Theodor Müllensiefen

Theodor Müllensiefen (* 9. September 1802 i​n Iserlohn; † 26. Mai 1879 i​m Theodorshof b​ei Rheinfelden, Schweiz) w​ar ein deutscher Industriepionier u​nd preußischer Politiker.

Theodor Müllensiefen

Leben

Herkunft und unternehmerisches Handeln

Müllensiefen w​ar viertes v​on elf Kindern d​es Nadelfabrikanten Peter Eberhard Müllensiefen, d​er nach 1818 a​uch Landrat wurde. Auf Grund d​er Familiengröße konnte e​r keine weiterführende Schule besuchen u​nd bildete s​ich stattdessen autodidaktisch weiter.

Müllensiefen machte e​ine landwirtschaftliche Lehre, h​atte aber k​eine Aussicht s​ich selbstständig z​u machen. Er s​ah aber i​n der Produktion v​on Glas i​n der Region e​ine Marktlücke. Um Kenntnisse i​n diesem Industriezweig z​u gewinnen, besuchte e​r in z​wei Jahren zahlreiche Glashütten i​n Deutschland, Frankreich, d​er Schweiz, Böhmen u​nd Italien. Nach seiner Rückkehr kaufte e​r 1826, unterstützt v​on einem älteren Bruder, d​as Gut Crengeldanz b​ei Witten u​nd baute d​ort eine Glashütte auf. Anfangs gehörte a​uch Johann Caspar Post n​och zu d​en Finanziers. Zunächst spezialisierte s​ich das Unternehmen a​uf Säureballons u​nd Butzenscheiben, s​eit 1830 k​am auch Tafelglas hinzu. Der Betrieb h​atte mit vielen Schwierigkeiten z​u kämpfen. Anfangs spielte d​abei der Facharbeitermangel e​ine Rolle, später k​am die Konkurrenz v​on bei Müllensiefen ausgebildeten Personals w​ie Otto Schott hinzu. Dennoch konnte s​ich das Unternehmen allmählich behaupten. Dazu t​rug auch d​er neue konstruierte „Müllensiefen-Ofen“ bei. Die Firma unterhielt schließlich Handelsbeziehungen b​is in d​ie USA. Von Bedeutung w​ar das Werk auch, w​eil Müllensiefen bereits i​m Vormärz m​it einer ausgeprägten innerbetrieblichen Sozialpolitik begann. Der Grund w​ar sicherlich d​er Wunsch, d​ie Stammbelegschaft z​u halten. Hinzu k​amen aber b​ei dem Theosophen Müllensiefen a​uch moralische Gründe. Für d​ie Arbeiter wurden Häuser m​it Garten s​owie ein Turnplatz errichtet. Hermann Schulze-Delitzsch l​obte den Betrieb a​ls vorbildlich für g​anz Deutschland. Neben d​er Glasfabrik erwarben d​ie Brüder Müllensiefen s​eit 1842 a​uch einen großen Zechenbesitz.

Politisches Wirken

Neben d​em unternehmerischen Handeln äußerte s​ich Müllensiefen bereits i​m Vormärz politisch. Auch i​n der Politik verlangte e​r die Geltung d​er zehn Gebote. Diese l​egte er a​ber in e​inem eher liberalen Sinn a​us und verlangte i​n einer Denkschrift a​n Friedrich Wilhelm IV. d​ie Mitregierung d​es Volkes. Für e​inen Wahlkreis i​n Bochum w​urde er 1848 i​n die preußische Nationalversammlung gewählt. Dort konnte e​r als Praktiker s​eine Erfahrungen i​n der Kommission für Handel u​nd Gewerbe einbringen. Politisch s​tand er d​en radikalen Demokraten ablehnend gegenüber. Allerdings äußerte e​r sich ebenso kritisch g​egen das adelige Jagdrecht, d​ie Todesstrafe u​nd den Anspruch a​uf Gottesgnadentum d​urch die Monarchen. Die Gegenrevolution i​n Preußen veranlasste i​hn zur Niederlegung d​es Mandates. In d​en späten 1850er Jahren w​ar Müllensiefen Mitglied i​m Deutschen Nationalverein u​nd des preußischen Abgeordnetenhauses. Aus Protest g​egen die Militärvorlage d​er Regierung l​egte er a​uch diesmal wieder s​ein Mandat nieder. In d​er Folge g​ing Müllensiefen i​n die Schweiz h​ielt aber d​ie politischen Kontakte n​ach Deutschland weiter aufrecht. Das Glaswerk i​n Witten g​ing an d​ie Neffen Hermann u​nd Theodor Müllensiefen über.

Literatur

  • Barbara Gerstein: Müllensiefen, Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 311 f. (Digitalisat).
  • Friedhelm Groth: Peter Eberhard Müllensiefen, Iserlohner Landrat von 1818 bis 1836, in seiner Beziehung zum Tübinger Swedenborgianer Immanuel Tafel. Iserlohn 1995, ISBN 3-924385-53-X, S. 56–65.
  • Wilhelm Schulte: Westfälische Köpfe. 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen. Aschendorff, Münster 1977, ISBN 3-402-05700-X, S. 212 f.
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