Supreme Allied Commander Europe

Der Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) war ursprünglich der Oberkommandierende des strategischen NATO-Kommandos Europa und ist seit 2004 der militärstrategisch verantwortliche Oberbefehlshaber des Bündnisses für Operationen. Das Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE, deutsch etwa Alliiertes Hauptquartier Europa) unterstützt den SACEUR bei der Wahrnehmung seiner Verantwortung. Des Weiteren ist das NATO Special Operations Headquarters dem SACEUR unterstellt. Zugleich ist der SACEUR der Kommandeur des US European Command (USEUCOM) und damit immer ein US-amerikanischer General oder Admiral.

Entstehung

Ursprünglich war das strategische NATO-Oberkommando geteilt in die Verantwortungsbereiche „Europa“ und „Atlantik“ (Supreme Allied Commander Atlantic, SACLANT). Der Verantwortungsbereich Europa entstand, als die Staaten des Nordatlantikpaktes Ende des Jahres 1950 übereingekommen waren, Streitkräfte zur Verteidigung Europas, eine sogenannte „integrated force under centralized command and control“ zu bilden.[1] Ein Supreme Commander mit ausreichenden Befugnisse sollte die nationalen (Groß-)Verbände zu einer „effective integrated force“[2] formen. Im Oktober 1954 entschieden die NATO-Staaten, dass alle im Befehlsbereich Allied Command Europe stationierten Streitkräfte dem Obersten Alliierten Befehlshaber Europa (SACEUR) zu unterstellen. Die Dislozierung aller SACEUR unterstellten Streitkräfte hatte in Übereinstimmung mit der Bündnisstrategie zu erfolgen. Weiterhin konnte der SACEUR die ihm unterstellten Streitkräfte nicht ohne Zustimmung der jeweiligen Regierungen umdislozieren oder operativ einsetzen.[3]

Im Frieden besaßen der SACEUR und die ihm nachgeordneten NATO-Befehlshaber keine Befehlsgewalt über deutsche Verbände. Er konnte nur die Befugnisse wahrnehmen, die die Eingliederung der deutschen Truppen in die „integrated force“ organisatorisch und ausbildungsmäßig sicherstellten. Erst mit der Übernahme des „operational command“[2], die die Zustimmung der Bundesregierung voraussetzt, erhielt der SACEUR die Befehlsgewalt über zugeordnete deutsche Streitkräfteverbände. Dabei bezieht sich das „operational command“ auf das Feld der militärischen Operationsführung.[4]

Die Trennung zwischen den Verantwortungsbereichen „Europa“ und „Atlantik“ wurde jedoch 2003 aufgehoben, und der Posten des SACLANT aufgegeben. Infolgedessen wurde ein neuer Kommandobereich geschaffen: Supreme Allied Commander Transformation (dt. etwa Oberkommandierender für Transformation, SACT), welcher sich mit der Wandlung und Anpassung der NATO-Strukturen an neue Umstände befasst. SACT war bis 2009 auch Kommandeur des US Joint Forces Command (dt. etwa Kommando Gemeinsame Streitkräfte der USA).

Der SACEUR behielt nun aus Tradition das „Europe“ in seinem Titel, seine Kompetenzen umfassen seit dem jedoch alle NATO-Operationen.

Kompetenzen und Stellvertreter

Der SACEUR ist verantwortlich für die Planung, Vorbereitung und Führung aller vom NATO-Rat autorisierter NATO-Operationen auf der strategischen Führungsebene. Er ist beteiligt an der Entwicklung von militärpolitischen Konzepten des Bündnisses und berät den NATO-Militärausschuss sowie den NATO-Generalsekretär aus militärstrategischer Sicht.

Dem SACEUR vorgesetzt ist das NATO-Hauptquartier in Brüssel mit dem Vorsitzenden des Militärausschusses in seiner militärpolitischen Funktion und dem NATO-Rat mit dem Generalsekretär an der Spitze in seiner politischen Rolle. Als Vertreter des SACEUR fungiert ein britischer General, (DSACEUR/Deputy SACEUR). Ein deutscher General ist Chef des Stabes von SHAPE (engl. COS). Von 1979 bis zum Ende der 1990er gab es jeweils zwei Stellvertreter, die Positionen DSACEUR und COS rotierten zwischen Großbritannien und Deutschland. Zum ersten SACEUR wurde 1951 Dwight D. Eisenhower berufen. Der erste deutsche DSACEUR war von 3. Januar 1978 bis 1. April 1980 General Gerd Schmückle.

Liste der SACEUR

Nr. Name Bild Beginn der Berufung Ende der Berufung
19 Tod D. Wolters (USAF) 3. Mai 2019
18 Curtis M. Scaparrotti (USA) 4. Mai 2016 3. Mai 2019
17 Philip M. Breedlove (USAF) 13. Mai 2013 4. Mai 2016
16 James G. Stavridis (USN) 2. Juli 2009 13. Mai 2013
15 Bantz J. Craddock (USA) 7. Dezember 2006 2. Juli 2009
14 James L. Jones (USMC) 17. Januar 2003 7. Dezember 2006
13 Joseph W. Ralston (USAF) 3. Mai 2000 17. Januar 2003
12 Wesley K. Clark (USA) 11. Juli 1997 3. Mai 2000
11 George A. Joulwan (USA) 22. Oktober 1993 11. Juli 1997
10 John M. Shalikashvili (USA) 23. Juni 1992 22. Oktober 1993
9 John R. Galvin (USA) 26. Juni 1987 23. Juni 1992
8 Bernard W. Rogers (USA) 1. Juli 1979 26. Juni 1987
7 Alexander M. Haig, Jr. (USA) 15. Dezember 1974 1. Juli 1979
6 Andrew J. Goodpaster (USA) 1. Juli 1969 15. Dezember 1974
5 Lyman L. Lemnitzer (USA) 1. Januar 1963 1. Juli 1969
4 Lauris Norstad (USAF) 20. November 1956 1. Januar 1963
3 Alfred M. Gruenther (USA) 11. Juli 1953 20. November 1956
2 Matthew B. Ridgway (USA) 30. Mai 1952 11. Juli 1953
1 Dwight D. Eisenhower (USA) 2. April 1951 30. Mai 1952

Seit General Ridgway ist der SACEUR auch Kommandeur des US European Command.

Einzelnachweise

  1. Walter Schwengler: Sicherheit vor Deutschland. Völkerrechtliche Bindungen der Bundesrepublik Deutschland nach den Pariser Verträgen von 1954. In: Bruno Thoß (Hrsg.): Vom Kalten Krieg zur deutschen Einheit. Analysen und Zeitzeugenberichte zur deutschen Militärgeschichte 1945 bis 1955. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. München 1995, S. 105.
  2. Walter Schwengler: Sicherheit vor Deutschland. Völkerrechtliche Bindungen der Bundesrepublik Deutschland nach den Pariser Verträgen von 1954. In: Bruno Thoß (Hrsg.): Vom Kalten Krieg zur deutschen Einheit. Analysen und Zeitzeugenberichte zur deutschen Militärgeschichte 1945 bis 1955. München 1995, S. 105.
  3. Walter Schwengler: Sicherheit vor Deutschland. Völkerrechtliche Bindungen der Bundesrepublik Deutschland nach den Pariser Verträgen von 1954. In: Bruno Thoß (Hrsg.): Vom Kalten Krieg zur deutschen Einheit. Analysen und Zeitzeugenberichte zur deutschen Militärgeschichte 1945 bis 1955. München 1995, S. 105.
  4. Vgl. Walter Schwengler, Sicherheit vor Deutschland. Völkerrechtliche Bindungen der Bundesrepublik Deutschland nach den Pariser Verträgen von 1954, in: Bruno Thoß (Hrsg.): Vom Kalten Krieg zur deutschen Einheit. Analysen und Zeitzeugenberichte zur deutschen Militärgeschichte 1945 bis 1955. München 1995, S. 105 f.
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