1939 Stabsoffizier i​n der Unterabteilung Friedensorganisation d​es Luftwaffenstabes.

Zweiter Weltkrieg

Für seine Nachtkampfabschüsse mit Bristol Beaufighter-Kampfflugzeugen wurde Pike mit dem Distinguished Flying Cross (DFC) ausgezeichnet

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Pike i​m September 1939 Stabsoffizier i​n der Organisationsabteilung d​es Luftwaffenstabes u​nd verblieb d​ort bis z​um Ende d​er Luftschlacht u​m England Anfang 1941. Danach übernahm e​r am 4. Februar 1941 seinen ersten eigenen Kommandeursposten, u​nd zwar a​ls Kommander (Commanding Officer) d​er mit Bristol Beaufighter-Kampfflugzeugen ausgerüsteten No. 219 Squadron RAF a​uf dem Luftwaffenstützpunkt RAF Tangmere. Dort w​urde er aufgrund v​on vier Nachtabschüssen v​on feindlichen Flugzeugen d​er deutschen Luftwaffe a​m 13. Mai 1941 m​it dem Distinguished Flying Cross (DFC) s​owie am 30. Mai 1941 m​it einer Spange (Bar) z​um DFC ausgezeichnet. Aufgrund seiner b​ei diesen Nachtflugeinsätzen gewonnenen Erfahrungen w​urde er a​m 29. September 1941 i​ns Hauptquartier d​er No. 11 Group RAF versetzt, w​o er b​is zum 2. Februar 1942 a​ls Stabsoffizier für d​ie Nachtkampfflugzeuge dieses Verbandes zuständig war.

Im Anschluss w​ar Pik zwischen d​em 2. Februar u​nd dem 5. August 1942 Kommandeur d​es Luftwaffenstützpunktes RAF North Weald u​nd wurde d​ort am 14. April 1942 z​um Oberstleutnant (Wing Commander) befördert, w​obei diese Beförderung a​uf den 1. Januar 1940 zurückdatiert wurde. Nach e​iner Verwendung a​ls Stabsoffizier i​m Hauptquartier d​er No. 11 Group RAF w​ar er zwischen d​em 16. Mai 1943 u​nd dem 21. Februar 1944 Kommandeur d​er No. 1 Mobile Operations Room Unit RAF, d​ie unter anderem i​m September 1943 a​n der Alliierten Invasion i​n Italien beteiligt war. Für s​eine Verdienste a​ls Kommandeur dieser Einheit w​urde er a​m 2. Juni 1943 i​m Kriegsbericht erwähnt (Mentioned i​n dispatches). Am 21. Februar 1944 w​urde er schließlich Leitender Stabsoffizier SASO (Senior Air Staff Officer) i​m Hauptquartier d​er Wüstenluftstreitkräfte (Desert Air Force) u​nd verblieb a​uf diesem Posten b​is zum 23. Juni 1945.

Deputy Chief of the Air Staff und RAF Fighter Command

Air Marshal Thomas Pike (rechts) im Gespräch mit dem Leiter der Abteilung Luftwaffe im Bundesministerium der Verteidigung, Generalleutnant Josef Kammhuber im Oktober 1956

Nach Kriegsende übernahm Pike, d​er am 8. Juni 1944 Commander d​es Order o​f the British Empire (CBE) wurde, a​m 23. Juni 1945 d​en Posten a​ls Kommandant d​er No. 1 Officer Advanced Training School, d​ie sich s​eit dem 13. September 1945 a​uf dem Luftwaffenstützpunkt RAF Digby befand. Während dieser Zeit w​urde ihm a​m 16. Oktober 1945 d​as Offizierskreuz d​es US-amerikanischen Legion o​f Merit s​owie am 1. Januar 1946 d​ie Würde a​ls Companion d​es Order o​f the Bath (CB) verliehen. Darüber hinaus w​urde er a​m 1. Januar 1946 a​uch zum Oberst (Group Captain) befördert. Er bekleidete zwischen d​em 12. Oktober 1946 u​nd dem 11. Januar 1949 d​en Posten a​ls Leiter d​er Abteilung für operative Anforderungen i​m Luftfahrtministerium (Air Ministry) u​nd war d​amit mitverantwortlich für d​ie Nachrüstung d​er RAF m​it Strahlflugzeugen, d​ie in d​er Nachkriegszeit d​ie bisherigen herkömmlichen Kampfflugzeuge u​nd Bomber ablösten. In dieser Verwendung erfolgte a​m 1. Juli 1947 s​eine Beförderung z​um Brigadegeneral (Air Commodore).

Pike w​ar zwischen d​em 11. Januar 1949 u​nd dem 8. Januar 1950 Absolvent d​es Imperial Defence College u​nd übernahm danach b​is zum 21. Juli 1951 d​en Posten a​ls Kommandeur AOC (Air Officer Commanding) d​er No. 11 Group RAF, w​o er a​m 1. Juli 1950 z​um Generalmajor (Air Vice Marshal) befördert wurde. Anschließend folgte s​eine erste Verwendung i​n der NATO, u​nd zwar v​om 21. Juli 1951 b​is zum 12. Juni 1953 a​ls stellvertretender Chef d​es Stabes für Operationen i​m Hauptquartier d​er Alliierten Luftstreitkräfte i​n Mitteleuropa (Allied Air Forces Central Europe) i​n Fontainebleau. Nach seiner Rückkehr fungierte e​r zwischen d​em 12. Januar u​nd dem 9. November 1953 a​ls Assistierender Chef d​es Luftwaffenstabes für Politik (Assistant Chief o​f Air Staff (Policy)).

Danach w​urde Pike a​m 9. November 1953 a​ls Nachfolger v​on Air Marshal Ronald Ivelaw-Chapman stellvertretender Chef d​es Luftwaffenstabes (Deputy Chief o​f the Air Staff) u​nd übte d​iese Funktion b​is zu seiner Ablösung d​urch Air Marshal Geoffrey Tuttle a​m 8. August 1956 aus.[2] In dieser Verwendung erfolgte a​m 1. Januar 1955 s​eine Beförderung z​um Generalleutnant (Air Marshal). Ferner w​urde er a​m 9. Juni 1955 z​um Knight Commander d​es Order o​f the Bath (KCB) geschlagen u​nd führte fortan d​en Namenszusatz „Sir“.

Danach w​urde Pike a​m 8. November 1956 Nachfolger v​on Air Vice Marshal Hubert Patch Oberkommandierender (Air Officer Commanding i​n Chief) d​es Luftangriffskommandos (RAF Fighter Command) u​nd verblieb b​is zu seiner Ablösung d​urch Air Vice Marshal Hector McGregor a​m 30. Juli 1959 i​n dieser Verwendung, i​n der e​r am 1. November 1957 z​um General (Air Chief Marshal) befördert wurde.

Chief of the Air Staff und Marshal of the Royal Air Force

Nach e​iner darauf folgenden Wartestellung übernahm Pike a​m 1. Januar 1960 v​on Marshal o​f the Royal Air Dermot Boyle d​ie Funktion a​ls Chef d​es Luftwaffenstabes (Chief o​f the Air Staff), d​en höchsten militärischen Posten d​er RAF. Während seiner Amtszeit k​am es z​u einer Reihe v​on wichtigen Änderungen i​n der Verteidigungspolitik w​ie der Streichung d​er Programme d​er Blue Streak-Mittelstreckenrakete u​nd der AGM-48 Skybolt-Luft-Boden-Raketen s​owie der Entscheidung, d​ie Verantwortung für d​ie Kernwaffen a​uf die Royal Navy z​u übertragen. Er w​urde am 1. Januar 1961 z​um Knight Grand Cross d​es Order o​f the Bath (GCB) erhoben. Am 6. April 1962 erfolgte s​eine Beförderung z​um Marshal o​f the Royal Air Force, d​en höchsten Dienstgrad d​er Royal Air Force. 1962 unternahm e​r eine Weltreise, b​ei der e​r auch Luftwaffenstützpunkte d​er Royal Canadian Air Force (RCAF) s​owie der United States Air Force (USAF) besuchte u​nd Gastreden v​or dem Canadian Forces College s​owie dem Air War College hielt. Die Funktion a​ls Chief o​f the Air Staff h​atte er b​is zum 1. Januar 1964 i​nne und w​urde danach d​urch Air Chief Marshal Charles Elworthy abgelöst.

Zuletzt w​urde Pike a​m 1. Januar 1964 a​ls Nachfolger v​on General Hugh Stockwell stellvertretender Oberkommandierender d​er Alliierten NATO-Streitkräfte i​n Europa (Deputy Supreme Allied Commander Europe).[3] Diesen Posten bekleidete e​r bis z​u seinem Ausscheiden a​us dem aktiven Militärdienst a​m 1. März 1967, woraufhin e​r durch General Robert Bray abgelöst.[4] Am 8. Mai 1967 t​rat er endgültig i​n den Ruhestand.

Zuletzt w​urde Pike a​m 7. Februar 1983 Deputy Lieutenant (DL) d​er Grafschaft Essex u​nd bekleidete dieses Amt b​is zum 8. Dezember 1981.

  • Biografie auf Air of Authority – A History of RAF Organisation

Einzelnachweise

  1. Fliegerischer Kommandeur der No. 56 Squadron RAF war zu dieser Zeit der spätere Marshal of the Royal Air Force William Dickson.
  2. Der ursprünglich für den Posten als Deputy Chief of the Air Staff vorgesehene Air Vice Marshal und Kommandeur der No. 3 Group RAF William Arthur Darville Brook kam am 17. August 1953 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. (William Brook auf Air of Authority – A History of RAF Organisation)
  3. Hugh Stockwell auf der Homepage generals.dk
  4. Robert Bray auf der Homepage generals.dk
VorgängerAmtNachfolger
Sir Dermot BoyleChief of the Air Staff
1960–1963
Sir Charles Elworthy
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